Welche Möglichkeiten bieten Chinas „Neue Seidenstraße“ und die Digitalisierung? Darüber diskutierten am Montag Experten aus Kasachstan, den USA, Europa und China.

Schon zum zweiten Mal veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Almaty eine zweitägige Konferenz zum Thema „Europa und Kasachstan – Strategien für die Seidenstraße und die Digitalisierung“. Dabei ging es nicht nur um die Chancen, sondern auch um die Herausforderungen. Zum Thema passend, fand die Konferenz in dem Start-up-Hub „Almaty TechGarden“ statt.

Die „Belt and Road Initiative“ (BRI) oder auch „One Belt, One Road“ (OBOR) geht auf das Anliegen des chinesischen Präsidenten Xi Jinping von 2013 zurück, den interkontinentalen Handel zu stärken und die Infrastruktur entlang der historischen Seidenstraße auszubauen. Die „Neue Seidenstraße“ solle folglich Europa mit Asien verbinden und eine Plattform für Handel und kulturellen Austausch bieten. Die Eröffnungsrede wurde von Askar Sembin, stellvertretender Generaldirektor von TechGarden, gehalten. Dieser sprach die Hoffnung aus, dass Almaty bald zur zentralen Verbindungsstelle werde, um den kulturellen und technologischen Austausch transnational zu fördern.

Digitalisierung und BRI als Themenschwerpunkte der Konferenz

In Bezug auf die beiden thematischen Schwerpunkte der Veranstaltung wurde die Sorge geäußert, mit der fortschreitenden Digitalisierung nicht mithalten zu können. Thomas Helm, Direktor des KAS-Länderbüros in Kasachstan, gab daraufhin kund: „Es ist nicht zu spät, aber es ist Zeit zu handeln“. Er wies darauf hin, dass sich alle Länder im Digitalisierungsprozess auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen befänden. Ungeklärt sei hingegen das Projekt BRI. Bisher liege noch keine umfassende Strategie vor, welche genaue Auskunft über die Umsetzung des Projekts geben könne.

Timur Schaimergenow, Vorsitzender des Internationalen Informationskomitees des Kasachischen Auswärtigen Amts, wies Kasachstan eine zentrale Rolle im Digitalisierungsprozess zu, da China ohne Kasachstan keinen Erfolg mit der BRI verbuchen könne. Dennoch dürfe man sich von dem aktuellen Stand des Landes nicht irreführen lassen, denn nicht alle digitalen Erfolge Kasachstans seien unmittelbar sichtbar. Gewisse Herausforderungen blieben darüber hinaus weiter bestehen. So müsse der Datenbestand vereinheitlicht werden, um zentral zur Verfügung gestellt werden zu können. In Reaktion darauf müsse es ebenso zu einer IT-Systemintegration zwischen den Ländern kommen, um die Informationsdatenbank effektiv zu schützen.

Ein Punkt, der in allen Beiträgen angesprochen wurde, war die Frage nach der nötigen Infrastruktur für die fortschreitende Digitalisierung. Askar Sembin sagte, dass ein Zusammenspiel aus physischer und digitaler Infrastruktur allein für eine erfolgreiche Umsetzung des Projekts nicht ausreichen werde. Hingegen müssten die mit der Infrastruktur in Verbindung stehenden Kosten ebenfalls berücksichtigt werden. Dr. Huilin Xiao, stellvertretende Direktorin des „China und Globalisierung“-Zentrums und des „Belt and Road“-Forschungsinstituts in China, verwies auf eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Ländern.

Skepsis der EU

In Bezug auf die von der BRI ausgehenden Herausforderungen mit Zentralasien als ihre Schlüsselregion, reagierte die Europäische Union (EU) mit ihrer neu überarbeiteten Zentralasienstrategie sowie der Strategie zur Förderung der Konnektivität zwischen Europa und Asien. Im Vordergrund des europäischen Interesses steht vor allem eine stärkere Zusammenarbeit auf wirtschaftlicher und politischer Ebene. Zudem wies Helm auf die Vielzahl der vorhandenen EU-Instrumente hin, welche für die zukünftige Entwicklung der Länder Zentralasiens von Bedeutung sein könnten. Obwohl die EU das Vorhaben der BRI grundsätzlich unterstütze, stieße das Projekt dennoch auf Kritik. So seien die sozialen und umweltpolitischen Bedingungen der BRI ungeklärt und die Transparenz des Projekts bliebe fraglich.

Der Gesamteindruck bleibt jedoch positiv. Michael Winzer, Direktor der KAS-Länderbüros in China, nannte die BRI eine Langzeitstrategie, um Länder und Kontinente zu verbinden.

Karina Turan

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