Russland versucht, die Gasindustrien der zentralasiatischen Länder an sich zu binden. Es bemüht sich darum, als größter Erdgasexporteur seinen wirtschaftlichen und politischen Einfluss zu vergrößern. Instrument dafür ist unter anderem das Forum erdgasexportierender Länder.

Ein Rundtischgespräch zum Thema „Eurasische Gasallianz zwischen Realität und Mythos?“ veranstaltete die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) am 13. Oktober in Almaty. Die Rundtischgespräche wurden in Zusammenarbeit mit der Britisch-Kasachischen Technischen Universität (KBTU) und der Stiftung für politische Studien „Perspektiva“ durchgeführt. An dieser Veranstaltung nahmen unter anderem auch Vertreter der Wirtschaft und nationaler Gasgesellschaften wie Kaztranzgas teil. Thema der Konferenz war die Realisierbarkeit einer Gasallianz zwischen Russland und den zentralasiatischen Staaten (Kasachstan, Turkmenistan und Usbekistan). Diese Idee wurde im Jahre 2001 vom russischen Präsidenten Wladimir Putin auf die Tagesordnung gebracht. Danach schuf Gazprom auf vertraglicher Basis eine gute Zusammenarbeit mit den zentralasiatischen Gasgesellschaften. Murat Imaschew von der kasachischen Gastransportgesellschaft leistete einen wertvollen Beitrag zur Diskussion. Er äußerte sich dahingehend, dass die Gasallianz zwischen Russland und den zentralasiatischen Staaten Realität geworden sei. Bei der Eröffnungsrede wies Elvira Pak, die Leiterin der FES in Kasachstan, auf die Bedeutung der Zusammenarbeit für die Stiftung mit unterschiedlichen Institutionen hin.

Im ersten Teil der Veranstaltung wurden die wirtschaftlichen und politischen Aspekte der eurasischen Gasallianz zwischen Russland und den zentralasiatischen Staaten diskutiert. Enno Harks von der Stiftung Wissenschaft und Politik referierte über die Bedeutung Russlands und Zentralasiens für die deutsche Erdgasversorgung, wobei er betonte, dass der russische Marktanteil am Erdgassektor in Europa sinkt. Seiner Ansicht nach bleibt aber Russland Hauptexporteur im europäischen Erdgasmarkt in den kommenden zwanzig Jahren. Prof. Wladimir Tetelmin von der KBTU versuchte zu zeigen, dass diese Allianz für Russland in der Region sehr wichtig und seiner Meinung nach inzwischen zur Realität geworden ist. Kundus Nupow, der Leiter der Ingenieur- und Beratungsgesellschaft „Katek“, betonte die Bedeutung des Baus von Pipelines von Zentralasien nach China, weil die kasachische Regierung ihre Erdgasleitungswege ins Ausland diversifizieren will, um das kasachische Erdgas zu einem höheren Preis zu verkaufen. Danach sprach Marat Amrenow, der Leiter der Abteilung für Wirtschaftsforschung der KBTU, über die Interessen der kasachischen Erdgasindustrie im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit Russland.

Im zweiten Teil der Veranstaltung versuchten die Referenten Fahri Türk von der FES und Nikolai Kusmin von der Stiftung für politische Studien „Perspektiva“ die politischen Aspekte der eurasischen Gasallianz zu durchleuchten. Türk wies in seinem Referat auf zwei Tendenzen des globalen Erdgasmarktes hin. So steigt nicht nur der globale Erdgaskonsum sehr rasant, sondern es wurde auch das Forum für erdgasexportierende Länder gegründet. Das Forum für erdgasexportierende Länder haben elf Staaten im Mai 2001 in Teheran ins Leben gerufen; das sind Algerien, Bolivien, Brunei, Ägypten, Indonesien, der Iran, Libyen, Malaysia, Nigeria, Norwegen (als Beobachter), Oman, Katar, Trinidad & Tobago, die Vereinigten Arabischen Emirate, Venezuela und Russland. Die Mitglieder dieses Forums treffen sich jährlich auf der Ministerebene jeweils in einem Mitgliedsland. Dieses Forum soll zuerst dem Informationsaustausch und der Initiierung gemeinsamer Projekte der Mitgliedsstaaten dienen. Obwohl diese Staaten gemeinsam ungefähr 73 Prozent der Erdgasreserven der Welt kontrollieren, produzieren sie zur Zeit nur 44,4 Prozent des globalen Erdgasverbrauchs. Obwohl auf diesem Forum  keine verbindlichen Entscheidungen für die Mitgliedsstaaten getroffen wurden, besteht die Gefahr, dass daraus in absehbarer Zukunft ein OPEC-ähnliches Gaskartell entstehen wird, was die Erdgasverbraucher vor allem in Europa sehr beunruhigt. Die Niederlande lehnen die Idee einer Gas-OPEC mit der Begründung ab, eine solche Formation sei mit der Liberalisierung in Europa unvereinbar. Deswegen ist nur das EU-Nichtmitglied Norwegen als einziger europäischer Staat Mitglied im Forum als Beobachter. Da Russland schon zu den führenden Ölexporteuren gehört, kann eine solche Gasallianz Russland die Möglichkeit geben, als Großmacht wieder auf die weltpolitische Bühne zurückzutreten. So kann man davon ausgehen, dass sich Russland auf diesem Gebiet als führender Staat profilieren will. Darüber hinaus wurde darauf hingewiesen, dass Russland mit aller Kraft versucht, im Rahmen dieses Forums als größter Erdgasexporteur der Welt seinen wirtschaftlichen und politischen Einfluss zur Geltung zu bringen, was in der Tat nicht schwierig sein wird, wenn dieses Forum zu einer handlungsfähigen und tatkräftigen Organisation umgewandelt werden kann. Kusmin vertrat die Meinung, dass die eurasische Gasallianz als Institution nicht existieren kann. Jedoch sind die zentralasiatischen Länder auf eine Kooperation mit Russland angewiesen, so Kusmin.

21/10/05

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