Noch vor zwei, drei Wochen schien es, als sei der Euro kurz davor, mausetot zu sein. Die Schuldenkrise im Süden der Eurozone, die sich so hartnäckig nicht lösen lassen wollte, schien den Anfang vom Ende eines durchaus genialen, aber schlecht vorbereiteten Projekts zu sein. Nicht weniger als mittlerweile 17 Länder hatten sich vor nur etwa mehr als einem Jahrzehnt aufgemacht, nationale Grenzen auch im Geldbereich niederzureißen und so ein gewaltiges Stück nationaler Souveränität freiwillig und bewusst aufzugeben.

Die Eurokrise hat die Weltgemeinschaft fast zwei Jahre in Atem gehalten, sie ist zwar gegenwärtig keinesfalls gelöst, wohl aber scheinen die Weichen dafür gestellt zu sein. Zumindest aber haben die Finanzmärkte – die ja nicht irgendein staatliches Organ, sondern die Einschätzung überwiegend privater Investoren widerspiegeln, dem Euro wieder ein Stück Vertrauen mehr ausgesprochen, als noch vor ein paar Wochen. Sein Kurs ist infolge gestiegener Nachfrage wieder +über 1, 40 Dollar gestiegen, wobei heftige Kursschwankungen auch weiter an der Tagesordnung sein werden. Ein gestiegener Eurokurs – das ist auf der anderen Seite aber ein entsprechend gefallener Dollarkurs. Zwar ist es immer ziemlich schwer, die wahren Ursachen für das Ab und Auf der Wechselkurse zwischen den beiden führenden Weltwährungen der Gegenwart im Detail zu erklären, klar aber scheint, dass die Stärke des Euro eher weniger auf eigener Leistung beruht als auf der Schwäche des Dollar. Im Moment zumindest sieht es so aus, als ob die europäischen Staaten durchaus fest entschlossen sind, ihre Hausaufgaben zu machen, sprich die Staatsfinanzen wieder in den Griff zu bekommen. Das wird zwar keinesfalls von heute auf morgen gehen, sondern durchaus noch ein paar Jahre in Anspruch nehmen. Die Finanzmärkte aber sind auf die Zukunft fixiert, die widerspiegeln vor allem Erwartungen. Zumindest beim Ankündigen und beim Einleiten operativer Maßnahmen sind die Europäer im Moment klar vorn, während sich die amerikanische Politik immer noch nicht auf eine Strategie einigen kann, die diesen Namen auch verdient.

Für die Schwäche des Dollar, dessen Wechselkurs zum Tenge in Kasachstan mit Hilfe der Nationalbank künstlich stabil gehalten wird, gibt es neben der allgemeinen politischen Ursache mehrere weitere Gründe. Der wichtigste ist dabei das Verhalten der US-Notenbank, die eigentlich der Hüter der Stabilität der Währung nach innen und außen ist bzw. sein soll. Die Geldpolitik der FED ist sehr lax, d.h. sie bringt sehr viel Dollar in Umlauf, mehr als eigentlich zur normalen Abwicklung des Zahlungsverkehrs notwendig wären. Die FED kauft mit frisch gedrucktem Geld amerikanische Staatsanleihen, wodurch viel Liquidität in die Kreisläufe gepumpt wird. Mit jedem Dollar jedoch, der zusätzlich, aber aus strenger geldpolitischer Sicht unnötig in den Markt kommt, sinkt der Wert der sich schon im Umlauf befindlichen Geldscheine. Das ist hier dasselbe, wie bei jedem anderen Marktprozess: Ist zu viel von einer bestimmten Ware im Angebot, sinkt ihr Preis. Nun hat der Chef der amerikanischen Notenbank auch noch angekündigt, den Hahn für den Fluss billigen Geldes noch lange offen zu halten. Der Dollar wird also weiter die Weltfinanzmärkte überfluten und seine Disbilanz zum Euro eher noch ausbauen. Dabei hat der Dollar schon gegenüber allen wichtigen Währungen deutlich an Wert verloren, was ein Blick auf die letzten 10 Jahre zeigt. Seit 2000 hat der Dollar zum Euro um 33 %, zum Zen um 22 % und zum Schweizer Franken um 40 % abgewertet. Doch nun langsam wird die Finanzwelt nervös. Schließlich ist der Dollar nicht irgendeine Währung eines unwichtigen Landes hinter den sieben Bergen, sondern die mit Abstand weltweit wichtigste Reservewährung. Etwa zwei Drittel der Devisenreserven werden in Dollar gehalten und gar 85 % des Welthandels wird in Dollar abgerechnet und bezahlt. Im Moment untergraben die USA selbst und möglicherweise auch nicht ohne Berechnung ihre eigene Währung. Ein niedriger Außenwert verschafft der US-Wirtschaft preisliche Wettbewerbsvorteile, die Rolle als weltweite Leitwährung wird dadurch aber untergraben und kann so auf Dauer verlorengehen. Da im Moment Alternativen zum Dollar fehlen, kann die US-Notenbank noch mit dem Feuer spielen. Noch, denn keine andere Währung ist so liquide und trotz aller Turbulenzen so begehrt.

Bodo Lochmann

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