Sie kommen als Austauschstudenten, Freiwillige, Sprachassistenten oder Praktikanten. Was zieht junge Deutsche nach Kasachstan? In einer losen Reihe stellen wir einige von ihnen vor, um dieser Frage auf den Grund zu gehen. Felix Riefer (31) wurde in Sankt Petersburg geboren, doch ist in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen. Zurzeit ist er Volontär bei der Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn. Im März absolvierte er seine externe Station am Goethe-Institut Almaty.

Felix, was waren deine Aufgaben beim Goethe-Institut?

Ich bin Volontär in der Online-Redaktion der Bundeszentrale für politische Bildung (BpB). Hier beim Goethe-Institut war ich hauptsächlich für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Außerdem habe ich bei der Organisation der Heiner-Goebbels-Woche geholfen.

Wieso hast du Kasachstan als externe Station gewählt?

Ich bin erstmals während meines Studiums im Rahmen eines Praktikums im kasachischen Generalkonsulat in Bonn mit dem Land in Berührung gekommen.

Eine Kollegin erzählte mir, dass sie ihre externe Station am Goethe-Institut Hong-Kong gemacht hatte. So erfuhr ich, dass wir auch die Goethe-Institute als Kooperationspartner haben. Mein Fokus liegt auf dem postsowjetischen Raum und ich bin schon viel durch Russland, die Ukraine und das Baltikum gereist. In Zentralasien war ich vorher allerdings noch nicht.

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Wie blickst du auf die vergangenen Wochen?

Sehr positiv, wobei der erste Eindruck gar nicht so gut war: Mein Koffer war von der Fluggesellschaft in Frankfurt vergessen worden, meine Kreditkarte funktionierte nicht und in meiner Wohnung gab es kein Wasser. Zum Glück hat sich das alles schnell aufgelöst.

In den ersten Märztagen gab es zudem sehr viel Smog und die Luft war noch schlechter als sonst. Aber man ist schnell in der Natur und kann so dem Ganzen ein bisschen entfliehen. Es gibt sehr viel zu entdecken rund um Almaty.

Mein Eindruck war zunächst auch, dass Almaty eine „normale“ postsowjetische Stadt ist: ein bisschen heruntergekommen, wenig Cafés. Doch dann habe ich festgestellt, dass es anders ist. Almaty ist sehr vielseitig und viel diverser, vor allem im kulturellen Bereich. Es ist eine andere Atmosphäre als zum Beispiel in Wolgograd, das ich „typisch postsowjetisch“ nennen würde.

Für die Kunst eines Heiner Goebbels würde man in Almaty nicht viel Zulauf vermuten. Doch es kamen sehr viele Menschen, die sich für seine Kunst interessieren, sie verstehen oder zumindest verstehen wollen. Das würde man nicht erwarten, wenn man zunächst an Kasachstan denkt.

Es gibt ein echtes Stadtleben. Die Cafés sind voll, Menschen unterhalten sich über verschiedenste Dinge und sind gleichzeitig nicht so abgehoben wie in anderen Metropolen. Auch leben hier viele Expats und es sind viele internationale Organisationen präsent. Es ist schon ein anderes Leben. Man kann sich aber schnell vernetzen und es gibt genügend Orte, wo man in der Freizeit hingehen kann.

Was wird dir besonders in Erinnerung bleiben?

Hier in Almaty halten sogar die Autos am Zebrastreifen für dich an. Und einmal war ich in Bischkek. Bei der Wiedereinreise nach Kasachstan hatte ich auf der Migrationskarte vergessen, das Feld auszufüllen, wer mich einlädt. Der Grenzbeamte hat dann gesehen, dass ich Deutscher bin und sich darüber so gefreut, dass er „Kasachstan“ eingetragen hat.

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Du bist selbst Russlanddeutscher. Wie ist dein Eindruck von der deutschen Minderheit hier?

Tatsächlich hatte ich gar nicht so viel mit den Deutschen hier zu tun. Einmal war ich mit einer Bekannten in einem Café und am Nebentisch saß ein Pärchen. Dann drehte sich der Mann zu uns um und erzählte, er sei auch Deutscher. Also die Kasachstandeutschen sind durchaus präsent und mein Eindruck ist, dass die, die hiergeblieben sind, auch gut in die Gesellschaft integriert sind.

Was steht nach deiner Rückkehr nach Deutschland an?

Vor meiner Abreise habe ich für die BpB eine Tagung über die politische Bildung und Partizipation von Russlanddeutschen und russischsprachigen Gruppen in Deutschland mitorganisiert. Diese wird jetzt im Mai in Köln stattfinden. Das bedeutet noch sehr viel Arbeit in der Vor- und Nachbereitung.

Wirst du wiederkommen?

Ja!

Vielen Dank!

Das Interview führte Othmara Glas.

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