Das Berliner Ensemble „jazzIndeed“ mit dem Vokal-Akrobaten Michael Schiefel ist zu Gast auf dem Festival „Prazdnik Jazza“ in Almaty.

/Bild: Veranstalter. ‚„jazzIndeed“ aus Berlin spielt größtenteils eigene Kompositionen.’/

Tagir Zaripow ist ein bemerkenswerter Mann. Ohne ihn würde es das Frühlingsfestival „Prazdnik Jazza“ in Almaty nicht geben. Selbst Vollblutmusiker (Trompete), hat er eine Leidenschaft für den Jazz entwickelt, die selten ist. Im letzten Jahr, zu seinem 60.Geburtstag, spielte seine eigene Jugend-Big Band auf. Sie ist ein Produkt der einzigen Jazz-Schule, die es in Kasachstan gibt – seiner eigenen.

Den ersten Jazz seines Lebens hat Zaripow, als Student im zweiten Jahr, auf „Voice of America“ gehört. Seine ganze Liebe galt dem Bebop, jener auf schnellen komplexen Harmonien und Rhythmen gründenden Stilrichtung, die Charlie Parker und Dizzy Gillespie spielten. Das war noch Sowjetzeit, und der Jazz war zwar offiziell wenig gelitten, aber extrem populär. Jazz galt als Rückzugsgebiet der Intelligenzia. Denn die individuelle Improvisation auf karge Melodienlinien eines „Standards“ wurde allgemein als Metapher für einen Rest an schöpferischer Freiheit verstanden. Noch heute scheint sich der Jazz im postsowjetischen Raum – ganz anders als im Westen – uneingeschränkter Beliebtheit bei Alt und Jung zu erfreuen.

Wer sich davon überzeugen will, kann es auf dem alljährlichen Festival mit einem kurzen Blick ins Publikum tun. In Bischkek, wo zeitgleich und in enger Abstimmung mit Almaty, ein ganz ähnliches Festival stattfindet, ist es nicht anders.

Es treffen sich zentralasiatische und russische Jazz-Ensembles. Internationales Flair kommt durch die amerikanischen und europäischen Festivalgäste auf. Letztes Jahr begeisterte der junge Lars Duppler aus Köln mit seinem Trio die Zuhörer, und in diesem Jahr wird auf Einladung des Goethe-Instituts das Quintett „jazzIndeed“ aus Berlin erwartet.

„jazzIndeed“ spielt größtenteils eigene Kompositionen. Dabei stellen die Musiker unter Beweis, wie groß die Bandbreite ihres Könnens ist. Es reicht von funkigen Kreationen bis zu locker-coolen Arrangements deutscher Popmusik. Drei CDs liegen vor: „Blaue Augen“ (2005), „Who the Moon Is“ (2000), „Under Water“ (1997).

Mit dem Vokalisten Michael Schiefel hat das Ensemble nicht nur einen herausragenden Jazz-Sänger zu bieten. Vielmehr ist Schiefel ein Stimm-Akrobat, dessen Virtuosität und Individualität einzigartig sind. Er ist Professor für Gesang an der Hochschule für Musik in Weimar und tritt auf als einer, wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schrieb, der „keine Angst hat, ernsthafte Kunst zu machen und dabei mit der leichten Muse zu flirten“.

Das Festival „Prazdnik Jazza“ bespielt vom 23. – 26.4. den großen Saal im Schüler-Palast am Prospekt Dostyk, Ecke Satpajew-Straße. Die Sets beginnen jeweils um 19:00 Uhr. Tickets (1.000 – 2.000 KZT) gibt es an der Abendkasse, weitere Informationen auf www.jazz.kz. „jazzIndeed“ spielt abends am Freitag, dem 24. April.

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„jazzIndeed“

Michael Schiefel:
Gesang und Electronics. Geboren 1970, studierte von 1991 bis 1996 Jazzgesang an der Hochschule der Künste Berlin. Neben seiner Arbeit mit jazzIndeed tourt er mit seinen Solo- und Trio-Programmen durch Deutschland und Europa.

Jan von Klewitz:
Saxophon. Geboren 1964, Jazzstudium an der Musikhochschule Köln, Mitglied des Deutsch-Französischen Jazzensembles unter der Leitung von Albert Mangelsdorff, Mitwirkung im Berlin Contemporary Jazzorchestra mit Alexander von Schlippenbach, Evan Parker und Aki Takase.

Bene Aperdannier: Piano/Keyboards. Geboren 1966, Jazzstudium an der Hochschule der Künste Berlin von 1989 bis 1995. Zusammenarbeit mit Mathias Ruegg (Vienna Art Orchestra), Jean-Paul Bourelly, Billy Bang, Ed Schuller, Kenny Martin, Paul Brody, Nina Hagen und Udo Lindenberg.

Paul Kleber: Bass. 1973 in Berlin geboren, spielte Paul Kleber schon in früher Jugend Cello und Jazz-Schlagzeug, bevor er zu seinem Hauptinstrument, dem Kontrabass wechselte. Er absolvierte ein klassisches Kontrabassstudium an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler” Berlin und ein Jazzstudium an der Universität der Künste Berlin.

Rainer Winch: Drums/Percussion. Geboren 1968, studierte Schlagzeug im Fachbereich Jazz der Hochschule der Künste Berlin und am „Banff Center of the Arts“ in Kanada. Er spielte u.a. mit Kenny Wheeler, Jim Hall, Joe Haider, Sigi Busch, Mark Levine oder Wolfgang Muthspiel.
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Von Günther Hasenkamp

17/04/09

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