In Deutschland wird diese Woche Karneval gefeiert. Besonders in den Karnevalshochburgen müssen sich an Weiberfestnacht Krawattenträger vor traditionsbewussten Frauen in Acht nehmen.

In Deutschland wird gerade Karneval gefeiert. Aber keine Sorge, hier in Almaty sind alle Schlipsträger innerhalb der deutschen Community gewiss sicher vor Scherenattacken, und das Rathaus wird bestimmt nicht von Narren gestürmt. Glück gehabt, denkt man da oder vielleicht sogar: was soll das? Natürlich, die meisten Deutschen sind ja auch zum Arbeiten hier in Almaty, und nicht jeder feiert gerne Karneval.

Im Rheinland und anderen Teilen Deutschlands ist Weiberfastnacht ein ganz normaler Arbeitstag. Eigentlich. In Köln oder Bonn kann es dennoch passieren, dass plötzlich die nette Kollegin, von der man es eigentlich gewohnt ist, anerkennende Kommentare zur Wahl der Garderobe zu hören, plötzlich mit einer Schere vor einem steht. Noch bevor man sich wundert, was das soll, hat sie schon die Krawatte abgeschnitten, von der man eigentlich immer dachte, dass sie ihr gefällt. Eine andere Kollegin schneidet dem anderen Kollegen gerade die Schnürsenkel durch. Er trägt keine Krawatten. Bevor es einem der Geschädigten einfällt sauer zu werden, bekommen sie ein Küsschen auf die Wange geschmatzt. Schon schunkelt eine kleine Polonaise ins Büro herein, angeführt von der Front-Desk-Sekretärin, die vergnügt die Melodie des Karnevalsliedes der Kölner Band „De Räuber“ „Wenn et Trömmelche jeht“, mitgröhlt.

Zugegeben, diese Szene ist ausgedacht. Aber es könnte so sein. Denn an Weiberfastnacht, dem Donnerstag vor Aschermittwoch beginnt vielerorts der Karneval. Besonders in den Hochburgen Köln, Bonn und Mainz legen viele Narren und Närrinnen die Arbeit nieder, verkleiden sich und feiern – meist sechs Tage lang.

Frauen übernehmen an Weiberfastnacht sozusagen die Macht und zeigen dies, indem sie den Männern mit Scheren an den Schlips gehen. Dafür werden die Männer mit einem Bützchen, also mit einem Küsschen entschädigt. Die Frauen gehen sogar noch einen Schritt weiter, um die Macht der Männer umzukehren: In vielen westfälischen Städten ist es Brauch, dass sie symbolisch das Rathaus einnehmen. Diese Tradition geht zurück auf die Beueler Wäscherinnen.

Der Donnerstag vor Aschermittwoch war für die Waschfrauen immer ein Feiertag, jedoch wollten sie gegen den männlich dominierten Karneval ein Zeichen setzen. So nahmen sie symbolisch das Rathaus im Bonner Stadtteil Beuel ein. Jedes Jahr ist der Sturm der Beueler Wäscherinnen und die Machtübernahme der Wäscherprinzessin im Beueler Rathaus ein karnevalistisches Ereignis, das sogar vom regionalen Fernsehen übertragen wird.

Von Dominik Vorhölter

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