Die Friedrich-Ebert-Stiftung veranstaltete gemeinsam mit dem Informations- und Ressourcenzentrum „Eco-Tourism“ sowie der Tourismus-Assoziation Kasachstan (KTA) eine Konferenz zu den Perspektiven einer freiwilligen ökologischen Bewegung in Kasachstan. Dagmar Schreiber, Expertin für Ökologischen Tourismus, stellte in Astana erste Erfahrungen des Pilotprojekts „Freiwilliger Ökologischer Monat“ vor.

/Bild: DAZ. ‚Die Vorstellung des Pilotprojekts an der Turan-Universität in Astana.’/

Umweltbewusstsein und aktives Engagement für Umwelt- und Naturschutz sind für viele Menschen in Deutschland selbstverständlich geworden. Ein Großteil der Bevölkerung übernimmt mittlerweile ein gewisses Maß an individueller Verantwortung für seine Umwelt.
Trotzdem ist der Entschluss, sich für die Erhaltung einer lebenswerten Umwelt einzusetzen und am Umweltschutz aktiv teilzunehmen, etwas Besonderes.

So entscheiden sich nicht wenige junge Leute direkt nach der Schule für das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ), welches von Umweltschutzverbänden, gemeinnützigen Jugendorganisationen oder Kirchen in ganz Deutschland angeboten wird.

Dagmar Schreiber, CIM-Fachkraft beim Informations- und Ressourcenzentrum Ökotourismus in Almaty, ist überzeugt, dass die positiven Erfahrungen des Freiwilligen Ökologischen Jahres aus Deutschland auch in Kasachstan genutzt werden können. In Anlehnung an das FÖJ könnte in Kasachstan ein FÖM – freiwilliger ökologischer Monat entstehen – mit einem gemeinsamen Nutzen für beide Seiten: Kasachstan ist mit seinen Naturschönheiten und der unglaublichen Tier- und Pflanzenvielfalt ein Paradies für Individualtouristen, jedoch touristisch erst wenig erschlossen. Freiwillige Helfer könnten mit ihrer Arbeit eine Menge dafür tun, den touristischen Service insbesondere in den Nationalparks zu verbessern und außerdem zur Entwicklung des ökologischen Tourismus beizutragen.

Gesagt, getan! Nachdem ihr Sohn selbst ein FÖJ absolviert hatte, arbeitete Dagmar Schreiber gemeinsam mit „Eco-Tourism“ und der Tourismus-Assoziation Kasachstan (KTA) an der Umsetzung des Konzepts.

In Deutschland wurde das Konzept des Freiwilligen Ökologischen Jahres 2002 als ein Bildungs- und Orientierungsjahr für Jugendliche zwischen 16 und 27 Jahren eingeführt. Es spricht besonders Jugendliche an, welche die Zeit nutzen wollen, um sich auf ihre Berufswahl vorzubereiten und gleichzeitig im Umwelt- und Naturschutz aktiv zu werden. Die jungen Menschen können hierbei in vielfältigen Bereichen wie Umwelt- und Naturschutzzentren, Landwirtschaft und Gartenbau oder Umweltbildung tätig werden. Die Trägerorganisationen des FÖJ berücksichtigen in ihrer Arbeit insbesondere den ökologischen Gedanken und vermitteln den ehemaligen Schülern von der Theorie bis zum praktischen Naturschutz, zur Umweltbildung und Umweltforschung eine Vielzahl an Erfahrungen und Wissen. In den letzten zehn Jahren hat sich das FÖJ in Deutschland zu einem Erfolgsprojekt entwickelt: aktives Umweltengagement wird mit Umweltbildung, Persönlichkeitsentwicklung und Berufsorientierung verbunden. Darüber hinaus sind die Teilnehmer eines FÖJ zudem auch Multiplikatoren des Umwelt- und Naturschutzes, weil sich viele auch nach den zwölf Monaten weiter engagieren.

Diesen Ansatz verfolgte auch Dagmar Schreiber als Initiatorin des Pilotprojekts mit einem zunächst einmonatigen freiwilligen ökologischen Dienst.

Nur – wer meldet sich freiwillig für ein solches Engagement; welche Umweltorganisationen und Vereinigungen benötigen die Unterstützung der Freiwilligen, und wie lässt sich diese Idee überhaupt vermarkten? Die Jugend spielte in diesen Überlegungen zum „kasachstanischen Konzept“ des FÖJ eine große Rolle: Studenten mussten gefunden werden, die in ihrer vorlesungsfreien Zeit freiwillig und unentgeltlich in den Nationalparks arbeiten. Die Verwaltungen der ausgewählten Nationalparks mussten außerdem diesem Konzept zustimmen. Dass Dagmar Schreibers Idee eine absolute Innovation und vielleicht auch etwas ungewöhnlich in einem Land wie Kasachstan war, merkten sie und ihre Mitarbeiter recht schnell. Neben der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU) meldeten sich zunächst einmal nur zwei Nationalparks aus dem Bezirk Almaty auf die Anfrage – und zwar „Scharyn“ und „Kolsai-Seen“.

Dafür machten sich die fünf Studenten aus der DKU sofort mit Eifer an die Arbeit.
Eines der Hauptprobleme waren fehlende Informationen für Touristen über die schönsten Ausflugsziele und Naturdenkmäler Kasachstans. Dazu wurden die Studenten mit der Erstellung von mehrsprachigen Informationsbroschüren beauftragt, die kompakt und übersichtlich in mehreren Sprachen viele nützliche Hinweise zu den Reisezielen vermittelten.
Ein ehrgeiziges Projekt – denn die Zielgruppe des ökologischen Tourismus sind meist ausländische Besucher zwischen 35 und 65 Jahren. Darüber hinaus stand die Erstellung eines Entwurfs für ansprechende und benutzerfreundliche Websites im Internet auf der Agenda.
Bis allerdings die neuen Informationsbroschüren druckfertig waren, gab es viel zu tun. Die freiwilligen Helfer wanderten zwei Wochen lang bei teils harten Witterungsbedingungen im Hochsommer alle Wegstrecken zu Fuß ab und kennzeichneten markante Wegpunkte. In die Wanderkarten mussten diese Ergebnisse dann detailgetreu eingearbeitet werden. Ein wichtiger Faktor während dieser Arbeit war der Austausch mit der einheimischen Bevölkerung. Letztendlich wissen hiesige Einwohner am besten über ihre Sehenswürdigkeiten in der Natur Bescheid.

Zu guter Letzt entstanden informative und nützliche Broschüren in insgesamt drei Sprachen, die für Individualtouristen so dringend notwendig sind.

Lohnt sich die Einführung eines Freiwilligen Ökologischen Monats und das Umweltengagement der jungen Studenten in Kasachstan überhaupt?

Dagmar Schreiber, die nun schon das vierte Jahr im ökologischen Tourismus tätig ist, kann das nur bejahen. Die Erfahrungen des Freiwilligen Ökologischen Jahres aus Deutschland können sich ihrer Meinung nach nur positiv in Kasachstan auswirken. Gerade Kasachstan leidet unter vielfältigen komplexen ökologischen Problemen, die teils als Altlasten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion „vererbt“ wurden, teils aus heutigen Entwicklungen resultieren. Um diese Umweltprobleme anzugehen, braucht das Land gut ausgebildete Fachkräfte mit Umweltberufen, doch an denen mangelt es an allen Ecken und Enden.

Für Dagmar Schreiber liegt der Synergieeffekt des „Freiwilligen Ökologischen Monats“ und des ökologischen Tourismus in den Nationalparks klar auf der Hand. Das freiwillige Engagement der Studenten mache sich doppelt und dreifach bezahlt, indem Wirtschaftlichkeit und der ökologische Gedanke miteinander verbunden werden. Den Studenten werde eine verantwortungsvolle Arbeit übertragen, bei der sie mit Fachkräften der Nationalparks, mit Besuchern und Einheimischen in Kontakt kommen und ein Netzwerk aufbauen. Während des freiwilligen Monats lernen sowohl die Studenten als auch die Nationalparkverwaltungen viel voneinander.

Der FÖM ist schließlich eine Investition in die Zukunft – handeln wir jetzt für die Zukunft!

Weitere Informationen: www.eco-tourism.kz, www.kasachstanreisen.kz.

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