Bei einem Seminar in Pawlodar entwickelten Jugendliche aus vier Ländern eine neue Jugendseite für die DAZ.

„Be cool, speak Deutsch“ – singt die deutsche Band „Die Prinzen“ in einem ihrer Hits. Ist das etwa eine mögliche Perspektive für russlanddeutsche Jugendliche in Russland und Zentralasien, um ihre kulturellen Wurzeln zu pflegen? Um diese Frage zu beantworten, kamen Mitte August Vertreter russlanddeutscher Organisationen aus Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan und Russland zu einem zweitägigen Seminar nach Pawlodar (Kasachstan). Ziel war es, die unterschiedlichen Jugendorganisationen zusammenzuführen und die Kenntnisse der Teilnehmer im Bereich der Medien zu vertiefen. Aber auch diejenigen, die der deutschen Sprache nicht mächtig waren, konnten hier Neues über das journalistische Handwerk erfahren.

Die Geschichte der Russlanddeutschen ist nicht neu: 1762 von Katharina der Großen nach Russland eingeladen, Mitte des 20. Jahrhunderts von Stalin nach Sibirien und Kasachstan vertrieben, zogen viele von ihnen nach der Perestroika nach Deutschland. Einige aber blieben. Für sie schreibt die deutsch-russische Zeitung in Zentralasien, die „Deutsche Allgemeine Zeitung“ (DAZ). Einmal wöchentlich veröffentlicht sie Artikel in deutscher und russischer Sprache über das Leben der Russlanddeutschen und über aktuelle Geschehnisse in Kasachstan. Die Seminarteilnehmer hatten es sich zur Aufgabe gemacht, der Zeitung ein neues und frischeres Gesicht zu geben: „Wir wollen eine Jugendseite mit vielen abwechslungsreichen Themen in der DAZ erstellen“, sagt Olesja Klimenko, die Chefredakteurin der DAZ und Mitorganisatorin des Treffens.

Im Haus der Freundschaft in Pawlodar entwickelten die 22 Teilnehmer in Arbeitsgruppen Ansätze für ein Format der neuen Jugendseite. Ein großer majestätischer Saal mit schweren Vorhängen und vergoldeten Kronleuchtern bot ihnen dabei Kulisse für den Austausch ihrer Ideen. „Mir gefällt besonders, dass so viele Menschen aus unterschiedlichen Ländern gekommen sind“, sagt Juri Kisilewskij, der aus Omsk angereist war. Er hielt einen Vortrag über die richtige Technik beim Fotografieren. Außerdem wurden von weiteren Spezialisten Workshops durchgeführt: unter anderem zu Cross-Media und Projektmanagement. Im Fokus stand dabei stets die Frage, wie die russlanddeutsche Jugend für länderübergreifende Kooperationen begeistert werden kann. „Auch wenn wir in unterschiedlichen Ländern leben – es ist die deutsche Sprache und Kultur, die uns verbindet“, sagt Alina Daniltschenko aus Semej, einer Stadt, östlich von Pawlodar. Die 20-Jährige Christina Malachowa war für das Treffen extra aus Taschkent gekommen. Die weite Reise mit dem Flugzeug und dem Zug war es ihr wert. „Hier kann ich mich mit anderen über meine Ideen zum Schreiben von Artikeln austauschen.“

Lima Ibragimowa aus Kirgisistan war der Meinung, man sollte die Jugendseite möglichst vielfältig gestalten. Kurz sollten die Beiträge sein und die Fotos sollten unbedingt bunt abgedruckt werden. „Die Jugendseite ist zwar schön und gut, aber wir brauchen auch neue Journalisten, die für die DAZ schreiben“, gab Olesja Klimenko zu Bedenken. Daher war die Gewinnung von neuen Korrespondenten für die DAZ sowie die Weiterbildung der bereits schreibenden Autoren mit eines der Hauptziele des Seminars.

„Be cool, speak Deutsch – vielleicht versteh ich Sie“, singen die „Prinzen“ weiter. Die Teilnehmer des Seminars verstanden sich gut: „Mit der Hilfe der deutschen Sprache können wir nicht nur die Vergangenheit unserer Vorfahren verstehen, sondern auch die Gegenwart und die Zukunft konstruieren“, war man sich am Ende einig. Außerdem wurde beschlossen, dass die unterschiedlichen Organisationen zukünftig mehr zusammenarbeiten werden. Während des Seminars wurde dies bereits trainiert: Artikeln wurden verfasst, Videos gedreht und weitere Ideen für neue Projekte entwickelt.

Anna Karelina

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