In Westeuropa kämpfen Bierbrauereien mit Absatzproblemen. Ganz anders die Geschäftsaussichten in Osteuropa, Russland und vor allem in Kasachstan. Der Marktführer verdient gutes Geld bei steigendem Bierdurst der Kasachen.

Der Bierkonsum in Westeuropa und in Deutschland, dem Land des Bieres, ist seit Jahren rückläufig. Absatz, Umsatz und Gewinn der Brauereien schrumpfen. Die Deutschen und vor allem auch die Jugend ziehen heute Wein dem Gerstensaft vor oder nippen lieber an Cocktails. Biermischgetränke und die Fußballweltmeisterschaft sollen die deutsche Bierkonjunktur 2006 stabilisieren. Noch Anfang der 1990er Jahre gönnte sich der Deutsche im Schnitt etwa 140 Liter Gerstensaft – etwa 14 Bierkästen – im Jahr. Heute sind es immerhin noch 128 Liter. Damit trinkt der deutsche Otto-Normalverbraucher eindeutig mehr als ein Standardwesteuropäer, der sich etwa 80 Liter gönnt. Für die kommenden Jahre rechnen die deutschen Brauer laut einer Studie der Wirtschaftsberatung KPMG allerdings mit weiter sinkendem Bierkonsum. Ganz anders die Situation im Baltikum, in der Ukraine, Russland und Kasachstan. Bier hat Konjunktur hier und das auch bei der Jugend. In Kasachstan sprudelt nicht nur das Öl, sondern auch der Gerstensaft. Beim sonntäglichen Flanieren in Almatys Parks gilt ein Bier in der einen und den Kinderwagen in der anderen Hand durchaus als schick. Zu fast jeder Tageszeit scheinen Mann oder Frau in Kasachstan einem Bier wohl gesonnen. Vorausgesetzt sie gehören zur westlich orientierten Bevölkerung und lehnen Alkoholkonsum nicht aus Gründen des muslimischen Glaubens ab.
Umgekehrt zu Eindrücken aus dem Alltag zeigt ein Blick in die Statistik, dass der Kasache mit 20 Litern pro Jahr gemäß dem Euromonitor-Weltbierreport immer noch recht wenig Bier trinkt. In Russland sind es schon 50 Liter pro Kopf. Das Marktpotenzial erkannt hat der global tätige dänische Brauereikonzern Carlsberg. Die Großbrauerei macht gute Geschäfte in Osteuropa und der GUS. Biermarken wie Baltika Sieben, die zur Carlsberg-Beteiligung „Baltic Beverages Holding“ (BBH) gehören, verkaufen sich in Russland und Kasachstan bestens. Die Baltika-Marken stehen in jedem kasachischen Supermarkt- und Kioskkühlschrank. Die 1990 gegründete BBH ist heute mit 18 Brauereien vor Ort unangefochtener Marktführer in Russland, dem Baltikum, der Ukraine und Kasachstan. Allein im letzten Jahr wurden 20 Millionen Hektoliter der Baltika-Marken getrunken. Der Absatz lag damit 13 Prozent über dem Vorjahr. In Kasachstan steigerte Carlsberg 2005 seinen Absatz sogar um 50 Prozent. Davon können deutsche Brauer nur träumen. Vor allem die lokalen Marken Derbes („unabhängig“) und Irbis („Schneeleopard“) profitierten vom Bierdurst der Kasachen. Vor drei Jahren kaufte sich Carlsberg bei den beiden Almatyer Brauereien ein und ist damit heute durch die Baltika-Importbiere und die zwei kasachischen Biere in allen Preissegmenten vertreten. So kann die dänische Großbrauerei auch in Zukunft am Bierboom in der dank Ölboom am schnellsten wachsenden Volkswirtschaft der GUS partizipieren.

03/03/06

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