Kasachstan will „grün“ werden: das Land möchte den Anteil erneuerbarer Energien massiv ausbauen. Der Boom von Öko-Strom sorgt unterdessen in Deutschland für Unmut bei Kraftwerksbetreibern.

Die Hälfte des in Kasachstan verbrauchten Stroms soll bis 2050 aus erneuerbaren Energiequellen gewonnen werden – so sieht es ein im Mai dieses Jahres von Präsident Nursultan Nasarbajew unterzeichneter Erlass vor. Der kasachische Umweltminister Nurlan Kapparow präzisierte dieses Ziel wenig später: Demnach soll der Anteil von Wind- und Solarkraft am Energiemix 2050 bei 39 Prozent liegen. Für Wasser- und Atomkraft ist ein gemeinsamer Anteil von 14 Prozent vorgesehen – Pläne für den Bau eines Atomkraftwerks in Kasachstan wären demnach nicht vom Tisch.

16 Prozent des Stroms sollen 2050 Kapparow zufolge mittels Gaskraftwerken erzeugt werden, die restlichen 31 Prozent in Kohlekraftwerken. Letztere sollen allerdings technologisch aufgerüstet werden, um eine sauberere Verbrennung zu gewährleisten. Bis zum Jahr 2030 gab Kapparow unter der Bedingung weiterhin hoher Erdgaspreise als Ziel einen Anteil von 11 Prozent an Wind- und Solarkraft, 10 Prozent aus Wasserkraft, 8 Prozent aus Atomkraft 49 Prozent aus Kohle sowie 21 Prozent aus Erdgas vor.

Bei sinkenden Erdgaspreisen könnte der in Gaskraftwerken erzeugte Anteil bis 2030 allerdings auf 26 Prozent steigen, bis 2050 sogar auf knapp ein Drittel (32 Prozent). Dabei ist ein leicht sinkender Verbrauch einkalkuliert: dank Energieeffizienzmaßnahmen soll Kasachstan 2030 mit einer um 10 Prozent niedrigeren Stromproduktion als heute auskommen. „Grün“ möchte Kasachstan sich allerdings bereits in vier Jahren präsentieren: dann ist die Welt zu Gast in der Hauptstadt Astana, wo die „Expo-2017“ mit dem Motto „Energie der Zukunft“ stattfindet.
Als Vorreiter bei der Energiewende gilt derweil Deutschland. Bei den Energieträgern an der Spitze liegt dort zwar immer noch, ebenso wie in Kasachstan, die wenig umweltfreundliche Kohle, mit der 2012 etwa 45 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms erzeugt wurden (Braunkohle 26 Prozent, Steinkohle 19 Prozent). Schon heute kommen jedoch rund 22 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms aus Sonnenenergie und Windrädern, aus Biogasanlagen und Wasserkraft. Die erneuerbaren Energieträger lagen damit vor den Atomkraftwerken, die 2012 auf einen Anteil von 16 Prozent am Stromverbrauch kamen.
Der Ökostrom-Boom in Deutschland erfreut indes nicht alle. Einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) zufolge erwägen mehrere Energiekonzerne inzwischen die Abschaltung von Gas- und Kohlekraftwerken. Der Grund: viele dieser Kraftwerke sind wegen der hohen Nachfrage nach Ökostrom immer seltener am Netz, ihr Betrieb ist nach Ansicht der Unternehmen nicht mehr wirtschaftlich.

Gebraucht werden die konventionellen Energieträger allerdings vorerst weiterhin als Reserve: bei der Erzeugung von Wind- und Solarenergie gibt es wetterbedingte Flauten. Würden tatsächlich 20 Prozent der bislang 90.000 Megawatt konventionell erzeugten Stroms wegfallen, wie die SZ mutmaßt, drohten in Deutschland Stromausfälle.

Bislang liegen 15 Stilllegungsanträge für Kraftwerke bei der Bundesnetzagentur vor, weitere werden laut SZ für die nahe Zukunft erwartet. Doch wenn die Versorgungssicherheit tatsächlich gefährdet sei, bestünde für die Bundesregierung auch die Möglichkeit, einen Weiterbetrieb einzelner Kraftwerke gesetzlich anzuordnen.

Von Robert Kalimullin

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