Grußwort zum 3. Oktober 2014 des Bundesministers des Auswärtigen, Dr. Frank-Walter Steinmeier: „2014 ist ein Jahr des Rückblicks auf Wegmarken, die nicht nur die deutsche Geschichte geprägt haben. Zwei dieser Daten sind besonders düster: Vor 100 Jahren haben zwei Pistolenschüsse in Sarajewo Europa im Ersten Weltkrieg versinken lassen. Vor 75 Jahren hat unser Land mit dem Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg entfesselt – und mit ihm nie dagewesene Menschheitsverbrechen…

Wir feiern 2014 aber auch eine Sternstunde deutscher und europäischer Geschichte. Vor 25 Jahren ist die Berliner Mauer gefallen. Der 3. Oktober 1990 hat wenige Monate später die deutsche Einheit Wirklichkeit werden lassen.

Dieser Tag hat die jahrzehntelange Teilung unseres Landes beendet. Er war zugleich ein Meilenstein auf dem Weg in ein geeintes Europa, den unsere Nachbarn in Polen und in den anderen „neuen Mitgliedstaaten“ vor zehn Jahren vollendet haben.

Geebnet haben diesen Weg 1989 die friedlichen Revolutionäre auf den Danziger Werften, auf dem Prager Wenzelsplatz und auf dem Berliner Alexanderplatz. Ihr Traum von einem freien, offenen und demokratischen Europa hat den Eisernen Vorhang zu Fall gebracht.

Dieser Traum wird heute längst nicht nur in Europa geträumt; das spüre ich immer wieder, wenn ich als Außenminister in der Welt unterwegs bin. Er beflügelt junge Menschen in Europas Nachbarschaft genauso wie in Asien und Lateinamerika. Es ist der Traum von Demokratie und Rechtsstaat, von der freien Entfaltung des Einzelnen und von gesellschaftlichem Zusammenhalt.

„Vereint in Vielfalt“ lautet in diesem Jahr das Motto zum Tag der Einheit. Es ist ein Bekenntnis zu einem weltoffenen und toleranten Deutschland, in dem wir die Lehren aus der schwierigen Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts gezogen haben und unsere kulturelle und religiöse Vielfalt als Bereicherung schätzen. Zugleich ist es ein Bekenntnis zu einem Europa, dessen größte Stärke in der Fähigkeit zum Ausgleich zwischen unterschiedlichen Nachbarn liegt.
25 Jahre deutsche Einheit sind ein Grund zur Freude. Ein Vierteljahrhundert nach Ende des Kalten Kriegs ermutigt uns dieser Jahrestag aber auch, uns mit aller Kraft gegen eine neue Spaltung unseres Kontinents zu stemmen.

Ein Denken in den Kategorien von Einflusssphären hat sich für unseren Kontinent im 20. Jahrhundert als verhängnisvoll erwiesen. Stattdessen sollten wir auch heute auf das setzen, was die Sternstunde des 3. Oktober 1990 möglich gemacht hat: Partnerschaft, Vertrauen und die Fähigkeit, unsere Vielfalt auch über Grenzen hinweg nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung zu erkennen.“

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