Nach einem kurzen Konklave wurde der deutsche Kardinal Joseph Ratzinger zum neuen Papst gewählt. Mit Bendeikt XVI. wird weltweit Hoffnung auf mehr Frieden verbunden. Doch Kritiker der katholischen Kirche sehen den fehlenden Willen zu Reformen bestätigt

 

Die Wahl von Joseph Ratzinger zum Nachfolger von Papst Johannes Paul II. ist weltweit überwiegend mit Zustimmung und Freude aufgenommen worden. Vereinzelt wurde auch Skepsis geäußert, ob es innerkirchliche Reformen und Fortschritte in der Ökumene geben werde. Der 78-Jährige, der den Namen Benedikt XVI. annahm, ist das erste deutsche Oberhaupt der katholischen Kirche seit fast 500 Jahren. Er wurde vor allem als scharfsinniger und erfahrener Theologe gewürdigt. Ratzinger zelebrierte am 20. April seine erste Messe als Papst in der Sixtinischen Kapelle in Rom.

In Deutschland überwogen nach der Wahl Freude und Stolz. In Bayern läuteten eine Viertelstunde lang die Kirchenglocken, die Menschen kamen zu spontanen Gottesdiensten und Gebeten zusammen. Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber sprach von einem „historischen und einmaligen Tag für Bayern und ganz Deutschland”.

„Dass ein Landsmann Papst geworden ist, erfüllt uns in Deutschland mit besonderer Freude und mit ein wenig Stolz”, sagte Bundespräsident Horst Köhler. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, sagte nach der Wahl in Rom: „Kardinal Ratzinger hat gewiss in der Weltkirche mit und unter dem Papst (Johannes Paul II.) eine der sensibelsten Aufgaben erfüllt.” Ratzinger habe es vermocht, in einer Phase des geistigen und sozialen Wandels die Substanz des katholischen Glaubens zu bewahren.

Doch wurden auch kritische Stimmen laut. Der katholische Theologe Hans Küng sprach von einer „Riesenenttäuschung” für alle Reformorientierten. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hofft, dass die Ökumene weiter vorangetrieben werde, etwa bei Frage des gemeinsamen Abendmahls.

Der neue Papst Benedikt XVI. sagte nach Angaben des Kölner Kardinals Joachim Meisner seine Teilnahme am Weltjugendtag im August in Köln zu. Bei der Wahl seines Namens habe sich Ratzinger auf Benedikt XV. (1914-22) bezogen, weil dieser „so viel für den Frieden zwischen den Völkern” getan habe.

Der polnische Staatspräsident Aleksander Kwasniewski drückte in seinem Glückwunschschreiben seine Hoffnung auf Kontinuität des Werkes von Johannes Paul II. aus. „Es weckt in uns Vertrauen und Hoffnung, dass ein Vertreter des deutschen Volkes zum Hirten der katholischen Kirche gewählt wurde, unseres Nachbarn, mit dem wir eine historische Aussöhnung erreichten und gemeinsam Europa bauen”, schrieb Kwasniewski.

In Lateinamerika, wo knapp die Hälfte der 1,1 Milliarden Katholiken lebt, wurde die Wahl Ratzingers überwiegend begrüßt. Der Vizepräsident der brasilianischen Bischofskonferenz, Antonio Celso de Queirós, sagte, die Wahl eines Europäers zum Nachfolger von Johannes Paul II. sei trotz gegenteiliger Vorhersagen einiger Experten erwartet worden.

Die US-Bischofskonferenz sicherte dem neuen Papst ihre „Unterstützung, Ehrlichkeit und Liebe” zu. Kardinal Ratzinger habe in der Vergangenheit immer ein offenes Ohr gehabt und sei feinfühlig an die Situation der katholischen Kirche in den USA herangegangen, sagte der Präsident der Bischofskonferenz William Skylstad in Washington. US-Präsident George W. Bush lobte Benedikt XVI. als Mann mit „großer Weisheit und Erfahrung”.

Der israelische Außenminister Silwan Schalom zählt im Kampf gegen Antisemitismus auf Benedikt XVI. „Israel ist hoffnungsvoll, dass wir während der Amtszeit des neuen Papstes in den Beziehungen zwischen dem Vatikan und Israel weiter vorankommen, und vor dem Hintergrund des neuen Papstes bin ich sicher, dass er wie sein Vorgänger eine mächtige Stimme gegen alle Formen des Antisemitismus ist”, teilte Schalom mit.

Die chinesische Regierung gratulierte dem neuen Papst und nannte zugleich Bedingungen für eine Verbesserung der beiderseitigen Beziehungen. Der Vatikan müsse Peking als einzig rechtmäßige Regierung Chinas und Taiwan als einen untrennbaren Teil Chinas anerkennen. Ferner solle sich der Vatikan „nicht unter dem Deckmantel der Religion in innere Angelegenheiten Chinas einmischen”. (dpa)

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