Kaspersky Labs ist der größte russische Anbieter im Bereich Datensicherheit – und eine der wenigen russischen Firmen, die auch international erfolgreich sind. Unternehmenschefin Natalia Kaspersky begründet das vor allem mit der technischen Ausbildung in Russland und der früheren Sowjetunion – sie habe zu den besten der Welt gezählt. n-ost Korrespondent Tobias Zihn sprach mit Kaspersky über den Erfolg des russischen Softwareentwicklers, über veränderte Hackerstrategien, „Zombie-Netze” und darüber, wie sich die Firma selbst gegen E-Crime schützt.

Frau Kaspersky, worin liegt das Geheimnis Ihres Erfolgs?

Seit Beginn der Arbeit an unserem Antivirus-Projekt schenken wir der technischen Seite des Produktes größte Aufmerksamkeit: dem Erkennen und  Entfernen von Computerschädlingen. Die Welt hat vergessen, dass die technische Ausbildung in Russland, wie auch in der früheren Sowjetunion, eine der besten der Welt ist. Wir bemühen uns, das erreichte Niveau zu halten. Regelmäßige Tests internationaler Testlabors und bekannter IT-Zeitschriften bestätigen das.

Globalisierung bedeutet zunehmend auch globale Gefahren: IT-Sicherheit betrifft die Gesellschaft in allen Bereichen. Kann man die Hackerindustrie global und dauerhaft bekämpfen?

Die Computer-Hacker sind heute Teil der kriminellen Welt insgesamt – wir nennen das E-Crime. Noch vor einigen Jahren waren die Virenschreiber zum überwiegenden Teil Rebellen im jugendlichen Alter, die sich selbst bestätigen wollten. Nur vereinzelt gab es unter ihnen organisierte Verbrecher. Heute sprechen wir über die Kriminalisierung des Internets. Im Netz agieren organisierte Gruppen, die die Aufgaben untereinander verteilen. Jemand erstellt einen Virus, ein anderer verbreitet ihn. Häufig arbeiten diese Gruppierungen mit den Spammern zusammen. Ihr Ziel ist es, auf illegalem Wege Profit zu machen. Die Methoden, Anwendern und Unternehmen das Geld von ihren Konten zu angeln, werden zunehmend ausgeklügelter.
Das grundlegende Problem ist: Im vergangenen Jahr verringerte sich die Zahl der globalen Epidemien. Jetzt infizieren die Virenschreiber die Computer gezielt lokal – nur Tausende, Hunderte oder sogar nur Dutzende anstelle der Infektion von Millionen Computern wie bisher. Durch die lokale Infektion kann man die Computer besser zu Zombie-Netzen vereinen und operativ verwenden, zum Beispiel für den Spam-Versand. Darüber hinaus wird der Schädling, der nur eine geringe Zahl Computer gehackt hat, nicht so schnell bei Antiviren-Suchen entdeckt.

Häufig steht die These im Raum, dass Antiviren-Unternehmen aus finanziellem Eigeninteresse Panikmache betreiben. Welche Gefahren gehen von Computerviren und Trojanern tatsächlich aus?

Ein seriöses Untenehmen erlaubt sich niemals Spekulationen zum Thema Virengefahren. Schließlich kann man das Vertrauen der Anwender verlieren. Was die Gefahrenstufe betrifft, die von schädlichen Programmen ausgeht:  2005 erschienen etwa 20.000 neue gefährliche Programme, deren Codes in unsere Antivirus-Datenbanken aufgenommen wurden. 70 bis 75 Prozent davon stellen eine tatsächliche Gefahr dar. Das sind vor allem Trojaner, die auf den Empfang vertraulicher Information über den Anwender oder ein Unternehmen ausgerichtet sind.

Worauf achtet Kaspersky Lab bei der Auswahl der Mitarbeiter? Ist die Gefahr eines Trojaners in eigenen Reihen, also eines Hackers im eigenen Unternehmen, nicht sehr groß?

Bei der Einstellung für technische Stellen durchlaufen die Bewerber ein kompliziertes Einstellungsgespräch sowie einen psychologischen Test. Dadurch wird sehr genau festgestellt, ob ein Kandidat zum Virenschreiben neigt oder nicht. Ob er von Natur aus eher destruktiv ist oder konstruktiv. Außerdem existiert in unserem Unternehmen ein System zur Kontrolle des ausgehenden Datenverkehrs. Jeglicher Versuch, einen Virencode nach außen zu senden, wird dadurch automatisch unterbunden.

Wie schützt sich Kaspersky Lab selbst vor Hackern?

Wie fast alle Hersteller von Antivirus-Programmen wird unser Unternehmen regelmäßig zur Zielscheibe von Virenschreibern. Unsere Webseite wird regelmäßig angegriffen. Wir haben deshalb einen speziellen Bereich geschaffen, der sich mit der Datensicherheit beschäftigt.

Welche Perspektiven hat das Unternehmen für die Zukunft?

Das Unternehmen erweitert seine Präsenz auf dem Weltmarkt immer mehr. Neben dem Hauptsitz in Moskau verfügt das Unternehmen über zehn Niederlassungen in Europa, Asien und den USA. Ein Partnernetz vereint über 500 Unternehmen in mehr als 60 Ländern der Welt. Geplant ist die weitere Festigung der Position des Unternehmens auf den internationalen Märkten. Unser Hauptziel aber bleibt die Gewährleistung eines adäquaten Schutzes unserer Anwender.

Frau Kaspersky, vielen Dank für das Gespräch!

17/02/06

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