In der Ausgabe Nr. 10 berichtete die DAZ über die aktuellen Veränderungen in der Studienlandschaft, insbesondere über die Einführung interdisziplinärer Studiengänge an der DKU. Aus diesem Anlass sprach die DAZ mit Dr. Barbara Janusz-Pawletta, Langzeitdozentin des DAAD an der Fakultät Technik und Ökologie, über den Masterstudiengang „Integriertes Wassermanagement“.

Frau Dr. Janusz-Pawletta, Sie sind Dozentin an der Fakultät Technik und Ökologie und halten auch Lehrveranstaltungen für Studenten des Studiengangs „Integriertes Wassermanagement“. Im Jahr 2011 nahm der erste Jahrgang das Studium auf. Haben Sie von Anfang an den Aufbau des Studiengangs begleitet?

Nein, dessen Vorbereitungsphase begann bereits 2008 in Berlin. Der Studiengang ist Kernstück der deutschen Unterstützung im Rahmen der „Wasserinitiative Zentralasien“. Die offizielle Gründung des Studiengangs erfolgte dann im September 2011. Von da an habe ich ihn mit betreut, nur an der Vorbereitungsphase im Vorfeld war ich nicht beteiligt. Seit September 2011 bin ich in Almaty tätig. Neben den Masterstudenten, die als erster Jahrgang „Integriertes Wassermanagement“ studieren, gibt es noch vier Doktoranden, die an der FU Berlin promovieren werden. Diese sollen für die Nachhaltigkeit des Studiengangs sorgen. Sie werden neun Monate hier bei uns in Almaty forschen und lehren und danach drei Monate an der FU Berlin tätig sein, wo auch ihre Doktorväter oder ihre Doktormütter arbeiten. Da die Doktoranden im Nachhaltigkeitskonzept als unsere zukünftigen Dozenten vorgesehen sind, sind sie auch jetzt schon in der Lehre involviert. Sie lehren hier Halbzeit, die restliche Zeit wird von ihrer Dissertation ausgefüllt.

Wassermangel bürgt großes Konfliktpotential, wird sogar als möglicher Auslöser für Kriege in naher Zukunft bezeichnet – besonders die politischen Aspekte von Wasserbereitstellung sind also hochbrisant. Doch trotzdem ist der Studiengang in Zentralasien einzigartig. Erschwert es die Lehre, dass es noch so wenige Wissenschaftler auf diesem Gebiet gibt?

Noch stellt unser Studiengang die einzige Möglichkeit in der Region dar, „Integriertes Wassermanagement“ zu studieren. Daher haben wir bisher keine Probleme, Lehrkräfte zu finden. Es gibt sehr viele Wissenschaftler, die sich mit einzelnen Aspekten in dieser Fachrichtung beschäftigen. Ich beispielsweise habe auch „nur“ meine juristische Perspektive auf „Integriertes Wasserressourcenmanagement“. Deswegen lehre ich nur meine Fachrichtung betreffende Themen, der Rest meiner Tätigkeit betrifft eher die Aufbau-Arbeit des Studiengangs. Im Rahmen des Nachhaltigkeitskonzepts versuchen wir, Menschen aus ganz verschiedenen Bereichen zu finden und für unseren Studiengang zu gewinnen. Das gilt auch für unser Ziel, im nächsten Semester einen Jahrgang zu haben, der sich aus Studenten aus allen Ländern Zentralasiens zusammensetzt. Zurzeit haben wir Studenten aus Kirgisien, Kasachstan und Tadschikistan. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass wir unser Ziel im nächsten Semester erreichen werden.

Können Sie uns erklären, welche der Spezialisierungsfächer des Studiengangs Sie lehren und wie diese im Zusammenhang mit der aktuellen Problematik des Wassermanagements in Zentralasien stehen?

Ich lehre die juristische Perspektive des Wassermanagements, das Wasserrecht. Meine Lehre ist darauf ausgelegt, dass die Studenten zwei Kompetenzen erlangen: Zum einen ist das der Entwurf von rechtlichen Dokumenten und zum anderen das Führen von Verhandlungen. Das steht in einem sehr engen Zusammenhang. Zuerst wird immer ein Vertrag, ein Gesetz oder eine Regelung ausgehandelt. Des Weiteren muss man bereits bestehende Texte interpretieren können. Es ist ja oft so, dass Vertragstexte für Laien unverständlich sind und sie diese außen vor lassen. Wenn man aber die Fähigkeit beziehungsweise das Wissen besitzt, diese Texte zu lesen, ist das einfacher. Ich möchte meinen Studenten nicht das ganze Wasserecht in den Kopf pauken, sondern ihnen zeigen, wo sie die Informationen finden und wie sie das Recht interpretieren sollen. Ich werde in meinem Kurs auch ein Handbuch haben, das den gesamten Kursinhalt enthält, doch ich werde am Ende nicht etwa die Inhalte der internationalen Verträge abfragen. Eher werde ich mehr Wert darauf legen, wie die Studenten mit den Inhalten umgehen. Sie sollen den Zusammenhang zwischen Wasser und Recht erkennen. Dieser stellt die Verhandlungsbasis dar, und gerade die ist wichtig zu kennen. Wenn meine Studenten beispielsweise später einmal in einem Ministerium arbeiten und an Verhandlungen über neue Gesetze teilnehmen müssen, arbeiten sie nicht nur mit Juristen zusammen. Sie werden auch mit Menschen verhandeln müssen, die zwar vom Fach, aber nicht juristisch ausgebildet sind. Juristen werden erst auf die Verträge schauen, wenn diese inhaltlich ausgearbeitet sind.

Stichwort Praxisbezug – in der Studiengangsbeschreibung wird mit während des Studiums knüpfbaren Kontakten zu internationalen und deutschen Organisationen wie der GIZ geworben. Wie hat die Integration des ersten Jahrgangs in das Netzwerk zwischen der DKU und ihrer Partner geklappt?

Wir vermitteln für unsere Studenten Praktika und wissenschaftliche Projekte – eine Praxis, die wir unbedingt ausbauen wollen. Die Studenten können durch diese Projekte schon in aktuelle Forschungen einbezogen werden, müssen wissenschaftliche Berichte schreiben und diese am Ende dem Seminarleiter präsentieren. Diese wissenschaftlichen Projekte können beispielsweise im Zeitraum von einem Jahr stattfinden, an dessen Ende die Studenten die Ergebnisse in einer wissenschaftlichen Arbeit aufarbeiten werden. Das gibt es so noch nicht in dieser Form. Aber wir arbeiten sehr stark daran. Neben den theoretischen Grundlagen, müssen die Studenten natürlich auch wissen, wie sie die Theorie in der Praxis umsetzen. Das können sie bei einem Praktikum üben. Die derzeitigen Studenten werden im vierten Semester ihr Praktikum absolvieren. Das heißt, man kann noch nicht genau sagen, in welcher Institution sie unterkommen werden, aber wir werden sie bei der Suche nach einem Praktikum unterstützen.

Praxisorientiert, fächerübergreifend, interaktive Lehrmethoden und das Fachgebiet an sich: „Integriertes Wassermanagement“ ist ein sehr moderner Studiengang. Wie schätzen Sie den Trend ein, bei aktuellen Problemen eher auf interdisziplinär ausgebildete Fachkräfte zu setzen als auf die „herkömmlichen“ Experten? Wird es in Zukunft mehr interdisziplinäre Forscher geben?

Ich würde nicht sagen, dass Menschen interdisziplinär arbeiten. Sie haben ein interdisziplinäres Verständnis. Ich beispielsweise habe ein interdisziplinäres Verständnis für das Gebiet des Wassermanagements, doch ich kann nur als Juristin arbeiten. Aber ich verstehe die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Fachgebieten. Die Wissenschaftler müssen also komplexe Aufgaben mit integrativem Ansatz einordnen und verstehen können. Ich denke also eher, dass sie in dem Bereich arbeiten werden, in dem sie sich in ihrem Studium spezialisiert haben. Denn spätestens mit ihrer Masterarbeit spezialisieren sich unsere Studenten auf einen Fachbereich des Wassermanagements, beispielsweise bezüglich Politikwissenschaft, Wirtschaft, Fernkunde, Geologie,…

Einer der Schwerpunkte des Studiums sind vergleichende Analysen verschiedener Regionen mit Zentralasien. Welche Regionen bieten sich besonders für den Vergleich zu Kasachstan an? Werden in diesen Bereichen weitere Kooperationen für die Ausbildung von Experten angestrebt?

In unserem Gebiet kann man nur sehr schwer vergleichende Studien zwischen den Regionen durchführen. Jeder Wasserlauf ist völlig anders aufgrund topographischer, geologischer, biologischer, politischer und wirtschaftlicher Gegebenheiten. Es gibt so viele Unterschiede, dass man noch nicht einmal in Zentralasien ähnliche Systeme findet. Daher baut man in diesem Bereich übergreifende Studienanalysen und Vergleichsmuster auf. Man versucht häufig, sich an den Prinzipien Europas, nicht nur die der EU, zu orientieren. Die UNECE (United Nations Economic Commission for Europe) ist in der Region sehr aktiv und unterstützt beispielsweise das Erarbeiten überstaatlicher Standards. Wir bilden unsere Experten außerdem nach europäischem Standard aus, auch daher bietet sich Europa als Muster an. In Europa haben wir zum Beispiel Deutschland mit dem Rhein, eines der besten Beispiele für Wassermanagement. Die Donau ist auch ein gutes Beispiel mit mehreren Ländern in ihrem Einzugsgebiet. In den letzten 20 Jahren wurde auch in Zentralasien eine wichtige Zusammenarbeit aufgebaut. Wir betrachten also nicht nur einzelne Regionen, sondern besonders alle Einzugsgebiete, in denen es zwischenstaatliche Kooperationen gibt. Wir fragen dann nach den Grundlagen und Voraussetzungen für diese Kooperationen. Außerdem geht es uns darum, Netzwerke zu unseren Kooperationspartnern auszubauen. Es bestehen schon viele Kooperationen mit Experten aus diesen Beispielregionen und sie werden noch intensiviert werden. Beispiele für unsere Partner sind der Fond for Saving Aral Sea, das Scientific-Information Center of the Interstate Coordination Water Commission of Central Asia (SIC ICWC) in Taschkent und die GIZ sowie die UNDP und mehrere NGOs. Unser Networking wird in Zukunft ein größeres und intensiveres Netzwerk entwickeln.

Das Gespräch führte Melanie Frank.

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