Das ist jammerschade und müssen wir dringend ändern!

Für eine Festschrift, die einer lieben Kollegin gewidmet werden soll, habe ich einen Beitrag zur interkulturellen Kompetenz erstellt, und da die Kollegin nicht nur lieb, sondern auch humorvoll ist und Witze liebt, möchte ich meinen Beitrag mit einem passenden Witz-Zitat versehen, so wie andere Goethe, Kopernikus oder Wittgenstein anführen.

Also flott mal im Internet nachgeschaut und in Google „Witze“ und „interkulturelle Kommunikation“ eingetippt. Das Ergebnis ist äußerst mager; allenfalls kommen Beiträge zu der Frage, wie es sich mit Witzen in der interkulturellen Kommunikation verhält – bierernst dargelegt. Nanu? Es gibt zu allem! Witze und Zitate und witzige Zitate. Behaupte ich. Moment, ich überprüfe das grad mal und wähle die erstbesten Stichwörter, die mir in den Sinn kommen: „Gewächshaus“ (Gewächshaus? Wieso denke ich an Gewächshaus? egal …) Ja, es gibt einen Witz, in dem ein Gewächshaus vorkommt. Und wie sieht es aus mit „Katzenpfote“? Nicht direkt, aber immerhin ein Witz zum Schwanz und ein anderer zu den Krallen einer Katze. Siehste!

Ich versuche es noch mal mit verwandten Themen, und ja klar – es gibt tausend Witze über Länder, Kulturen, die Kommunikation, aber das trifft alles nicht meinen Kern. Im schlechtesten Fall sind sie rassistisch und gehören eigentlich angezeigt; im besten Fall sind sie zwar politisch korrekt, aber eignen sich maximal als Lehrstoff für interkulturelle Trainings. Was mich schon mehr erheitert, ist der rege Austausch von Übersetzern und Dolmetschern zu Berufswitzen in einem Forum.

Die Übersetzer scheinen ein lustiges Völkchen zu sein, das auch über sich selbst lachen kann. Ich überlege neidisch, ob ich in meinem beruflichen Kontext schon mal Situationskomik erlebt habe, ob uns lustige Versprecher passiert sind oder ob wir überhaupt herzlich lachen. Nein, meist geht es knochentrocken zu, die Debatten sind nicht witzig, sondern hitzig. Wenn es darum geht, wie man das mit der interkulturellen Kommunikation richtig macht, streiten sich nämlich die Geister und Geistigen. Immerzu soll man etwas lernen, erkennen, erfassen, einsehen, zugeben oder ändern. Mann und Maus sind mit Eifer und Elan am Werk, keine Zeit für komische Einlagen. Vielleicht sollte ich den Job wechseln?

Konstruktiv, wie ich bin, könnte ich gemäß dem Motto: „Nicht meckern, selber machen!“ mit gutem Beispiel bzw. Witz vorangehen und den Austausch von Witzen unter interkulturellen Trainern anstoßen. Zunächst müssen wir aber welche kreieren. Ich überlege, einen Ghostwriter zu beauftragen, Witze für uns zu schreiben. Professionelle Komiker haben ja auch ihre Texter, die sie mit Gags versorgen. Aber das ist wahrscheinlich übertrieben.

OK, ein erster Versuch: Kommt ein interkultureller Trainer zum Arzt. Fragt der Arzt: „Wie geht es Ihnen?“ Sagt der Trainer: „Das kommt darauf an, in welchem kulturellen Kontext ich mich befinde, wie man dort mit Schmerzen umgeht, wie man diese ausdrückt, wie sich mein Befinden in den Gesamtkontext einbettet und welche Schmerzsozialisation ich durchlebt habe. Meinen Sie, Sie können mir helfen?“ „Tja“, sagt der Arzt, „das kommt darauf an, in welchem Versicherungssystem Sie sich befinden, wie sich Ihr Patientenverhalten in meinem Kontokontext ausdrückt und ob Sie auch eine kompetenzorientierte Wartezimmersozialisation durchlaufen haben.“

Wer kann es besser? Das Witze-Forum ist hiermit eröffnet!

Julia Siebert

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