Seit Herbst 2016 ist Bartholomäus Minkowski, neuer Leiter des DAAD-Informationszentrums in Almaty. In einem kleinen Team aus drei Leuten betreut er in deutschem Bildungsauftrag ganz Kasachstan. Als Deutsch-pole und ehemaliger Robert-Bosch-Lektor in Orenburg war ihm der „Osten“ ein Begriff, doch Kasachstan birgt für den Pädagogen neue Herausforderungen. Bei der Verleihung der diesjährigen DAAD-Stipendien sprach er mit der DAZ über aktuelle und zukünftige Pläne des DAAD.

Bartholomäus, wie hast Du dich in den ersten acht Monaten in Almaty, Kasachstan und in deinem Job eingelebt?

Ich fühle mich wohl hier, ich wollte unbedingt in eine Großstadt. Durch meine Zeit im Süden Russlands war mir Kasachstan bereits bekannt, und ich wusste, dass die Landschaft schön ist. Je länger ich im Land bin, desto mehr merke ich die Unterschiede zwischen Russland und Kasachstan. Ich war bereits zwei Jahre in Russland tätig, und merke hier nun den kasachischen Einfluss, der immer mehr hervortritt. Wie immer gibt es dabei sehr positive und auch einige negative Seiten.

Außerordentliche Herzlichkeit fällt mir bei Kasachstanern auf, gleichzeitig legt man Wert auf eine große Show und Etikette. Vieles passiert leider spontan oder auf den letzten Drücker, das ist für uns Deutsche manchmal schwierig, denn wir wollen es meist geordnet haben. Besonders was große Ereignisse angeht, bin ich ein Fan des deutschen Systems. Aber es ist eine sehr produktive Arbeit, mit immerwährenden Herausforderungen. Was unsere – meist englischsprachigen – Stipendiaten anbetrifft, so werden sie ihren fachlichen Weg gehen. Dem DAAD geht es um akademische Arbeit, nicht um die deutsche Sprache, denn was diese anbetrifft, sehe ich ein hartes Stück Arbeit vor uns.

Auch bei der Auswahl eurer Stipendiaten spielt es eine untergeordnete Rolle?

Drei Viertel der heutigen Stipendiaten sprechen Englisch. Abgesehen von den Stipendiaten des Hochschulsommerkurses (HSK), der zum Deutschlernen dient.

Was genau ist unter den Sommerkursen zu verstehen?

Das Angebot der HSK ist schon so lang, wie das Informationszentrum selbst. Dieses Jahr sind es allein 47 Stipendiaten aus ganz Kasachstan, die auf DAAD-Kosten einen Monat nach Deutschland reisen, um an einem intensiven Deutschkurs teilzunehmen. Diese Gruppe strahlt am größten aus, denn die Teilnehmer kommen zurück mit ihren Eindrücken und erzählen über Deutschland und die deutsche Sprache.

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Worauf achtet ihr bei den Bewerbungen für eure Stipendienangebote?

Wir achten in erster Linie auf die Qualität der Bewerbungen, aber berücksichtigen auch immer den lokalen Faktor. Jemand aus einem kleinen Dorf in den Provinzen Kasachstans hat ganz andere Möglichkeiten, um sich auf so eine Bewerbung oder auch ein Auswahlgespräch vorzubereiten. Deshalb drückt man in solchen Fällen, zum Beispiel bei kleinen Fehlern im Lebenslauf, auch eher ein Auge zu.

Wie bekannt ist die Arbeit des DAAD im weitläufigen Kasachstan? Bis du vielleicht sogar selbst unterwegs, um das Programm bekannter zu machen?

Das ist tatsächlich eine gute Frage, denn das Flächenland Kasachstan muss man erst einmal zu bereisen schaffen. Nichts anderes habe ich mit meinen DAAD-Lektoren vor einem Monat gemacht. Wir waren in vier Städten im Norden Kasachstans unterwegs: In Pawlodar, Kostanai, Kokschetau und Petropawlowsk. Bei einem Standort war auch Botschafter Rolf Mafael mit dabei. Wir haben, jeweils von einer Gasthochschule begleitet, auch Schulen besucht. Darunter waren auch Pasch-Schulen, in denen Deutsch unterrichtet wird. Wir haben intensiv informiert und den DAAD beworben. Aufklärung ist in diesem Fall wichtig, weil zum Teil falsche Informationen im Netz verbreitet sind. Bei einem persönlichen Gespräch kann man über Mythen und Fakten aufklären.

Eine Dame aus der Universität in Petropawlowsk schüttelte mir sehr fest die Hand, froh darüber, dass nach 15 Jahren Pause ein DAAD-Vertreter dem Norden wieder einen Besuch abstattete. Deswegen möchte ich auch in Zukunft mindestens einmal im Quartal eine Reise außerhalb Almatys mit meinen Lektoren unternehmen. Es stehen noch Westkasachstan und weitere Provinzen an, wo ich, gern auch auf Einladungen von Partneruniversitäten, hinzureisen plane.

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Welche Projekte, neben der überregionalen Kontaktpflege, sind in der Mache, beziehungsweise in Planung?

Ich habe vor allen Dingen bestehende Sachen fortgeführt und teils ausgeweitet. Man nehme allein die heutige Zeremonie der Stipendienverleihung: Sie wird zum ersten Mal in der Stiftung des Ersten Präsidenten durchgeführt mit dem Akim persönlich als Ehrengast. Zuvor waren das immer Veranstaltungen im kleineren Rahmen an der Deutsch-Kasachischen Universität. Die Aushändigung der Stipendien ist im Prinzip der Abschluss unserer Jahresarbeit, deshalb war mir daran gelegen, es feierlicher und öffentlichkeitsaffiner zu gestalten. Die Stiftung des Ersten Präsidenten haben wir auch für die Zukunft als einen dauerhaften Partner gewinnen können.
Auch die DAAD-Sommerschule, dieses Jahr im Tau-Turgen-Tal in Kirgisistan, ist mit
27 Teilnehmern größer geworden. Thematisch knüpft sie an die EXPO-2017 an, in diesem Zusammenhang haben wir auch die zusätzlichen Mittel beantragt. Aufgrund dessen sind dieses Jahr sogar TeilnehmerInnen aus Südrussland dabei, denn das Thema Energie betrifft die gesamte Region. Außerdem gibt es da viele Deutschlerner auf B1-Niveau, was Voraussetzung für das Programm ist. Dieses Mal ist es wirklich eine internationale Sommerschule mit Menschen aus Tadschikistan, Kirgisistan, Usbekistan, Russland und Kasachstan.

Als weiterer Entwicklungsschritt ist auch die Ausweitung unserer Alumniarbeit in Planung.

Die heutige Veranstaltung und die Anwesenheit des ehemaligen DAAD-Stipendiaten Akim Bauyrschan Baibek ist ja das beste Beispiel für Alumni-Arbeit.

De facto ja! Hier liegt der Dank unsererseits auch bei dem Generalkonsulat, das uns bei der Herstellung der Kommunikation geholfen hat.

Nach den ersten acht Monaten – wie schaust du auf die kommende Zeit?

Ich freue mich auf die Zeit und auf das kommende Jahr. In jedem Jahr möchte ich eins, zwei Dinge neu anstoßen und setze mir diese jährlich als Ziel.

Das Interview führte Julia Boxler.

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