Klaus Kühl besaß eine Molkerei im nordrhein-westfälischen Soest und ging als Seniorenexperte nach Almaty. Dort stand er vor der Herausforderung, Kamelmilch für den Vertrieb zu verarbeiten. Seine Erfahrungen und Erlebnisse teilt er mit der DAZ.

Klaus Kühl ist ein rüstiger Rentner. Obwohl er schon 17 Jahre im Ruhestand ist, lässt ihn sein ehrenamtliches Engagement nicht müde werden. Bei ihm klingelt regelmäßig das Telefon. Klaus Kühl ist nach wie vor ein gefragter Senior, in seiner Familie aber auch als Molkerei-Fachmann – und das sogar im Ausland.

Für den ehemaligen Besitzer einer Molkerei spielt das Alter keine Rolle. So lässt Klaus Kühl seinen Beruf auch im Ruhestand nicht los. Gerne gibt er sein Wissen an die jüngere Generation weiter. So ist er vor neun Jahren nach Kasachstan gereist und hat dort versucht, Kamelmilch weiterzuverarbeiten.

Senioren als Experten

Jedes Jahr bietet der „Senior Expert Service“ Fachleuten aus 50 Branchen –  von der Elektrotechnik, über Agrarwirtschaft, Maschinenbau, Chemie, Gesundheitswesen bis zum Bäcker, Schreiner oder Fleischer – die Möglichkeit, ihre Berufserfahrungen als ehrenamtliche Experten in 160 verschiedenen Ländern einzusetzen.

Auf diesem Wege ist Klaus Kühl im Jahr 2004 nach Almaty gelangt. Er hatte den Auftrag, den Geschmack und die Haltbarkeitsdauer der Kamelmilch im kasachischen Molkereibetrieb „Agromercur“ zu steigern.  Im Jahr 1996 hat er seinen Molkereibetrieb in Soest geschlossen. Doch in den Ruhestand hat er sich damals noch nicht verabschiedet. „Es gibt Leute wie ich, die noch etwas Schmackes haben und helfen wollen. Ich habe die Anfrage bekommen, ob ich nicht die Kamelmilch haltbarer machen wollte“, erzählt er über seine Motivation, nach Almaty zu reisen.

Kamelmilch ist eine Herausforderung

So bekam Klaus Kühl, mit Unterstützung des „Senior Expert Service“ eine Unterkunft, eine Dolmetscherin und ein Auto mit Chauffeur gestellt. Er sollte ja richtig arbeiten in Almaty. Die kasachische Metropole, am Fuße des Tienschan-Gebirges, liegt über 5.000 Kilometer von seiner Heimatstadt Soest entfernt. Hier ist das Klima trockener und heißer im Sommer, etwas frischer im Winter.

Die Molkerei, in der Klaus Kühl gearbeitet hatte, stellt verschiedene Milchprodukte her. Jedoch kommt hier nicht Milch vom schwarz-weiß gefleckten Tieflandrind, sondern von Kamelen. „Dies war für mich auch eine Herausforderung. Damit hatte ich ja nichts zu tun“, erinnert sich Kühl.  Herkömmliche Milch beinhaltet über 400 Bakterienkulturen, mit denen sie zu Käsesorten oder anderen Produkten weiterverarbeitet werden kann. Somit ist der Umgang mit Kamelmilch etwas Neues gewesen für den erfahrenen Molkereibetreiber.

Kühlkette muss stimmen

Zu dem Betrieb gehören bis zu 500 Kamele, die auf einer Farm gehalten werden. Dort werden sie auch gemolken. Drei Mal am Tag können Kamele Milch geben, jedes Mal etwa zwei bis drei Liter. Jedoch ist es nicht so einfach, an die Milch heranzukommen. Das Kalb muss erst bei der Kuh antrinken, um überhaupt melken zu können. Die Kamelstuten werden von Hand gemolken. Dafür kommen Mitarbeiter des Molkereibetriebes auf die Kamelfarm, die sich 80 Kilometer vor Almaty befindet.

Aus seiner jahrelangen Berufserfahrung in der Hellweg-Molkerei weiß Klaus Kühl genau, worauf es ankommt. Auch in Almaty hatte er schnell herausgefunden, wo es Produktionsmängel und Verbesserungsbedarf gab.  „Der Betreiber wollte die Kamelmilch haltbarer machen, damit er sie verkaufen konnte. Er hatte die Milch immer nach Moskau geschickt, aber als sie dort ankam, war sie schon nicht mehr haltbar.“

Egal, welche Milch verarbeitet wird, ob vom schwarz-weiß gefleckten Tieflandrind oder vom Kamel, die Kühlkette muss stimmen. Von dem Zeitpunkt, an dem die Milch gemolken wird, darf sie nicht wärmer als acht Grad werden. „Ich habe teilweise Temperaturen von bis zu 15 Grad gemessen“, erzählt Kühl. Er hat während seiner vier Wochen Aufenthaltszeit in Almaty sein Bestes getan, um den Produktionsablauf im Betrieb zu optimieren.  Dabei hat Klaus Kühl  natürlich die Umgebung Almatys kennen gelernt. „Ich muss sagen, Kasachstan habe ich als ein sehr positives und aufstrebendes Land erlebt.“, lautet sein Fazit über seinen Einsatz als Seniorenexperte. Er wäre gerne länger geblieben, aber die Sprachbarriere habe ihm zu schaffen gemacht. Die Molkerei  ist auch noch neun Jahre nach dem Besuch von Klaus Kühl im Geschäft.

Von Dominik Vorhölter

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