Alija Mussina ist eine Frau der ersten Stunde an der Deutsch-Kasachischen Universität in Almaty. Als Leiterin der Abteilung für Partnerschaftsprojekte hat sie jetzt eine verantwortungsvolle Aufgabe: Sie koordiniert die Zusammenarbeit mit den deutschen Universitäten – ein Porträt.

„Eigentlich möchte ich gar nicht, dass über mich in der Zeitung berichtet wird. Sprechen wir lieber über diese tolle Universität.“ Alija Mussina ist eine Frau, die nicht gern selbst im Rampenlicht steht. Die 30-Jährige gibt sich bescheiden, dabei hat sie viel zu erzählen. Seit Juni arbeitet sie an der Deutsch Ihr Lebenslauf ist geprägt von Interesse an deutscher Kultur und Sprache und von ihrem Einsatz für die deutsch-kasachische Freundschaft.

Woher kommt ihr Interesse für alles, was deutsch ist? „Es hat in der Schule angefangen. Als ich neun Jahre alt war, ging in meiner Klasse der Deutschunterricht los. Das war mein bestes Fach und wurde zu meinem Lieblingsfach“, erzählt Mussina mit leuchtenden Augen. Aufgewachsen und zur Schule gegangen ist die Kasachin in Pawlodar, einer Stadt im Norden des Landes. Dort besuchte sie auch die Universität: „Ich habe deutsche Sprache und deutsche Literatur studiert.“

Immer wieder hat es Mussina seither in die Bundesrepublik gezogen, zunächst nur für kürzere Zeit: „Ich war öfters für zwei oder drei Monate in Deutschland, mit Hilfe von Austauschprogrammen“, erinnert sie sich. „Bei diesen Studienaufenthalten habe ich viele positive Eindrücke gewonnen. Aber in so kurzer Zeit kann man ein Land nicht richtig kennen lernen. Man sieht dann nur die guten Seiten, die schlechten bleiben verborgen.“

Studienabschluss in Jena

Darum entschloss sich die Kasachin, ihr Studium in Deutschland fortzusetzen. 2003 zog sie nach Jena, wo sie sich für den Master-Studiengang ‚Deutsch als Fremdsprache’ einschrieb. Während ihres dreijährigen Aufenthalts zeigten sich Mussina auch die negativen Aspekte der deutschen Gesellschaft: „Besonders traurig finde ich die Arbeitslosigkeit in Deutschland. Viele von meinen ehemaligen Mitstudenten werden nach dem Studium vielleicht keinen Arbeitsplatz finden. Das ist sehr frustrierend.“

Zumindest für Alija Mussina war das Studium in Deutschland aber ein voller Erfolg: Ihre Abschlussarbeit war exzellent, „mein Professor hat mir bereits eine Promotion angeboten“, freut sie sich. Bis sie ihre Doktorarbeit schreibt, möchte Alija allerdings noch ein Weilchen warten: „Jetzt habe ich erstmal Lust zu arbeiten. Und diese Stelle an der deutsch-kasachischen Uni ist sehr interessant“, findet die frischgebackene Leiterin der Abteilung für internationale Partnerschaftsprojekte.

Utopien und Träume

Alija Mussina ist von Anfang an bei der Deutsch-Kasachischen Universität dabei gewesen. „Wir waren damals eine kleine Gruppe von Deutschland-Interessierten“, denkt sie zurück. Damals, das war im Jahr 2000, als Alija von Pawlodar nach Almaty kam. „Die Deutsch-Kasachische Universität sollte eine Bildungsinstitution nach westlichen Standards werden. Zuerst war es eine Utopie. Ich habe nicht immer daran geglaubt, dass wir das Projekt verwirklichen können“, gibt die Kasachin zu.

Als Mussina vor zwei Monaten aus Deutschland zurückkam, staunte sie nicht schlecht über die Fortschritte der Universität: „Es ist beeindruckend, wie groß das hier alles schon ist. Zur Anfangszeit hatten wir nur ein paar Räume zur Verfügung.“ Heute besitzt die Deutsch-Kasachische Universität ein mehrstöckiges Gebäude im Stadtzentrum von Almaty. Und Alija Mussinas Träume gehen noch weiter: „In zehn Jahren sind wir hoffentlich eine große Universität und können zahlreichen Studenten einen Studienplatz anbieten.“ Sie betont außerdem: „Größe ist nicht alles. Wir werden natürlich versuchen, die hohe Qualität unserer Arbeit beizubehalten.“

Mussinas jüngstes Projekt ist besonders zeitaufwändig und anstrengend: „Im Augenblick bin ich rund um die Uhr mit der Organisation der Sommeruniversität beschäftigt.“ Diese startet Mitte August: Ein zweiwöchiger Kurs, in dem deutsche und kasachische Studenten zusammen arbeiten und lernen sollen. Für Alija bedeutet das „viel Organisationsarbeit“. Den Gästen aus Deutschland soll ein gutes Programm präsentiert werden.

Privat beschäftigt sich Alija Mussina derzeit mit einem ganz anderen Projekt: „Ich muss dringend mein Kasachisch verbessern“, gesteht sie mit einem Lächeln. Dabei ist Alija kasachischstämmig. „Bei uns im Norden wurde diese Sprache in meiner Kindheit noch sehr stark unterdrückt. Wir haben uns hauptsächlich auf Russisch unterhalten, auch in der Familie“, erklärt die 30-Jährige. So kam es bei Alija Mussina zu einem sehr interessanten Phänomen: „Mein Deutsch ist heute wesentlich besser als mein Kasachisch. Ich weiß nicht warum, aber ich spreche sogar Kasachisch mit deutschem Akzent.“

Von Christian Lindner

04/08/06

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