Praktisches Lernen im Betrieb und theoretisches Lernen an der Berufsschule zur gleichen Zeit – dadurch zeichnet sich das duale System der Berufsausbildung in Deutschland aus. Im Rahmen eines EU-Projektes lernten 20 Lehrkräfte der Berufsausbildung aus Kasachstan das System in Deutschland kennen.

Nach einem sechswöchigen Aufenthalt an fünf Berufsschulen in Deutschland kehrten die Teilnehmer des Programms Mitte Dezember nach Kasachstan zurück. Es handelte sich bereits um den zweiten Durchgang für das von der EU geförderte Projekt. „ Für das zweite Programm wurden Berufe der Wirtschaftssektoren Energie, Informationstechnologie sowie der sektorübergreifende Beruf Mechatronik ausgewählt“, teilte Thomas Lux mit, der das von der EU-Delegation in Kasachstan finanzierte Projekt „Förderung der beruflichen Bildung in der Republik Kasachstan“ leitet. Im ersten Durchgang standen noch Lehrkräfte und Schulleiter aus den Wirtschaftsbereichen Öl- und Gasindustrie, Maschinenbau sowie Landwirtschaft im Mittelpunkt. Durchgeführt wird das Projekt von einem Konsortium aus dem staatlichen deutschen Entwicklungshelfer GIZ und dem privaten Consulting-Unternehmen GOPA.

Weniger Theorie, mehr Praxis

Auch Kasachstan plant die Einführung des dualen Systems in der Berufsausbildung: Im Auftrag von Präsident Nursultan Nasarbajew wurde bereits mit der Ausarbeitung eines Systems begonnen, bei dem sich Staat und Wirtschaft die Verantwortung für die berufliche Ausbildung teilen und welches vor allem auf die Vermittlung von praktischen Kenntnissen ausgerichtet ist. Der Hauptvorteil solch eines Modells besteht darin, dass die Lernenden nur rund 40 Prozent ihrer Ausbildungsperiode in der Bildungsanstalt verbringen. Die übrigen 60 Prozent entfallen auf den praktischen Unterricht. Sie erwerben also Berufserfahrung direkt im Betrieb. In diesem Jahr begann die Einführung des Systems, das in den Industriestaaten bereits seit vielen Jahren Grundlage für die berufliche Bildung ist, in den kasachischen Standard der Berufsausbildung. Angaben des Bildungsministeriums zufolge wurden die Elemente des dualen Systems schon an 96 Kollegs in Kasachstan eingeführt.

Die Projektfachkräfte Claus Nue Moeller und Christian Wagner nennen als Ziel des Programms eine bedeutende Verbesserung der persönlichen Fertigkeiten der Auszubildenden und Lehrkräfte in den ausgewählten kasachischen Berufsschulen in den Wirtschaftssektoren Öl und Gas, Landwirtschaft und Maschinenbau.

„Zielstellung des Programms ist es, die Teilnehmer mit dem deutschen dualen System in der praktischen Umsetzung bekannt zu machen. Die Teilnehmer sollen aus den gesammelten Erfahrungen Rückschlüsse zur eigenen Arbeit ziehen und Empfehlungen für die Einführung von Elementen der dualen Ausbildung in Kasachstan geben“, ergänzt Thomas Lux.

Die Auswahl der Bewerber, die aus unterschiedlichen Regionen Kasachstans stammen, trifft das kasachische Bildungsministerium gemeinsam mit der EU-Vertretung. Den Grund für dieses Verfahren erklärt Lux folgendermaßen: „Die Teilnehmer sollen als Multiplikatoren in den Regionen ihre Kenntnisse und Erfahrungen weitergeben“. Ende Januar kommenden Jahres versammeln sich die Teilnehmer wieder in der Hauptstadt, um sich über die erworbenen Erfahrungen auszutauschen und Empfehlungen für die Arbeit in den kasachischen Berufsschulen zu geben.

Für den Sommer 2013 ist ein dritter Durchgang des Projekts geplant. Diese Etappe soll an ausgezeichneten Berufskollegs in Kasachstan stattfinden; derzeit finden hierüber Verhandlungen mit dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft der Republik Kasachstan statt.

Von Xenia Sutula

Teilen mit:

Все самое актуальное, важное и интересное - в Телеграм-канале «Немцы Казахстана». Будь в курсе событий! https://t.me/daz_asia