Steigende Rohölpreise, u.a. bedingt durch geopolitische Unsicherheiten, lassen die Suche nach anderen Energieträgern attraktiv werden – zum Beispiel Uran. Kasachstan, schon jetzt drittgrößter Uranproduzent weltweit, erfüllt alle Voraussetzungen, um hier in naher Zukunft Marktführer zu werden.

Steigende Rohölpreise, u.a. bedingt durch geopolitische Unsicherheiten, lassen die Suche nach anderen Energieträgern attraktiv werden – zum Beispiel Uran. Kasachstan, schon jetzt drittgrößter Uranproduzent weltweit, erfüllt alle Voraussetzungen, um hier in naher Zukunft Marktführer zu werden.

Gerne wird die Anekdote zitiert, Kasachstan könne alle Elemente des chemischen Periodensystems exportieren. Viel wichtiger für den Rohstoffexport ist, dass Kasachstan über zwei Rohstoffe verfügt, die sich in der derzeitigen weltwirtschaftlichen und geopolitischen Situation steigender Nachfrage erfreuen: Öl und Uran. Die Preise an den internationalen Rohstoffmärkten für Öl und Uran haben in jüngster Vergangenheit Höchststande erreicht. Von beiden Rohstoffen sind in Kasachstan erhebliche Lagerstätten vorhanden. Zudem ist Kasachstan bereits seit Mitte der 1990er bedeutender Lieferant beider Rohstoffe. Die Gesamtnachfrage nach Rohöl stieg in den letzten Jahren beträchlich. Vor allem Kasachstans Nachbar China ist großer Abnehmer und Preistreiber am Ölmarkt.
Andere aufstrebene Nationen wie Indien melden ebenso steigenden Bedarf an und konkurrieren mit den großen Industrienationen. Die Weltwirtschaft wuchs 2004 so stark wie seit 30 Jahren nicht mehr. Dies steigert die Rivalität um das schwarze Gold. Der Ölpreis liegt schon lange jenseits der Marke von 40 US-Dollar pro barrel. Zuletzt kletterte der Preis für ein barrel Öl in New York über die Rekordmarke von 65 Dollar. Da erscheint für Industriestaaten die Suche nach anderen Energiequellen besonders lukrativ. Zumal die sicherheitspolitische Bedrohung durch islamistischen Terror die Unsicherheit auf dem Ölmarkt und damit den Preis des Rohstoffes nochmals steigen lässt. Auch auf absehbare Zeit wird sich daran nichts ändern, im Gegenteil: Die Preise des Handels in Future-Kontrakten auf zukünftige Öl-Lieferungen signalisieren weiteren Preisdruck. Die internationale Investmentbank Goldman Sachs veröffentliche jüngst eine vielbeachtete Studie, in der sie auf lange Frist sogar einen Ölpreis von rund 100 US-Dollar pro barrel prognostizierte. Die zunehmende Sorge um sichere Energieversorgung und die Suche nach neuen Energieträgern zeichnet sich besonders in einem Segment des internationalen Rohstoffhandels ab, das bisher wenig öffentliche Beachtung fand: dem Uranhandel.
Teures Öl – Renaissance von Uran und Kernenergienutzung
Der Marktpreis für Uran hat sich im letzten Jahr fast verdreifacht und liegt derzeit bei etwa 30 US-Dollar pro Pfund. Mitte der 90er sank er zeitweise bis auf 10 US-Dollar. Marktbeobachter sprechen von einer Renaissance des Rohstoffes. Zieht man den Marktpreis für Uran und die derzeit steigenden Fördermengen als Indikatoren heran, dann scheint der weltweite Ausbau der zivilen Kernenergienutzung beschlossene Sache. Wie Juri Sokolov, Abteilungsdirektor Kernenergie bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), betonte, reichten die derzeit bekannten Uranvorkommen zur sicheren Energieversorgung im 21. Jahrhundert aus. In Deutschland ist man seitens der Politik noch zögerlich. Allerdings wird über eine Verlängerung oder gar einen Wiedereinstieg in die zivile Nutzung der Kernenergie nachgedacht. China, Indien, Russland und die Ukraine planen währenddessen den Neubau von insgesamt über 50 Atomreaktoren.
Besonders in Asien steht – bedingt durch Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum – ein beträchtlicher Ausbau bevor. Von den weltweit letzten 31 gebauten Atommeilern wurden 22 in Asien errichtet. In der Region konzentrieren sich ganze 18 der derzeit 27 im Bau befindlichen Kernreaktoren. Der Iran begründet sein Atomprogramm wie die führenden Industrienationen mit dem Streben nach energiepolitischer Sicherheit in Zeiten von Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum. Der geschlossene atomare Kreislauf wurde zum Regierungsziel erklärt. Kasachstan, derzeit drittgrößter Uranproduzent weltweit, versucht von der Uranhausse zu profitieren. Die kasachstanischen Uranreserven werden auf etwa 1,5 Millionen Tonnen oder rund 20 bis 25 Prozent der Weltreserven geschätzt.
Kasachstan als Weltmarktführer?
Im Jahr 1997 hatte die kasachstanische Regierung die Uranförderung renationalisiert und in einem Unternehmen konzentriert. Dies sollte die Position des zentralasiatischen Landes auf dem Weltmarkt deutlich stärken. Seitdem hält das zu 100 Prozent in Staatshand befindliche Energieunternehmen „Kazatomprom“ die Exklusivrechte zur Förderung von Uran für die zivile Kernenergienutzung. Die „Kazatomprom“ gehört mit ihren 19.000 Beschäftigten schon jetzt zu den zehn größten Uranproduzenten der Welt. Durch Produktionsausweitungen will man nun zu den größten Produzenten Kanada und Australien aufschließen und sie überflügeln. Im vergangenen Jahr wurden gemäß dem Branchenmagazin UX-Weekly rund 3.700 Tonnen Uran in Kasachstan gefördert und größtenteils exportiert. Dies bedeutet einen deutlichen Zuwachs von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr und steht für einen Weltmarktanteil von etwa neun Prozent. Kasachstan nimmt damit Rang drei hinter Kanada (29 Prozent) und Australien (23 Prozent) ein. Dieses Jahr will „Kazatomprom“ eine Fördermenge von 4.000 Tonnen erreichen. In fünf Jahren soll die Fördermenge nach Firmenangaben bis zu 15.000 Tonnen betragen. Vor dem Hintergrund der leichten und kostengünstigen Abbaubarkeit der kasachstanischen Uranvorkommen könnte das Land innerhalb einer Dekade zum größten Uranexporteur weltweit aufsteigen.
Von der internationalen Staatengemeinschaft und gerade von Kanada und Australien wird diese expansive Zielsetzung kritisch betrachtet – zumal in der IAEA die Sorge um Nuklear-Terrorismus wächst. Uranmineralien aus Kasachstan wurden bereits in Schmuggelgeschäften nach China, Pakistan und Russland entdeckt. Der Westen sorgt sich ebenso um mangelnde Exportkontrolle bei der legalen Ausfuhr des sicherheitssensiblen Rohstoffes – obwohl Kasachstan verschiedene IAEA-Konventionen unterzeichnet hat. Wie hoch nun der Preis für Öl oder Uran langfristig steigen wird, ist schwer prognostizierbar. Eine der beiden Rohstoffe wird die Energiequelle der kommenden Jahrzehnte sein. Kasachstan hat mit seinen beträchtlichen Öl- und Uranreserven und vor dem Hintergrund der wechselseitigen Abhängigkeit ihrer Marktpreise anderen erdölexportierenden Staaten hier einiges voraus.
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