Anlässlich des 20. Jahrestags der Katastrophe von Tschernobyl machen sich zahlreiche Kommentatoren Gedanken über das Für und Wider der Atomkraft.

BERLINER ZEITUNG

„Tschernobyl hat für alle Zeit den Beweis geliefert, dass die ungeheuren Risiken dieser Technik nicht beherrschbar sind. Das Problem aber ist die Vergesslichkeit der Menschen. 20 Jahre – was für eine Zeitspanne! Darauf setzen jene, die nun der Renaissance der Atomkraft das Wort reden. Dabei sind ihre Argumente in diesen beiden Jahrzehnten um keinen Deut besser geworden.“

TAGESSPIEGEL (Berlin)

„Zur Beruhigung besteht kein Anlass. Denn eines haben alle Atomstrommaschinen gemeinsam: Ihre Uranladung birgt ein Tausendfaches der todbringenden Radioaktivität einer Bombe vom Hiroshima-Typ. Würde jemals auch nur ein Teil davon in die Umwelt gelangen, würden hierzulande, anders als in der dünn besiedelten Ukraine, nicht Hunderttausende, sondern viele Millionen Menschen ihre Heimat verlieren, die Republik würde im Aufruhr versinken. (…) Für potenzielle Attentäter sind die Reaktoren bereitstehende Atombomben im Feindesland. (…) Darum macht Atomkraft jedes Land extrem verwundbar.“

GENERAL-ANZEIGER (Bonn)

„Der Satz ‚Atomkraft – nein, danke‘ ist ebenso billig wie jener, dass der Strom bei uns aus der Steckdose kommt. Das Atom wurde gespalten, diese Energie ist freigesetzt. Sie wird genutzt. Deshalb kommt es nun darauf an, mit ihr verantwortlich umzugehen. Bei dem neuen Streit lohnt  es sich zu fragen, ob der rot-grüne Energiekonsens der Wirklichkeit unserer Welt entspricht, oder der Ausstieg langsamer geschehen soll…“

OSTTHÜRINGER ZEITUNG (Gera)

„Bis heute hemmen politische und wirtschaftliche Interessen die wissenschaftliche Aufarbeitung der Katastrophe, weil Energiepolitik im weltweiten Wettbewerb neue Fronten gezogen hat. Tschernobyl hat die Einstellung zur Kernkraft verändert, doch extreme Positionen, absolutes Für oder Wider werden kaum nützlich sein. Während die Sicherheitsstandards der Reaktoren in westlichen Ländern verbessert wurden, sind in Osteuropa noch viele veraltete am Netz. Während die einen das große Modernisierungsgeschäft wittern, sehen andere das atomare Inferno heraufziehen.“

NÜRNBERGER NACHRICHTEN:

„Bis 2021 müssen laut Ausstiegskonsens alle 17 deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Zeit genug, um erneuerbare Energien ausreichend auszubauen. (…) Eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke wäre kurzfristig für manche vorteilhaft, würde aber die zukunftsgerichtete Umstrukturierung nur verzögern. Ein Irrweg, der in der Sackgasse landet.“

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