Seit elf Jahren unterstützt das Staatliche Internat Nr. 8 Waisenkinder in Almaty. Auf eine ähnlich lange Vereinsgeschichte blickt auch der Förderverein SOSW e. V. aus Zittau in Deutschland zurück. Der Verein unterstützt Kindereinrichtungen finanziell und materiell. Bisher verbindet die beiden noch nicht sehr viel. Doch das könnte sich ändern. Denn die stellvertretende Vorsitzende des Vereins, Jana Brauweiler, sucht derzeit nach neuen Partnern und Projekten in Kasachstan.

„Der erste Eindruck der Einrichtung ist wirklich sehr gut. Man merkt, dass die Mitarbeiter hier mit dem Herzen bei der Sache sind“, beschreibt Jana Brauweiler die erste Begegnung mit den Angestellten des Staatlichen Internates Nr. 8 in Almaty. Jana Brauweiler, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des deutschen Fördervereins SOSW, unterrichtet derzeit an der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU).

Sie nutzt die Zeit, um mit ihrem Mann, der ebenfalls Vereinsmitglied ist, nach neuen Vereinsprojekten und Partnern in Kasachstan zu suchen. „Unser Verein ist durch die Förderung eines polnischen Kinderheims entstanden. Doch jetzt wollen wir unser Engagement auch auf andere Länder, zum Beispiel Kasachstan, ausweiten“, umreißt die 37-Jährige ihre Motivation. In der Vergangenheit wurden zum Beispiel Austauschprojekte zwischen deutschen und polnischen Kindern organisiert. Der in Zittau ansässige Verein unterstützt außerdem Kindereinrichtungen mit Sachspenden und finanziellen Mitteln. Über die DKU kam der Kontakt zum Staatlichen Internat in Almaty zustande.

Eine große Familie

Im Jahr 1996 wurde das Staatliche Internat Nr. 8 in Almaty gegründet, in dem heute insgesamt 110 Mitarbeiter arbeiten. Zu Beginn war es zunächst für Kinder aus armen Familien gedacht. Doch schnell wurde es zu einem Haus für Waisenkinder oder Kinder, die durch schwierige Umstände nicht mehr in ihren Familien leben können. Mittlerweile finden 300 Kinder im Alter von 7 bis 18 Jahre in der Einrichtung ein Zuhause und werden unterrichtet. Die meisten Kinder im Internat haben durch schwere Erlebnisse in der Kindheit bleibende psychische Schäden. „Wir sind hier eine riesengroße Familie, halten zusammen und versuchen, die Kinder auf ein Leben nach dem Internat vorzubereiten“, erzählt die Leiterin der Einrichtung, Ljasat Kurenkejewa.

Die oft labilen Kinder werden dabei vor allem für leichtere Berufe auf Facharbeiterniveau ausgebildet. Es gibt aber auch Ausnahmen. So studiert einer der ehemaligen Bewohner des Internates nun Medizin. „Das macht uns stolz, aber leider sind viele unserer Ausbildungsräume sehr veraltet“, fügt Kurenkejewa hinzu. Das trifft auch auf die Metall-, Holz- und Nähwerkstatt zu. Im Moment werden die Räume vorgerichtet. Es riecht nach neuer Farbe. Jedoch reicht das Geld nur für einen neuen Anstrich der Wände. Auf den Gängen stapeln sich Bücher, in den Räumen sind Eisenregale, Holzschränke, Tische und Stühle flüchtig in die Mitte geschoben. Das meiste sieht abgenutzt aus, ist teilweise verrostet. Die Hobelbänke sind zerfurcht vom jahrelangen Arbeiten; auf dem Hof verbrennt ein Feuer Reste der Arbeiten. „Werkzeug, Mobiliar und Maschinen sind teilweise nicht mehr zu gebrauchen und müssen dringend ersetzt werden“, fasst Bodo Lochmann, Rektor der DKU und ebenfalls mit vor Ort, den Zustand der Werkstätten zusammen.

Uns ist es wichtig, dass wir das Ergebnis unserer Arbeit sehen“, betont Jana Brauweiler während des Besuchs im Internat und zeigt sichtbares Interesse an einer Zusammenarbeit mit der kasachischen Einrichtung. Ihr und dem Verein kommt es vor allem darauf an, dass nicht nur Gelder von einem Land ins andere fließen, sondern dass praktische Hilfe geleistet wird. Da passt es gut ins Bild, dass sie sich bei der Besichtigung der Werkstätten sofort Gedanken über die mögliche Ausstattung und Einrichtung der Räume macht. „Monetäre Investitionen sind eine wichtige Sache, aber wenn man mit konkreten Dingen helfen kann und dann in leuchtende Kinderaugen schaut, weiß man, dass man das Richtige tut“, erzählt Jana Brauweiler von ihren Erlebnissen aus der Vergangenheit.

Langjährige Partnerschaft

Mit praktischen Dingen helfen, das versucht auch die DKU. Seit 1999 arbeitet sie mit dem Staatlichen Internat Nr. 8 zusammen. Jedes Jahr in der Weihnachtszeit gehen Studenten der DKU zu den Kindern, bringen ihnen Kleiderspenden und feiern mit ihnen gemeinsam. „Uns war es von Anfang an wichtig, den Studenten auch andere Seiten des Lebens zu zeigen“, erklärt Olga Moskowtschenko, Prorektorin der DKU, die Grundidee der Zusammenarbeit zwischen der Universität und dem Internat. Angeregt durch die Besuche in der Einrichtung, gründete der ehemalige DKU-Student Talgat Jessimow in seinem Freundeskreis einen Fonds für Kindereinrichtungen und wurde dafür von der Firma Siemens mit dem Werner-von-Siemens-Preis geehrt. „Das macht uns natürlich ganz besonders stolz“, kommentiert Moskowtschenko die Initiative und den Erfolg des früheren Studenten.

Zusammenarbeit möglich

„Wenn wir wieder in Deutschland sind, werde ich das Projekt in Kasachstan den anderen Vereinsmitgliedern vorstellen“, signalisiert Jana Brauweiler im abschließenden Gespräch mit der Leitung des Internats Interesse an einer Kooperation. Eine Zusammenarbeit kann sie jetzt noch nicht versprechen, „aber was ich gesehen habe, hat mir gefallen, und ich kann mir eine langfristige Zusammenarbeit durchaus vorstellen“. Eine Einstellung, die auch die Leitung der Einrichtung teilt. Bisher sucht man vergebens nach einem langfristigen und verlässlichen Partner zur Unterstützung und Realisierung von gemeinsamen Projekten. Lediglich einmal gab es eine Zusammenarbeit mit einer Initiative aus den USA. Einige Kinder haben so in der Vergangenheit neue Familien und ein neues Zuhause gefunden. „Das ist jedoch die Ausnahme gewesen, und wir wollen dringend eine längere Zusammenarbeit“, unterstreicht die Leiterin, Ljasat Kurenkejewa, das Interesse. Es wird sich zeigen, ob das Treffen zu handfesten Ergebnissen in der Zukunft führt. Doch die Zeichen stehen nicht schlecht. Wollen doch beide Seiten nur eines: „Den Kindern eine Chance geben!“

Von Friedemann Schreiter

07/09/07

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