Für die DKU begann 2008 eine neue Phase. Nicht nur das Studienangebot der Universität wurde auf zwölf Abschlüsse erweitert, auch in der Forschung will man neue Wege gehen. Der Rektor der DKU, Matthias Kramer, spricht im Interview mit der DAZ über Ziele und Wünsche für die Zukunft.

/Bild: MDA. ‚Rektor Kramer: „Als kleine Universität haben wir Vorteile, die wir nutzen müssen“.’/

Die DKU ist mit nur 350 Studierenden eine sehr kleine Universität. Ist sie nicht zu klein, um ein ambitionierte Lehr- und Forschungsprogramm zu bewältigen?

Ganz im Gegenteil, wir haben durch die Größe gewisse Vorteile, die wir nutzen müssen. Natürlich können wir vom Equipment und von der Infrastruktur her keine großen Sprünge machen. Aber, was das Innere angeht, können wir wirklich sehr viel bieten. Zum Beispiel Kontakte und Kooperationen, auf die man sich wirklich verlassen kann. Oder auch die persönliche Nähe zur deutschen Wirtschaft in Kasachstan, die sich sehr positiv auf die Praktikumsmöglichkeiten auswirkt. Die geringe Größe ist in meinen Augen eine absolute Stärke, keine Schwäche.

Laufen derzeit schon Forschungsprojekte?

Die Gebäude in Almaty besitzen ein enormes Energieeinsparungspotenzial. Ein Forschungsvorhaben, das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert wird, definiert und kategorisiert derzeit den Gebäudebestand in Almaty, um letztendlich modellhaft Berechnungen über Kohlendioxid-Einsparungspotenziale aufzustellen. Theoretisch ist es dann möglich, das auf die Grundgesamtheit der Stadt hochrechnen zu können. Also, was könnte Almaty mit Investitionen an Kohlendioxid-Emissionen einsparen und gleichzeitig an ökonomischen Effekten erzielen?

In welche Richtungen orientiert sich die wissenschaftliche Forschung an der DKU in Zukunft?

Da gibt es mehrere Schwerpunkte. Einmal die Frage nach Einsatzmöglichkeiten erneuerbarer Energietechnologien. Gibt es ein Potenzial für Solarthermie und Fotovoltaik? Gibt es ein Potenzial für Geothermie, also Erdwärme? Was sind die geologischen Voraussetzungen dafür? Das hat noch keiner untersucht. Können wir einfach Erdsonden in die Erde lassen? Wir sind bei verschiedenen Fragestellungen in diesem Land gleich in einem interdisziplinären Forschungsumfeld, und genau da sehe ich die Riesenchance der DKU, weil durch unsere Größe doch jeder mit jedem redet, jeder weiß, was der andere macht. Auch beim Thema Wasser kann ich mir zum Beispiel wissenschaftliche Forschung im Bereich Abwasserklärung vorstellen.

Warum sind die meisten deutschen Kooperationspartner Fachhochschulen?

Das hat hauptsächlich etwas mit der Entwicklungsgeschichte der DKU zu tun. Die Universität wird 2009 zehn Jahre alt, ist also noch sehr jung. Die meisten Partnerschaften entstanden anfangs aufgrund von persönlichen Kontakten der damaligen Führungskräfte. Da die DKU bislang keine Forschungsorientierung hatte, war es nahe liegend, zunächst mit Fachhochschulen zu kooperieren, weil wir für eine Kooperation mit einer Universität forschungsbezogen nicht viel hätten bieten können. Das soll sich in der Zukunft ändern. Mit dem Internationalen Hochschulinstitut Zittau ist aber auch eine universitäre Einrichtung mit Promotions- und Habilitationsrecht unter unseren Kooperationspartnern. Das ist sehr wichtig für die weitere Entwicklung der DKU, denn wenn hier wissenschaftliche Mitarbeiter qualifiziert werden sollen, geht das in der Regel nur über ein Qualifizierungsziel – die Promotion.

Sie lehren auch selbst an der DKU. Wie sind Ihre Erfahrungen mit den Studenten in Kasachstan?

Ich bin begeistert, wie viel Engagement in diesem Land, gerade bei der jungen Generation momentan festzustellen ist. Die meisten wollen aus ihrem Leben etwas machen. Was die jetzige Generation erreichen will, für sich persönlich und auch für ihr Land, ist beachtlich. Die Studiendisziplin ist hoch – da habe ich in Deutschland schon andere Dinge erlebt. So gesehen bin ich von der Bereitschaft, zu studieren und sich zu qualifizieren, sehr angenehm überrascht. Das motiviert auch einen Hochschullehrer.

Das Interview führte Thomas Düll.

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