Sie war ein Geschenk der Sowjetunion an die DDR-Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft. Heute ist die tadschikische Teestube nach wie vor beliebt bei Berlin-Besuchern und Einheimischen. Dem Geheimnis dieses einzigartigen Ortes ist unsere Reporterin auf den Grund gegangen.

Am Eingang einer kleinen Gasse von der Oranienburgerstraße aus macht eine große Werbetafel die Berliner Passanten mit Pfeil auf einen besonderen Hinterhof aufmerksam.
Folgt man dem Pfeil, so steht man direkt unter der mächtigen Krone eines alten Kastanienbaumes. Auf der linken Seite davon, auf einem kleinen Hügel in der ersten Etage des Gebäudes befindet sich das in ganz Berlin bekannte tadschikische Teehaus, abgeschirmt vom Lärm des Straßenverkehrs.

Vor dem Eintritt in eine geräumige Diele, müssen die Gäste ihre Schuhe ausziehen , wie es der Brauch im Osten vorschreibt. Die Teestube ist im orientalischen Stil ausgeschmückt. Geschnitzte hölzerne Decken und Säulen sind sehr geschickt mit dem traditionellen tadschikischen Stil verbunden. Die in dunkelgrüner Farbe getünchte Wände sind mit vielen Gemälden im orientalischen Stil und zentralasiatischen Miniaturen verziert, und erinnern an das Märchen „Tausendundeinen Nacht“.

Tschinara Harjehusen in der Teestube.

Wie die meisten dieser Teehäuser ist auch die Berliner Teestube mit den langen traditionellen Ottomanen, bunten Teppichen, Decken und Kissen vollgestellt. Die Gäste sitzen hier wie im Osten auf Kissen,  die Beine verschränkt und leicht über die niedrigen Tische gebeugt.

Die Atmosphäre und der Geschmack des östlichen Teehauses wird ergänzt durch die ruhige angenehm klingende Musik, die in keinem Fall das Gespräch der Gäste untereinander übertönt. Es mangelt auch nicht an Wasserpfeifen. Offenbar haben sich die Eigentümer dazu entschieden, nicht ohne dieses Element der östlichen Kultur auszukommen. Nebenbei bemerkt, der Rauch der Wasserpfeife verdirbt nicht die allgemeine Stimmung. Im Gegenteil. So wird die Symbiose der Kulturen spürbar. Gerade ertönt aus den Lautsprechern traditionelle Musik einer russischen Balalaika. Die Klänge der russischen Folklore-Instrumente sind harmonisch, und sie passen sehr gut in den halbdunklen Raum, das geheimnisvolle Innere der zentralasiatischen Teestube.
Ein weiteres Merkmal der Institution sind ihre Traditionen. Zum Beispiel lädt ein Geschichtenerzähler Liebhaber dazu ein, sich von ihm orientalische Märchen vorlesen zu lassen. Jeden Montag werden Geschichten aus dem alten Orient erzählt.

Ich sehe eine hübsche junge Kellnerin, welche mir die Speisekarte reicht. Das Menü enthält eine Auswahl von Gerichten aus der russischen Küche, wie zum Beispiel Borschtsch, ein Sammelsurium von Pasteten mit verschiedenen Füllungen, Pfannkuchen mit unterschiedlichen Füllungen und vieles mehr. Ebenso gibt es für kleine Gruppen das Angebot, aus einem echten russischen Samowar Tee zu trinken. Jedoch sind im Menü keine traditionellen orientalischen Gerichte oder Speisen der zentralasiatischen Küche enthalten. Ich vermisse typische Gerichte wie Manty oder Lagman. Ich bestelle Kekse, dazu starken schwarzen Tee und lehne mich zurück.

Auf den übrigen 70 Sitzen um mich herum haben weitere Gäste Platz genommen. Um mich herum höre ich verschiedene Sprachen wie Englisch, Spanisch und Deutsch. Es sind also viele internationale Besucher anwesend.

Die tadschikische Teestube gibt es in Berlin schon seit 1974; sie befand sich im Palais am Festungsgraben, unweit der Allee „Unter den Linden“. Damals war die Teestube zuerst eine Attraktion auf der Leipziger Messe als Teil der Ausstellung des sowjetischen Pavillons. Dann ist sie der DDR-Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft geschenkt und im Palais, dem ehemaligen preußischen Finanzministerium, eingerichtet worden.

Der jetzigen Betreiber Aris Papageorgiu und seine Frau Olga Schöning mussten aus dem Palais im vergangenen Jahr ausziehen, weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht und renoviert werden soll. So verlegten sie die Teestube in die Oranienburger Straße. Dabei bestand die Gefahr, dass Stammgäste nicht mehr wiederkommen. Offensichtlich ist dies nicht der Fall, so Aris Papageorgiu: „Die Hälfte der Besucher sind Berliner und die andere Hälfte der Gäste ausländische Touristen und Studenten. Es kommen auch oft Spätaussiedler aus Russland und Zentralasien“.

Übersetztung: Dominik Vorhölter.

Von Tschinara Harjehusen

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