Der Kölner Weltjugendtag (WJT) 2005 schloss mit der größten Messe auf deutschem Boden. Die katholische Jugend diskutierte nicht nur Glaubensfragen, sondern auch gesellschaftspolitische Fragen mit Osteuropa- und Zentralasienbezug – obwohl der WJT weniger Osteuropäer anlockte als erwartet.

Der Kölner Weltjugendtag (WJT) 2005 schloss mit der größten Messe auf deutschem Boden. Die katholische Jugend diskutierte nicht nur Glaubensfragen, sondern auch gesellschaftspolitische Fragen mit Osteuropa- und Zentralasienbezug – obwohl der WJT weniger Osteuropäer anlockte als erwartet.

Vom 16. bis zum 21. August war Köln – trotz Sommerloch und Urlaubszeit – das Mekka der katholischen Jugend. Der Anlass: Der 20. Weltjugendtag 2005 (WJT). Auf Einladung des Papstes nahmen rund 500.000 junge Menschen, nicht nur Katholiken, an dem mehrtägigen Großereignis teil. Den Abschluss bildete ein Gottesdienst vor 900.000 Gläubigen aus 197 Nationen auf dem Marienfeld bei Köln. Der meistbesuchte Gottesdienst auf deutschem Boden. Papst Benedikt der XVI. mahnte „eine seltsame Gottvergessenheit“ an.

Obwohl der WJT ein katholisches Großereignis ist, standen nicht nur Glaubensfragen im Vordergrund. Anders als beim traditionellen Katholikentag stehen auf dem WJT das soziale Erlebnis, die unbefangene Begegnung und die Jugend im Mittelpunkt. Zumal eine Großveranstaltung wie der WJT eine Eigendynamik der Begeisterung entwickeln kann, wie Knuth Erbe, Vorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) erklärte.

Das popkulturelle Rahmenprogramm mit Eventcharalter, an dem auch die berühmte zentralasiatische Gruppe „Yat Kha“ teilnahm, war auf die Jugend zugeschnitten – wenn Kritiker beispielsweise auch den Auftritt der „Kelly Family“ als zu altbacken bezeichneten. Auf dem WJT wurden aber ebenso gesellschaftspolitische Fragen der weltweiten Gerechtigkeit und  eines fairen internationalen Handelssystems diskutiert oder die Arbeit der großen kirchlichen Hilfswerke vorgestellt. Besonders aktuelle Probleme des sozialen Wandels in Osteuropa und Zentralasien, beispielsweise des Frauenhandles oder der rasanten HIV-Ausbreitung, wurden thematisiert.

Die Institution WJT ist das Erbe eines Osteuropäers. Der polnische Papst Johannes Paul II. versuchte als erster den Dialog zwischen der offiziellen Kirche in Rom und der katholischen Jugend der Welt zu intensivieren. So enstand Anfang der 1980er die Idee eines regelmäßigen Dialoges. Erstmals trafen sich Papst und junge Menschen offiziell 1986 in Rom. Seitdem findet das Großereignis in unregelmäßigen Abständen auf allen Kontinenten rund um den Globus statt. Beispielsweise in Buenos Aires, in Santiago de Compostela, im polnischen Czestochowa, in Denver, Manila, Paris oder Toronto.

Die Zahl der Pilger zum WJTs steigerte sich mit den Jahren. Im Jahre 1991 wurde in Czestochowa die Millionengrenze deutlich überschritten. Nach Ende der kommunistischen Herrschaft konnte die katholische Jugend Russlands und Osteuropas erstmals ungehindert und in großer Anzahl an dem Ereignis teilnehmen – zumal der damalige Papst Johannes Paul II. ein wirklicher Volksheld der Osteuropäer war und ist. Der absolute Pilgerrekord wurde 1995 in Manila mit rund vier Millionen erreicht.

In Deutschland steht der Vatikan vor allem wegen innerkirchlichen Angelegenheiten, wie der Position zur Abtreibung oder zur Ökumene, in der Kritik. Die deutsche katholische Kirche rechnete dennoch gerade in Köln mit mehr Teilnehmern. Auch wenn schon vor der Wahl eines Deutschen zum Nachfolger von Johannes Paul dem II. im April feststand, dass der WJT in Deutschland stattfinden würde, hoffte man doch auf eine Papsteuphorie.

Zum eher europäisch geprägten Weltjugendtag in Köln 2005 hatten sich 415.178 Pilger offiziell angemeldet, etwa die Hälfte zwischen 18 und 27 Jahren. Die Pilgerzahl blieb damit hinter den Erwartungen der enttäuschten Organisatoren zurück. Mit 79,2 Prozent kam das Gros der Teilnehmer aus Europa (davon rund 20 Prozent aus Deutschland). Von den restlichen Pilgern kamen etwa 9 Prozent aus Nordamerika, drei Prozent aus Asien, zwei aus Afrika, fünf aus Mittel- und Südamerika und noch ein Prozent aus Ozeanien.

Künstler- oder Glaubensgruppierungen aus Bosnien-Herzogowina, Litauen, Polen, Russland, der Slowakei oder Slowenien stellten sich auf dem WJT vor oder organisierten eigene Programmpunkte. Dennoch blieb auch die Zahl der osteuropäischen Pilger zum WJT 2005 – gerade von polnischer Seite – hinter den Erwartungen der Organisatoren zurück. „Viele der jungen Menschen aus Osteuropa sind zur Beerdigung von Papst Johannes Paul II. oder zur Inthronisation von Benedikt XVI. nach Rom gereist und haben jetzt einfach kein Geld mehr“, so die Veranstalter vom Weltjugendtagsbüro.

Kleinere Delegationen der katholischen Gemeinden aus Russland und Zentralasien waren ebenso vertreten. Für die Katholiken dort ist es jedoch ungleich schwerer als für ihre Glaubensbrüder in West- und Osteuropa ihre Religiösität zu leben und Mitstreiter zu mobilisieren. Die jungen Katholiken bilden dort meist eine kleine ab- und teilweise ausgeschlossene Diaspora. Die Gemeinden sind weit verstreut im Lande und Kirchen oft nur notdürftig umgebaute Privatwohnungen. Deswegen unterstützt der Vatikan mit seinem Hilfswerk „Kirche in Not – Ostpriesterhilfe“ die pastorale und seelsorgerische christliche Arbeit an der Basis in Zentralasien – nicht nur der Katholiken.

02/09/05

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