Sportdiplomatie kommt oft zum Einsatz, wenn die Beziehungen zwischen zwei Ländern so beschädigt sind, dass sie sich politisch kaum noch kitten lassen. Sie ist aber nicht nur ein Mittel, um Konflikte zu entschärfen, sondern auch, um gute Beziehungen zu Freunden und Partnern zu pflegen. Wie letzteres im Kleinen funktioniert, zeigte sich am Sonntagmorgen auf dem Gelände der Kasachischen Nationalen Al-Farabi-Universität. Dort trafen sich die Mitarbeiter mehrerer diplomatischer Vertretungen zu einer Art Mini-Fußball-WM. Mit dabei: Ein Team des deutschen Generalkonsulats.

Das Team des deutschen Generalkonsulats konnte sich auf seine Unterstützer jederzeit verlassen.

Die Idee kam aus dem kasachischen Außenministerium in Almaty. Einige seiner Mitarbeiter treffen sich jedes Wochenende zum Kicken, sind eine eingespielte Mannschaft. Da kann es nicht schaden, sich auf einem Turnier auch mal mit anderen zu messen. „In erster Linie wollten wir aber erreichen, dass alle zusammenkommen, sich besser kennenlernen und austauschen“, erklärt Ministeriumsmitarbeiter Nurlan Abdykulov am Spielfeldrand das Konzept der Mini-WM, die zum ersten Mal vor zwei Jahren stattfand. Das Ministerium hat im Vorfeld alle diplomatischen Vertretungen in der Stadt schriftlich eingeladen, zugesagt haben am Ende – inklusive Gastgeber – sechs: neben dem deutschen Generalkonsulat die Ständigen Vertretungen Russlands, Chinas und der Vereinten Nationen. Das kasachische Außenministerium stellt dagegen gleich zwei Mannschaften.

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Die Hobbykicker des deutschen Teams fallen auf: Extra für das Turnier haben sie graue DFB-Trikots mit ihren Namen und Rückennummern bedrucken lassen. Dabei ist die Truppe – drei Mitarbeiter des Generalkonsulats und zwei des DAAD – bunt zusammengewürfelt. „Die Jungs haben seit einem Jahr nicht gemeinsam trainiert“, erläutert eine Unterstützerin. Hinzu kommt, dass bis auf eine Ausnahme niemand in seiner Freizeit regelmäßig spielt. Und so ruhen vor Beginn des Turniers alle Hoffnungen auf den Schultern von Phillip Semjonow, der bereits am Vortag mit seinem Ligaverein der zweiten Mannschaft von Lokalmatador Qairat Almaty die Stirn geboten hat. Semjonow, als Programmmanager beim DAAD und ehemaliger Inhaber des begehrten Internationalen Parlamentsstipendiums auch abseits des Rasens erfolgreich, absolviert vier Trainings und ein Spiel pro Woche.

Wenig Tore, aber ordentliche Punktausbeute

Kurz vor neun Uhr: Sonnenschein, klarer Himmel, 22 Grad. Es scheint, als hätten die Gastgeber perfektes Fußballwetter bestellt, um passend zum freundschaftlichen Anlass diplomatische Schlammschlachten von vornherein zu unterbinden. Vor der malerischen Kulisse der Tien-Shan-Gebirgszüge erläutert ein Unparteiischer die Regeln: Kleinfeld, drei Feldspieler plus Torwart, vier Minuten pro Partie, es gewinnt die Mannschaft mit den meisten Punkten. Und los geht’s.

Immer wieder scheitert die Offensive an gegnerischen Torhütern. Die Defensive erweist sich dafür als undurchdringlich.

Die Deutschen bestreiten ihr erstes Match gegen das Team der kasachischen Konsularabteilung. Eine herausragende DAAD-Kooperation bereitet den Weg für die Führung, als Bartholomäus Minkowski, Leiter des Informationszentrums, nach perfekter Vorarbeit des Kollegen Semjonow eiskalt einnetzt. Kurz vor Schluss ist der Knipser allerdings auch nicht ganz unschuldig daran, dass es doch nur für ein 1:1 reicht. Minkowski zerknirscht: „Ich mache das 1:0 und verschulde das 1:1 – ärgerlich.“ In den folgenden vier Spielen produziert die deutsche Auswahl keine weiteren Tore, zeichnet sich aber durch defensive Stabilität aus. Drei Mal wird die Null gehalten, am Ende stehen vier Punkte zu Buche – macht einen Platz in der goldenen Mitte.

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Kulturattachée Veronika Goncharov, am Sonntag für zwei Stunden in der Funktion als Cheftrainerin der deutschen Sbornaja unterwegs, zeigt sich nach dem Spiel zufrieden: „Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Dafür, dass die Jungs so lange nicht zusammen gespielt haben, war das eine richtig gute Leistung.“

Feierabend: Die Kicker des Generalkonsulats können zufrieden sein mit ihrer Leistung.

Der Pokal, ein überzeugend echt wirkendes Imitat der goldenen WM-Trophäe, geht zum Schluss an die russische Auswahl – eine Art späte Genugtuung nach dem bitteren Viertelfinal-Aus der Profis gegen Kroatien vor einem Jahr. Applaus, gegenseitige Glückwünsche und Gratulationen, anschließend gibt es noch ein gemeinsames Gruppenfoto aller Teilnehmer. Die müssen derweil nicht lange auf das nächste Freundschaftsturnier warten. Schon am kommenden Samstag, dem Tag der Stadt Almaty, folgt das nächste. Noch größer, mit noch mehr Teams – und noch mehr Spielern. Das deutsche Generalkonsulat wird dann auch wieder mit einer schlagkräftigen Mannschaft mitmischen.

Christoph Strauch

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