In den letzten Jahrzehnten ist der interethnische, interreligiöse und interkulturelle Dialog von der Wissenschaft, Politik und Diplomatie in Kasachstan verstärkt gefördert worden und ist zu einem wichtigen Bestandteil der internationalen Beziehungen geworden. Die Analyse der Religionsereignisse in der Welt weist auf die Existenz bisher nicht gelöster Probleme in Bezug auf das religiöse Bekenntnis hin.

In Kasachstan leben sowohl Anhänger des Islams, des Christentums, des Judentums als auch Anhänger des Buddhismus und vieler neuer religiöser Gemeinschaften. Diese Besonderheit berücksichtigt auch Nursulatan Nasarbajew, das Oberhaupt der Republik Kasachstans. Immer wieder unterstreicht er die Notwendigkeit einer permanenten Förderung und Vervollkommnung der religiösen Vielfalt im Land.

Erster Tagesordnungspunkt: Toleranz

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass die jährlichen Initiativen der Staatsführung im interethnischen, interkulturellen und interreligiösen Bereich zu einem Wechsel von Konfrontation hin zu einem Dialog beitragen. Dabei entsteht die Frage: Was könnte die Republik und die Weltgemeinschaft aus einer harmonisch ausgewogenen Koexistenz der mehr als 40 Konfessionen im Rahmen der laufenden Entwicklungen gewinnen?
Aus den Meinungen kasachstanischer Religionswissenschaftler und -experten sticht die des Forschers U. Sarsenow hervor. Er analysiert die kasachstanische Staatspolitik im Bereich Religion. Seine Antwort auf die Frage lautet: „Sie führt zu einer friedlichen Zukunft für die heranwachsenden Generationen.“

Um die Idee Sarsenows zu erweitern, können weitere Beispiele angeführt werden. Die letzte Volksversammlung Kasachstans zeigte die ernsthaften Absichten Nursulatan Nasarbajews, die Sicherheit und den Frieden in der kasachstanischen multiethnischen und -religiösen Gesellschaft zu festigen. In seinem Vortrag auf der 15. Sitzung unterstrich er, dass Strategie und Taktik der staatlichen Politik in erster Linie auf der Polyethnie und Polykonfessionalität basieren. Die relevanteste Rolle dabei spielen Toleranz und Verständigung unter den Kasachstanern.

Kasachstan – internationales Vorbild in Sachen Konfessionsdialog

Die Politik zur Sicherung der friedlichen Koexistenz von multikulturellen und -konfessionellen Gruppen ist längst über die Grenzen Kasachstans hinausgetreten. Sie ist Teil der internationalen Beziehungen geworden, denn keine Religion kann durch Staatsgrenzen beschränkt werden.

Im internationalen Kontext prägen die kasachstanischen Initiativen, wie Kongresse der Welt- und traditionellen Religionen oder der Bau des Palastes des Friedens und der Eintracht, einen diplomatischen Weg, der die Ideen und Handlungen der religiösen Oberhäupter der Welt miteinander vereinen soll.

Nach Ansicht des kasachstanischen Forschers A. Kositschenko werden zwar „die Ideen von N. Nasarbajew nicht rasch realisiert werden“, aber es ist offensichtlich, dass alles, was im Bereich der staatskonfessionellen Beziehungen in der Republik Kasachstans abläuft, viel Interesse bei ausländischen religiösen und politischen Kreisen hervorruft. Einige Staaten folgen sogar teilweise der Erfahrung Kasachstans.

Beispielsweise haben das ins kasachstanische Bildungssystem eingeführte Fach „Religionswesen“, die Kongresse der Welt- und traditionellen Religionen sowie der Versuch der Edierung des Gesetzes der Republik Kasachstan „Über die Glaubensfreiheit und religiöse Gemeinschaften“ ihre Widerspiegelung in anderen zentralasiatischen Ländern gefunden: In Aserbaidschan findet im Jahre 2010 eine Gipfelversammlung der religiösen Vertreter statt. In Tadschikistan wird das obligatorische Schulfach „Islambildung“ eingeführt. In Kirgisien ist die Einführung des Schulfaches „Religionswesen“ in den Jahren 2010 bis 2011 geplant.
Die Veranstaltungschronik internationaler Konferenzen, Treffen und Initiativen zeigt außerdem die Aktivitäten, die andere Länder im Bereich des interkonfessionellen Dialogs auszeichnen: Der neue Kurs der USA in Bezug auf die Beziehungen mit der islamischen Welt, der staatlich entwickelte und geförderte Kultur- und Religionsdialog durch Saudi-Arabien, den König von Jordanien und den Rat der europäischen Religionsvertreter; die Erklärung des Generalsekretärs der Weltumfassenden Islamliga, Scheich Abdalla Ben Abdel Muchsin At-Turki, in der er die Aufgeschlossenheit der Liga im Bezug auf die Zusammenarbeit mit anderen Ländern, den Schutz von Minderheiten vor Unterdrückung sowie Gerechtigkeit und Gleichheit garantiert; die Positionierung des neuen Patriarchen der Russisch-Orthodoxen Kirche, Kirill, im georgisch-abchasischen Konflikt; der Aufruf des Präsidenten Israels Schimon Peres auf dem dritten Kongress der Welt- und traditionellen Religionen an die arabischen Regierungsvertreter, sich zur Lösung des jahrhundertealten Konflikts „in Jerusalem zusammenzusetzen bzw. nach Kasachstan oder in ein anderes Land zu kommen.“

Weltweites Lob

Vieles aus dem zuletzt Genannten wurde auf dem dritten Kongress der Welt- und traditionellen Religionen initiiert. Die Analyse der Teilnehmervorträge zeigte, dass Kasachstans Initiative zur Förderung des interreligiösen und interethnischen Dialoges auch seine Anerkennung von Seiten der Religionsvertreter erfuhr.

Der oberste Rabbiner Jona Mezger merkte in seiner Ansprache an Präsident Nasarbajew Folgendes mit großem Lob an: „Zusammen mit Ihnen habe ich die erste Synagoge in Astana eröffnet, und morgen werde ich an der Eröffnung der fünften Synagoge teilnehmen. Das ist für mich eine echte und wichtige Botschaft des Friedens und der Freundschaft.“

Die offizielle Geschäftsreise Nasarbajews nach Italien beschränkte sich nicht nur auf politisch-wirtschaftliche Interessensvertretung. Sie steigerte ihre Bedeutung noch durch den Besuch des Präsidenten im Vatikan. Damit zeigte Nasarbajew seinen Respekt gegenüber der Tätigkeit des katholischen Oberhaupts Papst Benedikt XVI. Gleichzeitig hieß auch der Papst die Ideen des Präsidenten und der Gesellschaft Kasachstans gut. Er äußerte sich folgendermaßen gegenüber Nasarbajew: „Gestatten Sie mir, Ihnen meinen herzlichen Dank für die Friedens- sowie Zustimmungspolitik zu äußern, deren Quelle Kasachstan ist.“

Auf der internationalen Konferenz „Massenmedien in der Stärkung der interethnischen Toleranz“, die am 18. November 2009 in der Eurasischen L. N. Gumiljow-Nationaluniversität stattfand, hob der Vorsitzende der russischen Völkerversammlung und Abgeordnete des russischen Parlaments R. K. Abdulatipow, positiv hervor, dass Präsident Nasarbajew der Vorsitzende einer wichtigen gesellschaftlichen Institution des Landes – der kasachstanischen Volksversammlung – sei.

Der Präsident der Republik Kasachstan folgt seiner Überzeugung. Das bewies auch der Besuch des Oberhaupts der Russisch-Orthodoxen Kirche Patriarch Kirill in Kasachstan. Der Patriarch erklärte diesen Besuch zu „einem starken geistlichen Impuls zur Entwicklung der Russisch–Orthodoxen Kirche in Kasachstan“. Er glaubt auch, dass dadurch die internationalen Beziehungen, die auf den Prinzipien der Toleranz, des Respekts, der Partnerschaft und der Freundschaft aufgebaut wurden, gestärkt werden.

Große Hoffnungen

Die Hoffnung Nasarbajews in Bezug auf den interkonfessionellen, interethnischen sowie interkulturellen Dialog ist verständlich. Die Förderung des hohen Toleranzniveaus könnte sich auch in anderen Bereichen der Staatsentwicklung positiv widerspiegeln – darunter in Wirtschaft und Politik.

Die Tätigkeiten gesellschaftlicher kasachstanischer Institutionen wie des Internationalen Zentrums der Kulturen und Religionen, des Sekretariats der Kongresse der Welt- und traditionellen Religionen und der Volksversammlung Kasachstans fördern diese Entwicklung.

Die Erforschung ausländischer Erfahrungen, der gegenseitige Austausch und die Zusammenarbeit zwischen kasachstanischen und ausländischen Organisationen, die sich mit der Vervollkommnung des interethnischen und interreligiösen Dialoges auseinandersetzen, die Förderung toleranter Beziehungen mit ausländischen Partnern sowie die Steigerung geistlicher und intellektueller Kompetenz – das sind alles praktische Maßnahmen, die permanent verwirklicht werden müssen.

Von Gulnara Zhunussova, Leiterin der Analysenabteilung des Internationalen Zentrums der Kulturen und Religionen

26/03/10

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