Ich habe schon viele Formulare in meinem Leben gesehen und einen Großteil davon selbst ausgefüllt. Eigentlich kennt man das inzwischen – da drängen sich einem viele viele Kästchen auf, die einen fragen, was man denn wann in seinem Leben getrieben und gelassen hat.

Tja, und das weiß man dann auch meist nicht so genau, wenn man so detailliert danach gefragt wird. In einigen Punkten hofft man, dass die Mutter weiterhelfen kann, die ja schließlich für einen Gutteil des Lebens die Übersicht hatte, aber letzten Endes hat die Mutter doch nur die Geburtsurkunde im Original und allenfalls noch den Impfpass im Ärmel. Für alles andere muss man schon selbst die Verantwortung übernehmen. Und wenn man die guten mütterlichen Ratschläge, besser Ordnung zu halten, einfach nicht befolgen wollte, dann muss man eben selbst sehen, wo man bleibt beziehungsweise woher man die Testate nimmt. Und jetzt kommt das Formular der Rentenversicherungsdingsbums und das ist vielleicht ein Ding! Nicht genug, dass man eh ständig gefragt wird „Und – was tust du für die Rente?“ Nichts nämlich. Ich will mich noch gar nicht mit der Rente beschäftigen. Und jetzt liegt hier das doofe Formular vor mir, daran gibt es kein Vorbeikommen. Und um nicht die Laune zu verlieren und mich damit zu beschäftigen, schreibe ich viel lieber diesen Beitrag. Aber es ist in diesem Fall wie mit allen Themen und Problemen:  indem man darüber lamentiert, verschwinden sie nicht. Also ran!

Wenn es Lücken im Lebenslauf der Rentenversicherungsakte gibt, und da gibt es bei mir so einige, sei man dringend verpflichtet, bei der Belegung der offenen Zeiten zu helfen, steht da. Ja, das haben wir schon hinter uns, das tat ich nach dem ersten Schreiben, nach bestem Wissen und Gewissen habe ich alle Ordner durchsucht, um herauszufinden, wann ich wo war. Aber alles kann ich weiß Gott nicht beweisen, aber das sehe ich eigentlich auch gar nicht ein. Denn eigentlich ist das doch mein Problem, finde ich. Und wenn ich für bestimmte Zeiten keine Rentenansprüche geltend machen kann, mir doch egal, dachte ich. Und die Rentenversicherungsanstalt könnte sich doch eigentlich freuen, dass sie an mir sparen kann. Und so oder so ähnlich habe ich es auch in meinem Anschreiben vermerkt, dass ich eben NICHT alle Lücken füllen kann, beim besten Willen nicht, da hilft auch kein weiteres Suchen, die Dokumente bleiben verschwunden. Basta. Aber NEIN! Dieses Folgeschreiben fordert mich erneut dazu auf, jetzt aber mit den entsprechenden „Beweismitteln“ daherzukommen. Das klingt ja fast nach Staatsanwaltschaft. Und jetzt kenne ich die Rentenversicherungsbehörde nicht gut genug, um zu verstehen, was passiert, wenn ich wieder nicht Folge leiste. Strafzahlung? Gewahrsam? Hausdurchsuchung? Streichung aller Rentenansprüche? Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung? Und was machen die überhaupt, wenn einem die Bude abfackelt und damit ALLES gänzlich verschwindet?

Jedenfalls, unter Druck und Drohung habe ich im zweiten Anlauf nun doch manche Belege gefunden. Bei den Zeugnissen kommt mir die Behörde sogar entgegen, ich könne die Noten ruhig schwärzen, wenn sie mit auf den Dokumenten stünden. Mir doch egal, ob die Rentenbehörde weiß, dass ich keine Glanzleistungen hingelegt habe. Das ist hier doch keine Bewerbung! Oder gibt es weniger Rente, wenn man faul oder dumm war und die Lernzeiten nicht bestmöglich ausgenutzt hat?

Eine Frage, die ich auf Anhieb mit großer Sicherheit beantworten kann, ist, ob ich jemals auf einem Rheinschiff! beschäftigt war. Ein eindeutiges Nein. Hoffentlich muss ich das nicht auch noch beweisen. Und mal sehen, ob das Auswirkungen auf die Rente hat. Vielleicht wird man belohnt oder bestraft, wenn man auf einem Rheinschiff gearbeitet hat, weil es besonders hart oder lau war. Ich werde berichten. Aber jetzt schicke ich das Formular erst mal schnell weg.

Julia Siebert

08/08/08

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