Der Anblick der Statue von General Panfilow und der 28 Erinnerungssteine für seine Gardisten lassen den Schluss zu, dass in Almaty ausschließlich Generäle und Kriegshelden geehrt werden. Doch weit gefehlt. Nach meinem Gipfelsturm auf den Hausberg Kök-Töbe stoße ich auf eine Ansammlung scheinbar wild gewordener und Fotos um sich schießender Menschen. Beim näheren Hinsehen erblicke ich dort vier goldfarbene, auf Hochglanz polierte Männer. Einer der Herren hält eine Gitarre in seinen Händen. Mein Gehirn springt an, und ich überlege, welcher Held sich hier wohl mit Griff zur Gitarre verewigen lassen darf. Nach kurzem Rundumblick jedoch entdecke ich zu meinem großen Erstaunen eine vor Text nur so strotzende Informationstafel. Begeistert von den ungewöhnlich vielen sprudelnden Informationen in diesem Land erfahre ich, dass hier ebenso Popmusiker denkmalwürdig sind. So dürfen seit der erstmaligen Vergabe des kasachischen Musikpreises im Jahr 2007 die Mitglieder der legendären Rockband „The Beatles“ die Herzen aller Fans erfreuen. Noch immer tief beeindruckt von der wohl eher landesuntypischen Ehrung verlasse ich den Berg und begebe mich zurück in das Getümmel der zentralasiatischen Großstadt. Dort angekommen, gerät nach einigen Schritten vermeintlich Lenin in mein Blickfeld. Beim Herantreten an das Denkmal offenbart sich mir allerdings mein klischeehaftes Denken: Mit dem offenbar größten Denkmal der Stadt kommt nämlich nicht der frühere Regierungschef der einstigen Sowjetunion zu Ehren. Vielmehr wird mit der riesigen Statue der kasachische Philosoph und Dichter Abaj Kunanbaew als Nationalheld gewürdigt, der in eine Reihe mit Goethe und Schiller gestellt wird.

Elke Kögler ist deutsche Journalistin und erkundet derzeit Kasachstan.

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