Zahlreiche Russlanddeutsche Gesangs-, Tanz-, Musik- und Theaterensembles helfen seit Jahrzehnten, die deutsche Kultur zu bewahren. Eines der herausragendsten unter ihnen ist das Gesangs- und Tanzensemble „Lorelei“. In diesem Sommer war die Gruppe auf Deutschland-Tournee. Seine Heimat hat das Ensemble im Russisch-Deutschen Haus der Altairegion.

/Bild: Larissa Bogatyreva. ‚Für Nachwuch ist gesorgt: Seit 2006 gibt es das „Lorelei“-Kinderstudio.’/

Kornelius Petkau gründete das Gesangs- und Tanzensemble 1992, als das Russisch-Deutsche Haus der Altairegion noch Deutsches Kulturzentrum Barnaul hieß. Die Gruppe „Lorelei“ sollte die nationale Kultur der Russlanddeutschen in der Altairegion bewahren helfen.
Vier Tanzpaare und zehn Sängerinnen und Sänger, Studenten des ersten Studienjahres der Altaier Staatsakademie für Kultur und Kunst machten sich an die nicht leichte, aber sehr interessante Arbeit. Sie bereisten die Region, besuchten russlanddeutsche Familien, sammelten traditionelle deutsche Lieder und Tänze. Ausgehend von nur wenigen Nummern, vergrößerte sich das Repertoire rasch.

Vielseitiges Repertoire

Bereits 1992 wurde „Lorelei“ auch zu größeren Veranstaltungen nach Moskau eingeladen. Heute ist die Liste der Auftrittsorte äußerst mannigfaltig. Das Ensemble nimmt regelmäßig an Treffen der Russlanddeutschen in Moskau teil, tritt auf den Bühnen der Nachbarregionen – Nowosibirsk, Omsk, Tomsk sowie Orenburg, Kaliningrad und Anapa auf. 2006 bekam es ein Diplom ersten Grades beim regionalen choreographischen Wettbewerb „Der Sonne entgegen“. 2007 gewann die Gruppe den Hauptpreis im interregionalen Festspiel-Wettbewerb des deutschen Volkstanzes in Tomsk. Sicher nicht zu Unrecht, denn das Repertoire ist vielseitig: Neben dem Hauptprogramm der Gesangs- und Tanzgruppen, gibt es Soli für Sänger und Tänzer. Das Programm schließt außer klassischen und traditionellen deutsch-russischen Melodien auch moderne Bearbeitungen ein.

2006 wurde auf Initiative der gegenwärtigen Ballettmeisterin der Tanzgruppe Jelena Beresikowa ein Kinderstudio eröffnet, das Kindern die Grundsätze der Vokal- und Tanzkunst vermitteln soll.

„Lorelei“ in Deutschland

Im vorigen Jahr feierte das Ensemble sein 15-jähriges Jubiläum. Bei weitem nicht alle Ensembles der Szene existieren so lange. Die Tatsache, dass „Lorelei“ immer noch gefragt ist, beweist, dass die deutsche nationale Kultur in Russland nach wie vor Interesse weckt.

Aber nicht nur in Russland ist „Lorelei“ begehrt. In diesem Sommer sorgten Auftritte der Gruppe in Deutschland für Furore, denn die von „Lorelei“ interpretierten Lieder und Tänze sind in ihrem Herkunftsland oft schon in Vergessenheit geraten. Nebenbei diente die Reise der Inspiration: „Deutschland hat uns mit Regen empfangen, das hat uns aber nicht die Laune verdorben, denn wir haben uns über das Neue und Ungewöhnliche gefreut“, resümiert Jelena Beresikowa ihre ersten Eindrücke. „Die männliche Hälfte hat Autos, die weibliche die Mode ergründet.“ Neben mehreren Auftritten in Leipzig, wo die Gruppe von ihrem ersten Ballettmeister Alexander Hepting betreut wurde, nahmen sich die jungen Tänzer ein wenig Zeit, um die Sehenswürdigkeiten anderer deutscher Städte sowie Paris und Barcelona zu besichtigen. Mit vielen neuen Eindrücken kehrten sie zwei Wochen später nach Barnaul zurück, um mit neuen Kräften ihre Aufgabe zu erfüllen – die nationale Kultur der Russlanddeutschen zu pflegen und zu entwickeln.

„Wir beschäftigen uns mit der Kultur der Russlanddeutschen in unserer Region. Es ist aber unmöglich, sich damit zu befassen, wenn man ‚das deutsche Land’ nicht wenigstens mal betreten hat“, meint Jelena Beresikowa. „Solche Reisen sind einfach notwendig, denn sie sind eine Chance, die Wurzeln unserer Kultur zu sehen und das Blickfeld zu erweitern“.

Von Katharina Janzen

21/11/08

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