Für Irina Fuchs ist ihre 10-jährige Tätigkeit für die deutsche Jugend in Kasachstan zu einer Schule des Lebens geworden. Als Vorsitzende des Verbandes der deutschen Jugend Kasachstans (VdJK) führte sie in den Jahren von 2000 bis 2006 neue Schwerpunkte wie Sozialarbeit, Berufsorientierung und Ökotourismus in die Jugendarbeit der deutschen Bewegung Kasachstans „Wiedergeburt“ ein. Im Gespräch mit der DAZ berichtet Irina Fuchs über Veränderungen der Jugendclubs, neue Methoden der Jugendarbeit und die Verbindung zwischen Jugend- und Minderheitenpolitik.

/Bild: privat. ‚Hans-Dietrich Genscher zu Besuch im Deutschen Haus Almaty, 2001: Irina Fuchs stellte dem früheren Außenminister als stellvertretende Vorsitzende der Assoziation der gesellschaftlichen Vereinigungen der Deutschen Kasachstans „Wiedergeburt“ deren Tätigkeit vor.’/

Irina Fuchs

Frau Fuchs, Sie übernahmen im Mai 2000 den Vorsitz im Verband der deutschen Jugend Kasachstans (VdJK). Vor welchen Aufgaben standen Sie damals?

Ich habe mit meiner Vorgängerin Olga Stein wirklich Glück gehabt. Der Verband war in seiner Struktur bereits gut aufgestellt. Vor mir standen im Wesentlichen zwei Aufgaben: Das Bewahren der Verbandsarbeit und die Weiterentwicklung im Einklang mit den Bedürfnissen der Jugendlichen und den sozialen, kulturellen und politischen Rahmenbedingungen auf nationaler wie auch auf internationaler Ebene. Die Tendenz in Kasachstan war, die Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und den Jugendorganisationen der Nationalkulturzentren (NKZ) der Volksversammlung Kasachstans zu fördern und weiter zu entwickeln.

Stand das im Einklang mit der staatlichen Jugendpolitik?

Ja, so nahm die Volksversammlung im Dezember 2000 51 junge Vertreter der Jugendorganisationen der Nationalkulturzentren (NKZ) der Volksversammlung Kasachstans wie auch Vertreter verschiedener NGOS, hervorragende junge Sportler und andere Jugendliche, die schon etwas erreicht hatten, auf. Die neuen Mitglieder sollten dazu beitragen, die Jugendpolitik stärker mit den Bedürfnissen der Jugendlichen zu verbinden.

Im Rahmen dieser Ausrichtung der Jugendpolitik haben Sie auch eine Rede vor dem Präsidenten gehalten. Wie kam es dazu?

Als Vorsitzende des Jugendverbandes wurde ich am 31. Juli 2000 als neues Mitglied in den Rat für Jugendfragen bei der Regierung der Republik Kasachstan aufgenommen. Zusammen mit meiner koreanischen Kollegin nahmen wir in der Delegation des NGO-Jugendnetzes „Für die Zukunft Kasachstans“ als die einzigen Vertreter der ethnischen Selbstorganisationen Kasachstans an einem Treffen mit unserem Präsidenten in Astana teil. Diese Veranstaltung bestärkte mich in meinem Wunsch, die Beziehungen zu Vertretern von Jugendclubs anderer Nationalitäten und NGOs in Kasachstans weiter zu stärken.

Können Sie einige Beispiele für weitere herausragende Projekte nennen, die Sie initiiert und betreut haben?

Erstmal möchte ich sagen, dass jedes Projekt immer eine unvergessliche Geschichte für mich war. Mit Freude, Stolz und Vergnügen erinnere ich mich zurück an das Internationale Seminar zur praktischen Jugendarbeit „Miteinander 2002“ in Almaty, einen Jugendaustausch unter dem Motto „Zurück zu den Wurzeln“ zwischen Jugendlichen aus Deutschland und Kasachstan in den Jahren 2004 und 2005, die Eröffnung eines multifunktionalen Jugendzentrums in Schymkent im Jahr 2003, verschiedene Trainings für die Jugendleiter der Nationalen Kulturzentren (NKZ) der Volksversammlung Kasachstans in den Jahren 2001 und 2004 sowie die beiden Foren der deutschen Jugend Kasachstans in den Jahren 2003 und 2006.

Unter welchen Voraussetzungen entstand der neue Schwerpunkt der sozialen Arbeit innerhalb des Jugendverbandes?

In den Jahren 1998 bis 2001 besuchten uns verschiedene Delegationen aus Deutschland, die sich für Integrations- und Sozialfragen interessierten. Besonders die Otto Benecke Stiftung förderte diesen Austausch. So lernten wir Karl-Heinz Zschinzsch kennen. Unser Engagement beeindruckte ihn so sehr, dass er uns im Jahr 2005 zum Integrationstag der Euro-Schulen-Organisation im Landkreis Bitterfeld-Wolfen einlud. So entwickelte sich Schritt für Schritt eine fruchtbare Zusammenarbeit des VdJKs und der „Wiedergeburt“ mit den Euro-Schulen, die bis heute besteht und weiter gepflegt wird.

Wie haben sich die Jugendclubs in der Zeit ihrer Arbeit als Vorsitzende des VdJK verändert?

In den sechs Jahren meines Vorsitzes beim VdJK gab es eine Wende im Alter der Jugendlichen. Zu Beginn meiner Tätigkeit besuchten die Jugendclubs vor allem Studenten und noch Ältere, von etwa 18 bis 28 Jahren. Heute sind die meisten Teilnehmer jünger, vor allem Schüler wie auch junge Studenten im Alter von 15 bis 22 Jahren nehmen an den Jugendprojekten und dem VdJK-Leben teil. In den ersten drei Jahren meines Vorsitzes gab es zudem einen großen Wechsel der Jugendklubleiter, die fast alle nach Deutschland ausreisten.

Ihr Wahlspruch lautet, dass es keine ehemaligen Jugendleiter gibt. Was bedeutet das?

Genauso wie ein Sportler sich immer für den Sport engagieren wird, so wird sich auch ein Jugendleiter immer für die Bedürfnisse der Jugendlichen engagieren. Die ehrenamtliche Arbeit in einem Jugendclub lässt einen Menschen nicht wieder los. Ich wünsche dem Verband zu seinem 15-jährigen Jubiläum, dass noch viele Jugendliche die Chance ergreifen, sich in der Freiwilligenarbeit weiter zu entwickeln und dass die Kette von aktiven Jugendleitern, die ihr Engagement und ihre Erfahrungen in den Verband miteinbringen, nicht abreißt.

Das Gespräch führte Christine Karmann.

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Irina Fuchs stand dem Verband der deutschen Jugend Kasachstans (VdJK) als Vorsitzende in den Jahren 2000 bis 2006 vor. Auf einem Forum der deutschen Jugend im Jahr 1998 in Almaty ließ sie sich als Studentin der deutschen Sprache an der pädagogischen Fakultät der Kasachischen Staatlichen Universität für internationale Beziehungen und Weltsprachen von der Begeisterung der Teilnehmer anstecken und beschloss, in der deutschen Jugendbewegung noch aktiver zu werden. Von 1998 bis 2006 arbeitete sie als Referentin für Jugendfragen im Büro der „Wiedergeburt“ im Deutschen Haus Almaty. Vor drei Jahren wechselte sie die Seite und berät seitdem die „Wiedergeburt“ als Koordinatorin für Kultur-, Jugend- und Bildungsprojekte im Auftrag der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)/BMI Programm zugunsten der deutschen Minderheit in Zentralasien aus der Perspektive einer Förderorganisation.

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