Step21 – „Mit kleinen, bewussten Schritten das 21. Jahrhundert gestalten“. Journalistische Lücken aus der NS-Zeit füllen und aus der Geschichte lernen. Falsche Meldungen in der Presse, bewusst beschönigende Angaben über Opfer, ungenaue Daten? Im Projekt „step21 [Weiße Flecken]“ setzen sich mehr als 70 europäische Jugendliche mit Nachrichten aus der NS-Zeit auseinander.

/Bild: Jekaterina Janzen. ‚Bundeskanzlerin Merkel inmitten der engagierten Spurensucher mit der dritten Ausgabe der Zeitung „[Weiße Flecken]“.’/

Zum dritten Mal begaben sich im Oktober 2008 über 70 junge Forscher aus Deutschland, Polen, Tschechien und Österreich auf die Suche nach Antworten auf Fragen zur NS-Zeit, um herauszufinden, was während der deutschen Besatzung in ihrer allernächsten Umgebung geschehen ist. „Wir wollen mehr wissen, als man uns in der Schule beibringt“, erklären die Jugendlichen ihren Antrieb zum Projekt step21 [Weiße Flecken].

„Unsere Deutschlehrerin hat uns von dem Projekt erzählt“, sagt Lukasz Gawenda (16) aus Polen. Zusammen mit vier Mädchen – Beata Iwan (16), Julia Grabinska (17), Dagmara Adamska (17) und Ełżbieta Lazar (16) – machte er sich an die Arbeit, wie auch 14 andere Teams aus vier Ländern.

Zum Thema hatte sich die Mannschaft aus dem polnischen Zabrze „ Das Novemberpogrom in Hindenburg (Oberschlesien)“ gewählt. „Wir wussten, dass jüdische Bürger unsere Stadt vor dem 2. Weltkrieg stark geprägt haben, dass es in Zabrze eine Synagoge gegeben hat und bis heute einen jüdischen Friedhof gibt. Wir wussten auch, dass in Zabrze, genauso wie in anderen Städten, in der Nacht zum 10. November 1938 die so genannte Reichskristallnacht stattgefunden hat, und darüber wollten wir mehr erfahren.“ Sie hätten viel in Bibliotheken und Stadtarchiven recherchiert. Am schwersten sei es gewesen, einen Zeitzeugen zu finden und sein Vertrauen zu gewinnen.

Das Ergebnis der neunmonatigen Arbeit – die dritte Ausgabe der Zeitung [Weiße Flecken] – bedachte die Bundeskanzlerin in ihren Grußworten: „Mit spannenden Projekten regt step21 junge Menschen an, gegen Unrecht, Diskriminierung und Gewalt auf- und für Wahrheit einzustehen“. Wir wissen oft sehr viel über die Geschichte von großen Städten, führte Angela Merkel weiter aus, aber es gebe so viele weiße Flecken in den kleineren Orten.

„Weiße Flecken“ von heute

In der Podiumsdiskussion mit der Bundeskanzlerin und Vertretern der vier Länder wurden nicht nur Fehler der Vergangenheit, sondern auch „weiße Flecken“ der Gegenwart besprochen – Vorurteile, Beleidigungen, Rechtsextremismus. Die Wirtschaftskrise berge eine gewisse Gefahr, dass Vorurteile noch wachsen, sagte Angela Merkel. Schlechte Umstände seien aber keine Entschuldigung. „Man muss einfach bestimmte Werte haben, man darf nicht entschuldigen, dass andere so werden“.

„Step by Step, Schritt für Schritt die gemeinsamen europäischen Werte für die junge Generation erlebbar machen – das ist das Ziel“, so die Gründerin und Geschäftsführerin von step21, Sonja Lahnstein. Vieles habe das Projekt schon erreicht, der Weg sei aber noch lang.

Die Zeitung „[Weiße Flecken]“ kann per E-Mail, unter weisseflecken@step21.de kostenlos bestellt werden.

Von Jekatarina Janzen

17/07/09

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