Kayrat Abusseitow ist Botschafter der Republik Kasachstan in der Schweiz. Zudem arbeitet er als permanenter Repräsentant in der UNO und in anderen internationalen Organisationen in Genf. Zwar leben zurzeit gerade mal 70 kasachische Bürger auf helvetischem Boden, doch die Schweiz ist der zweitgrößte Exportpartner Kasachstans. Mit dem Botschafter sprach unser Schweizer Korrespondent David Kunz.

Herr Botschafter, wie schätzen Sie die bilateralen Beziehungen zwischen der Schweiz und Kasachstan ein? Wie wichtig ist die Schweiz für Kasachstan, wirtschaftlich gesehen?

Kayrat Abusseitow: Die Schweiz ist einer der größten Handelspartner Kasachstans. Gleichzeitig spielt auch Kasachstan eine wichtige Rolle im Schweizer Handel mit den zentralasiatischen Ländern. 2004 erreichte das Handelsvolumen vier Milliarden Dollar. Die Schweiz ist der zweitgrößte Export- und der drittgrößte Importhandelspartner von Kasachstan. Der Einfluss von Schweizer Investoren auf die kasachische Wirtschaft wächst konstant und so auch die Zahl der Repräsentanzen von Schweizer Unternehmen. Mit 521 Milliarden Dollar nimmt die Schweiz den dritten Platz ein und stellt 12 Prozent der ausländischen Investitionen in Kasachstan. Ob Ölförderung oder Transportwesen, die Schweizer Unternehmer sind aktiv auf vielen Gebieten.

Welche speziellen Kooperations-Projekte zwischen der Schweiz und Kasachstan existieren?

In diesem Zusammenhang möchte ich vor allem die kürzliche Etablierung der Assoziation „Schweiz-Kasachstan” erwähnen. Diese ist ein Meilenstein in der Kooperation zwischen unseren Ländern. Die Assoziation besteht aus Wirtschaftsrepräsentanten und Politikern aus beiden Ländern und wird die bilaterale Zusammenarbeit in verschiedenen Sphären fördern. Das wichtigste Ziel der Assoziation ist es, Leute zusammenzubringen, gegenseitiges Verständnis zu fördern und Möglichkeiten für Wirtschaftsbeziehungen zu schaffen. Die Stärkung der politischen Beziehungen zwischen Kasachstan und der Schweiz sind zuoberst auf unserer Agenda. Zur Zeit arbeiten wir an verschiedenen Projekten mit unseren Kollegen vom Schweizer Departement für auswärtige Angelegenheiten. In der nahen Zukunft sind einige hochrangige Besuche geplant. Die Schweiz heißt unsere Absicht, im Jahre 2009 der OSCE beizutreten, willkommen. Schritte wie dieser pflegen aufrichtiges Vertrauen zwischen unseren Ländern.

Eine der Aufgaben von Botschaften ist es, die Rechte der Mitbürger zu schützen. Wie viele Leute aus Kasachstan wohnen in der Schweiz und mit welchen Zielen?

Zurzeit leben 70 Bürger von Kasachstan in der Schweiz. 52 von ihnen sind mit Schweizerinnen oder Schweizern verheiratet, acht Personen arbeiten auf der Basis eines Vertrags und zehn Personen studieren hier.

Gibt es Probleme in der Beziehung zwischen Kasachstan und der Schweiz?

Ich sehe keine speziellen Probleme in unserer Beziehung. Jene, die auftauchen, werden mit bester diplomatischer Tradition gelöst.

Was ist aus Ihrer Sicht der Hauptunterschied zwischen der Schweiz und Kasachstan?

Ich möchte nicht mit den Unterschieden beginnen, sondern mit den Dingen, die uns vereinen. Die beiden Länder sind in derselben geopolitischen Lage. Die Schweiz ist im Zentrum von Europa und unser Land ist das Herz von Eurasien. Dieser Faktor bedingt eine Kultur von Toleranz und guter Nachbarschaft. Beide Länder haben diese Traditionen entwickelt, und sie sind sehr wichtig für die heutige Welt. Zweitens will ich besonders die Schönheit der Schweizer Natur erwähnen. Ich war in mehr als 50 Ländern dieser Welt, und ich habe nirgends eine derart aufregende Umgebung gesehen. Alle meine Kollegen in Genf teilen übrigens diese Meinung. Seinerseits repräsentiert aber auch Kasachstan eine einzigartige Kollektion von fast allen geographischen Zonen – von Sibirien im Norden bis hin zu Bergen und Wüsten im Süden. Was die Unterschiede zwischen der Schweiz und Kasachstan betrifft, so sind diese immens, und ich kann keinen Hauptunterschied ausmachen. Die turbulente Geschichte unserer Region zeugt von Wachstum und Zerfall vieler antiker Zivilisationen. Auf dem Territorium Kasachstans kreuzten sich  Kulturen, Religionen und Lebensweisen. Wir schätzen und schützen das Erbe, das wir von unseren Ahnen überliefert bekamen. Deshalb unterstützt Kasachstan auch stark die „Eurasische Idee”. Mittelpunkt dieser Idee ist es, gegenseitiges Verständnis und Kooperation unter den eurasischen Nationen sicherzustellen, ungeachtet deren religiöser und kultureller Unterschiede. Heute ist Kasachstan ein Land, das reich an nationalen Traditionen und europäischer politischer und ökonomischer Kultur ist. Mehr als 100 ethnische Gruppen leben in Kasachstan. Im Vergleich zur Schweiz hat die Republik Kasachstan eine kurze Geschichte. Am 25. Oktober haben wir den 15. Geburtstag der Unabhängigkeitserklärung gefeiert. 15 Jahre ist keine lange historische Periode, aber Kasachstan hat viel erreicht und plant, noch mehr zu tun.

Was vermissen Sie hier in der Schweiz besonders?

Dazu kann ich eigentlich nur Folgendes sagen: Vaterland ist Vaterland und mein Herz ist und bleibt immer in Kasachstan.

Herr Botschafter, vielen Dank für das Interview.

25/11/05

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