Das Ziel der Reise der Deutsch-Zentralasiatischen Parlamentariergruppe bestand in einer umfassenden Unterrichtung über die aktuelle Lage in Tadschikistan und Kasachstan. Die acht Bundestagsabgeordneten und drei weiteren Delegationsmitglieder trafen Ende Juni, aus Duschanbe kommend, in Almaty ein. Bei einem Mittagessen mit Vertretern der deutschen, der uigurischen und der koreanischen Minderheit bestand Gelegenheit zum Meinungsaustausch über die Situation der Minderheiten in Kasachstan.

/Bild: privat . ‚Intensiver Meinungsaustausch zwischen Mitgliedern der Deutsch-Zentralasiatischen und der Kasachisch-Deutschen Parlamentariergruppe nach einem gemeinsamen Arbeitsessen.’/

Cornelia Behm (MdB, Bündnis 90/Die Grünen)

Frau Behm, welche Aufgaben nehmen Sie im Rahmen der Deutsch-Zentralasiatischen Parlamentariergruppe wahr?

Ich bin die Stellvertretende Vorsitzende der Parlamentariergruppe für die Bundestags-Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

Mit welchen Erwartungen sind Sie nach Zentralasien gereist? Welche Eindrücke hatten Sie vor Ort?

Meine Erwartungen richteten sich auf eine Region, die vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion auf Grund ihrer einzigartigen Natur und der reichen Kultur ein begehrtes Reiseziel für DDR-Bürger war, das ich nur vom Hörensagen kannte. Dieser Eindruck bestätigte sich vor Ort. Dazu aber kamen Begegnungen mit einfachen Menschen, deren überwältigende Gastfreundschaft alle Delegationsteilnehmer sprachlos machte. Die Gespräche mit Politikern verliefen freundschaftlich und sehr sachorientiert und waren vom Wunsch einer noch besseren Zusammenarbeit mit Deutschland sowohl auf politischer als auch auf wirtschaftlicher Ebene getragen. Besonders beeindruckt hat mich die Hauptstadt Astana, in der in einer ungeheuren Dynamik eine Stadt vom Reißbrett zur Realität wird. Das Fehlen einer gewachsenen Stadtstruktur und das Bewahren des Alten, auch der alten Bausubstanz, wirkt auf mich jedoch auch etwas beängstigend.

Wie schätzen Sie die Perspektiven der zukünftigen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Zentralasien ein?

Die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Zentralasien hat große Potenziale. Überall dort, wo Rechtssicherheit herrscht, können deutsche mittelständische Unternehmen in zukunftsfähigen Branchen, insbesondere im Umwelt- und Energiesektor, aber auch bei der Veredlung von Agrarrohstoffen und Bodenschätzen, mit einheimischen Partnern kooperieren und sich zum gegenseitigen Nutzen an der wirtschaftlichen Entwicklung Zentralasiens beteiligen. Auch dem Naturtourismus messe ich wachsende Bedeutung bei.

Im Rahmen der Reise hatten Sie darüber hinaus Gelegenheit, den Vorsitzenden der „Assoziation der gesellschaftlichen Vereinigungen der Deutschen Kasachstans“ zu treffen. Wie sehen Sie die Zukunft der Russlanddeutschen in Kasachstan und in Deutschland?

Nach den Gesprächen, die wir führen konnten, sind die der deutschen Minderheit angehörenden Menschen in Kasachstan völlig gleichberechtigt und keinerlei Diskriminierung ausgesetzt. Ihre Zwei- oder sogar Mehrsprachigkeit kann sie in die Lage versetzen, Mittler zwischen Deutschland und Kasachstan in allen gesellschaftlichen Bereichen und insbesondere in der Wirtschaftszusammenarbeit zu sein. Wir haben zahlreiche Kasachstandeutsche getroffen, die bereits heute diese Rolle wahrnehmen.

Um unter den nach Deutschland Ausgewanderten Rückkehrer zu gewinnen, tut Kasachstan sicher gut daran, ihnen Sonderbedingungen einzuräumen, aber auch Erwartungen an Ausbildung und Innovationsbereitschaft zu stellen. Allerdings werden die gut ausgebildeten Zugewanderten auch in Deutschland dringend gebraucht. Wir werden sie nicht gern ziehen lassen. Wo sie in Zukunft wirken werden, kommt einerseits auf die Anreize an, die geboten werden. Genauso schwer wiegt bei der Entscheidung des Einzelnen aber sicher auch, wo er sich beheimatet fühlt. Deswegen sollten Politiker beider Länder auch weiter darauf hinwirken, dass wir alle in einer offenen demokratischen Gesellschaft leben können.

Interview: Christine Karmann

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