Der gegenseitige Dialog schafft Vertrauen. Dies zeigte sich während der Sommerschule im Bereich „Integriertes Wassermanagement“, die Mitte Mai an der Deutsch-Kasachischen Universität stattfand. Thema war die Vermittlung von Methoden und Techniken zur Beobachtung der zentralasiatischen Wasser– und Landressourcen.

Kürzlich berichteten die Zeitung „Central Asian Monitor“ über einen neuen Konflikt zwischen Usbekistan und Tadschikistan im Zusammenhang mit dem Bau des Rogun-Staudamms. Laut Bericht sollte ein Aggregator für das Wasserkraftwerk transportiert werden; allerdings sperrte Usbekistan alle Wege für dessen Transport. Der Rogun-Staudamm soll mit 335 Metern Höhe eine der größten Talsperren der Erde werden. Mit dem gestauten Wasser aus dem Wachsch-Fluss soll Strom erzeugt werden.

Der Streit um den Rogun-Staudamm veranschaulicht sehr deutlich, dass Wasser ein besonderes Konfliktpotential birgt, daher spielt Wasserdiplomatie eine besondere Rolle.

Oberlieger und Unterlieger

„Hauptsächlich kommt das Wasser von den Gletschern. Es gibt zwei Hauptwasserwege, die eigentlich noch in den Aralsee münden würden, wenn genug Wasser vorhanden wäre. Das meiste Wasser wird in den sogenannten Oberliegern gebildet, also in Tadschikistan, Kirgisistan und Afghanistan. Die anderen Länder werden Unterlieger genannt, weil sie das Wasser auch brauchen, aber für andere Zwecke. Die Oberlieger erzeugen hauptsächlich Energie durch Stauseen und so kommt das Wasser zeitverzögert in den Unterlieger-Ländern an. Hauptsächlich wird das Wasser in den Unterlieger-Ländern im Frühjahr am nötigsten gebraucht“, erklärt Dr. Barbara Janusz-Pawletta den Kern des Problems.

Sie ist Langzeitdozentin des DAAD an der DKU für „Integriertes Wassermanagement“.
Durch die verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Interessen der Ober– und Unterlieger-Länder ist die Verteilung des Wassers nicht einfach. Die Oberlieger-Länder stauen das Wasser das ganze Jahr über, um Strom zu erzeugen. Dementsprechend lassen sie ständig Wasser ab, was in den Unterländer-Ländern zu Überflutungen oder Dürre führen kann. Um hier große Konflikte zu vermeiden, ist Diplomatie gefragt.

Erfolgreich durchgeführte Sommerschule

Dr. Barbara Janusz-Paweletta ist Langzeitdozentin für “Integriertes Wassermanagement”. | Bild: Archiv

Dazu trägt auch die Deutsch-Kasachische Universität (DKU) mit dem Studiengang „Integriertes Wassermanagement“ ihren Teil bei. Dieser Studiengang wurde im Rahmen des „Berliner Prozesses“ eingerichtet, um junge Fachkräfte auszubilden und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bereich Wassermanagement zu fördern. In diesem Zusammenhang fand kürzlich eine Sommerschule zum Thema Methoden und Techniken für die Begutachtung und Beobachtung zentralasiatischer Wasser– und Landressourcen an der DKU statt.

Die Idee hinter der Sommerschule war, Studenten, die sich mit dem Thema Wassermanagement beschäftigen, aus allen zentralasiatischen Staaten zu versammeln und ihnen Methoden und Fähigkeiten beizubringen, aber auch den gegenseitigen Dialog zu fördern. Allerdings stand nicht der politische Konflikt im Vordergrund, sondern der naturwissenschaftlich-technische Aspekt der Wasserdiplomatie.

„Es ging uns besonders darum, den Leuten Methoden zu zeigen, wie man Wasser effizienter nutzen kann und wie man Wasser hier für die Zukunft zu verwalten hat“, erklärt Doktorand Fabian Löw. Er war einer von 25 Fachdozenten der Sommerschule. „Es sollte darum gehen, sich Vertrauen zu schenken, zusammen zu arbeiten und technische Methoden zu vermitteln. Viele Universitäten sind besonders in diesem Bereich nicht mehr auf dem neuesten Stand, “ fügt Janusz-Pawletta hinzu.

Methodenvermittlung stand im Mittelpunkt

So stand die Vermittlung von aktuellen Geoinformationstechniken im Mittelpunkt. Während der Sommerschule lernten die Studenten, neue Verfahren kennen, zum Beispiel das Erstellen von hydrologischen Modellierungen. Dies hilft bei der Ermittlung des vorhandenen Wasserhaushaltes.

Die Arbeit mit einem geographischen Informationssystem erlaubt es, wichtige Angaben zu Boden und Wassermengen genauer zu bestimmen. „Wir haben häufig beobachtet, dass Daten nur in Tabellenform vorliegen oder man hat sie zusammengefasst über eine administrative Einheit. Das ist unpraktisch. Mithilfe des Informationssystems können wir der geographischen Information einen direkten Bezug geben“, erklärt Löw. Diese Methode ermöglicht es, genaue Karten zu erstellen, in denen alle wichtigen Daten über die Boden– und Wasserressourcen gespeichert sind. Karten sollen also die Datenverwaltung erleichtern, die bisher nur mit Hilfe von Tabellen geschieht.

Angesichts der unterschiedlichen Interessen der einzelnen Länder, kamen 25 Studenten mit völlig unterschiedlichen ideologischen Horizonten zur Sommerschule. Besonders erfreulich war, dass es auch gelungen ist, Teilnehmer aus Afghanistan nach Almaty einzuladen. Die Studenten hatten in Almaty die Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen. Dies war nicht nur fachlich von besonderer Bedeutung.

„Dadurch, dass Studenten und Dozenten sich im Ausland befanden und als Gäste teilnahmen, konnten sie sich gegenseitig zuhören, ohne Vorurteile zu haben. Das kann zwischen Tadschiken und Usbeken auch anders sein“, freut sich Janusz-Pawletta über den diplomatischen Erfolg der Sommerschule. Die Ausbildung junger Zentralasiaten im Bereich „Integriertes Wassermanagement“ ist ein kleiner Schritt, zukünftige Konflikte bezüglich der Wassernutzung zu umgehen und vor allem gegenseitiges Vertrauen zu schaffen. Dies ist den Organisatoren der Sommerschule gelungen.

Von Dominik Vorhölter

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