Wissenschaftler der Deutsch-Kasachischen-Universität Almaty und der deutschen Universität Trier wollen die positiven Effekte des wechselseitigen Fachkräfteaustausches zwischen den Ländern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten und Deutschland erforschen. In diesem Bereich klafft eine große Forschungslücke.

Migration wird in der Forschung immer nur als einmaliger Vorgang betrachtet. Das hat in der vergangenen Woche Anett Schmitz von der deutschen Universität Trier bei ihrer Vorstellung des Vorhabens „Brain Circulation – Development – Nexus zwischen Deutschland und Kasachstan (Gedankenaustausch – Entwicklung – Beziehungen) erklärt. Da die Auswandernden jedoch nicht, wie meistens betrachtet, den Rest des Lebens in einem bestimmten Land verbringen, sondern vielmehr zwischen den Ländern pendeln, soll das Hin und Her von hochqualifizierten Fachkräften, Wissen und Kultur im Fokus des künftigen Forschungsprojektes stehen. Dieses wird von der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU) Almaty und der Universität Trier gemeinsam durchgeführt. Konkret soll es um die Auswanderung von Fachkräften der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) in die Bundesrepublik sowie die Einwanderung Deutscher in die GUS gehen.

„In diesem Bereich besteht eine große Forschungslücke“, erläuterte Schmitz den genauen Hintergrund des Vorhabens. So gebe es zwar eine Reihe von Erkenntnissen über die Auswirkungen auf die jeweiligen Länder, die Fachkräfte gewinnen, sowie die Staaten, die Hochqualifizierte verlieren. Die positiven Effekte des wechselseitigen beruflichen, sozialen und kulturellen Austausches, die in der Regel für alle beteiligten Länder entstünden, seien jedoch bislang so gut wie überhaupt nicht untersucht.

Solche positiven Effekte seien etwa Unternehmensgründungen, der Austausch von Technologien, länderübergreifende Forschungsvorhaben sowie die Entwicklung von Kommunikationsnetzwerken, erklärte Schmitz weiter. Um jedoch die genauen Voraussetzungen für das Entstehen dieser Vorteile zu erfahren und um später gezielt entsprechende Rahmenbedingungen schaffen zu können, müssten zunächst einmal die strukturellen Bedingungen, die bestehenden Kontakte und die Motivation des Austausches von allen Beteiligten grundsätzlich untersucht werden. Genau aus diesem Grund wollen die Forscher sowohl wissenschaftliche Interviews mit Hochqualifizierten sowie Organisatoren und Geldgebern führen, Beobachtungen dokumentieren, statistische Daten in Bezug auf die rechtlichen Rahmenbedingungen mittels Fragebögen erfassen als auch eine Netzwerkanalyse durchführen.

Ein Schwerpunkt der Forschung wird dabei auf der Deutsch-Kasachischen Universität liegen. So sollen Wissenschaftler der Einrichtung nicht nur Forschende, sondern außerdem Forschungsobjekte werden. „Wir werden dabei also eine Doppelrolle spielen“, sagte sichtlich stolz darauf DKU-Präsident Markus Kaiser. Der Start des Vorhabens ist für das Jahr 2017 vorgesehen.

DKU ist Leuchtturm

• Der Wunsch bei kasachischen Studenten, an einer deutschen Universität zu studieren, ist deutlich höher als das Interesse von Deutschen an einem Studienaufenthalt in Kasachstan.
• Die Deutsch-Kasachische Universität (DKU) ist bezüglich der Akquise von Deutschen Wissenschaftlern, wie es der Leiter des Informationszentrums des Deutschen Akademischen Austauschdienstes in Kasachstan Michael Jaumann ausdrückt, „ein Leuchtturm in finsterer Nacht“.
• So verbringen einige deutsche Professoren in der Regel ein Semester an der Deutsch-Kasachischen Universität, um dort zu lehren.
• Das Interesse der Deutschen an einem Studium in Kasachstan beschränkt sich auf die Mitglieder der folgenden spezifischen Gruppen: Kasachstan-Deutsche, Geographie-Studenten sowie über Zentralasien und die russische Sprache Forschende, die ihre Bachelor-, Master– oder Doktorarbeit verfassen.

Elke Kögler

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