Ein Schulabsolvent, ausgebildet als Fahrer, Tischler oder Schneider, ist heute keine Seltenheit mehr. Noch nicht so oft trifft man jedoch einen Programmierer mit Mittelschulbildung. In der 7. Mittelschule von Alma-Ata wird dieser Beruf seit 1969 erlernt. Dazu haben den Schülern ihre Paten, das Institut für Kernphysik bei der AdW der Kasachischen SSR, verholfen.

Seitdem hat sich das neue Fach in dem Lehrplan der Schule fest eingebürgert. Die Mitarbeiter des Instituts haben sich an ihre jungen Kollegen in Schuluniformen auch schon gewöhnt.
Heute hat die 9h ihr Praktikum. Auf dem Schaltpult tänzeln und flimmern bunte Leuchtpunkte. Im Maschinenraum ist es still. Die Schüler unterhalten sich halblaut, als wollten sie die Maschine beim „Denken“ nicht stören. Die Maschine bewältigt eine Million Operationen je Sekunde, doch heute „schwitzt“ sie schon einige Stunden über einer komplizierten Aufgabe, die ihr die Wissenschaftler eingegeben haben. Die einfachen Unterrichtsaufgaben, die ihr die Schüler eingeben, löst sie in wenigen Sekunden.

„Wie Sie sehen“, kommentiert ihre Arbeit Sergej Kislizyn, Kandidat der physikalischen und mathematischen Wissenschaften und Lehrer der 9b, „betätigen die Schüler diese Maschine jetzt schon ganz sicher. Im Notfall können sie auch den diensthabenden Operateur vertreten. Vorhin haben sie natürlich den theoretischen Teil und die Einrichtung der Maschine gründlich studiert.“

Das schwerste für sie war doch die sogenannte algorithmische Sprache, die sie erlernen mußten. Sie beherrschen ziemlich gut die Maschinensprache FORTRAN, die für die Lösung physikalischer und mathematischer Aufgaben geeignet ist. Diese Sprache ist durchaus nicht leichter als eine Fremdsprache, obwohl sie nur aus den Symbolen 0 und 1 besteht.

Es gibt auch andere Schwierigkeiten zu überwinden, um sich mit der Rechenmaschine zu „verständigen“. Ziemlich schwer fällt den Schülern der 9. Klasse vorläufig die Eingabe und die Herausgabe von Programmen, die große Aufmerksamkeit und Geduld erfordert. Das liegt daran, daß ein mathematisches Programm einem Anfänger sehr abstrakt vorkommt. Da hilft das rettende Spiel mit einem konkreten Ziel. Bekanntlich kann die Rechenmaschine mit Kreuzen und Nullen einen olympischen Mischka malen, ja sogar Tschaikowskis Musik intonieren. Mit einem Wort, dieses Spiel ist eine ernste Sache, die gediegene Kenntnisse, Fleiß und Geduld erfordert.

Die heutigen Schüler der 9. Klasse sind nur mit dem Abc der Programmierung vertraut. Im nächsten Unterrichtsjahr werden sie schon komplizierte Aufgaben aufstellen. In der zweiten Unterrichtsstufe wird ihnen die Mathematikingenieurin Galina Kabulowa helfen, die einst auch die 7. Mittelschule absolviert hat. Ihre Kollegen – der Ingenieur Jaroslaw Kartaschow und die Operateurin Maria Worobjowa haben die Anregung zu ihrem Beruf ebenfalls hier empfangen.
Die diesjährigen Schulabsolventen bereiten sich zur Zeit auf Prüfungen vor. Sie beneiden ein wenig diejenigen, die im kommenden Jahr ihre Plätze einnehmen werden, denn mit Inbetriebnahme des neuen Schulgebäudes werden auch Unterrichtsräume mit individuellen Computern ausgestattet. Das Lernen wird dann noch viel interessanter sein.

Auf den Bildern: Swetlana Korotitsch und Andrej Chomnizewitsch aus der 9b stellen ein Programm für die Rechenmaschine auf. Bachtichan Kalijew lernt bei seinem Lehrer Sergej Kislizyn, mit dem Display umzugehen. Heute ist Anastassija Solotuchina diensthabende Operateurin.

Jürgen Witte, Korrespondent der „Freundschaft“

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