Die beiden reiseerfahrenen Deutschen Bärbel Hotz und Herbert Sauer kamen nach Almaty, um mit dem Mountain-Bike den Südosten Kasachstans kennenzulernen. Insgesamt legten sie in elf Tagen 1.000 Kilometer mit dem Fahrrad zurück. Ihre Reise führte von Almaty in Richtung Südost bis zur chinesischen Sperrzone bei Kegen und zurück.

„Sie wissen aber schon, dass es hier keine Radwege gibt?“ Diese Frage stellte den beiden Deutschen Bärbel Hotz und Herbert Sauer ein deutschstämmiger Hotelbesitzer nahe der Köl-Say-Seen. Die beiden begeisterten Radfahrer aus Deutschland flogen nach Almaty, um von dort aus eine Tour mit dem Mountain-Bike durch Südost-Kasachstan zu beginnen. In elf Tagen fuhren sie 1.000 Kilometer von Almaty über Schalanasch und Schonschy nach Kegen und zurück. Die Medizinisch-technische Assistentin (MTA) aus Aschaffenburg ist begeisterte Radfahrerin und frühere Triathletin. Ihr Partner, arbeitet als Angestellter in einer Produktionsfirma für Airbags . Er nahm bereits zweimal am Ironman-Wettkampf in Hawaii teil. „Das Rennen ist für Triathleten die größte Herausforderung“, sagt der 57-Jährige. Dass die beiden lieber mit dem Rad reisen, erklärt Herbert Sauer so: „Mit dem Rad lernt man Land und Leute besser kennen, da man oft mit Einheimischen ins Gespräch kommt.“ Ausgerüstet mit nur einer Karte und einem Reiseführer packten die beiden ihre Sachen und fuhren los.

Die Route

Das Paar startete in Almaty und fuhr Richtung Südost zu dem alpinen Kurort Schymbulak, wobei sie 1.500 Höhenmeter überwanden. Das erste Stück ging immer bergauf und es war nahezu ein Gefälle von 25 Prozent“, beschreibt die lebenslustige Deutsche die Strecke. Danach erreichten sie Schalanasch. Von dort aus ging es in Richtung Norden in die Industriestadt Schonschy. Diese Strecke empfanden sie „als die längste Etappe“, da es zwischenzeitlich 13 Kilometer lang bergauf ging bis zu einer steppenartigen Hochebene. „Auffällig war, dass wir auf dem Weg viel Vogelgezwitscher hörten“, beschreibt die 49-Jährige den Weg. In Schonschy „mussten wir Rast machen, weil wir bereits lange unterwegs waren, aber es ist eigentlich keine schöne Stadt“, erzählt Hotz. Auf dem Weg von Schonschy in die 9.000-Einwohner-Stadt Kegen, wählte das Duo eine Nebenstrecke, doch eine Überraschung wartete auf sie: „Manchmal kann es passieren, dass man die Abzweigung verpasst und verschiedene Auskünfte einen in die falsche Richtung führen“, erzählt Bärbel Hotz. So führte die Information eines LKW-Fahrers das Pärchen zuerst entlang einer asphaltierten Straße. Diese ging in einen Feldweg über, bis sie nach 14 Kilometern vor einem 100 Meter tiefen Abgrund standen. „Um aus diesem Schlamassel wieder rauszukommen, versuchten wir, uns an Strommasten zu orientieren“, erzählt Herbert Sauer von der abenteuerlichen Fahrt. Mit Hilfe der Elektroleitungen fanden die beiden Deutschen dann nach einem zehn Kilometer langen Umweg letztlich zurück auf die Straße. Bei Kegen beginnt die Sperrzone nahe der chinesischen Grenze, die nur mit einem zusätzlichen Visum betreten werden darf. Da das Paar ein solches Visum nicht besaß, fuhren sie von Kegen zurück nach Schala-nasch. „Die Gegend hier ist besonders empfehlenwert“, gibt Bärbel Hotz diesen Teil der Tour fasziniert wieder. Die beiden radelten über den Kegen-Pass, „hier gibt es fast alle Klimazonen, es ist bis zu zehn Grad kühler und nahezu alpin. Dort fand ich es eigentlich am schönsten“, schwärmt sie. „Man steht oben und vor einem sieht es aus wie ein riesiger See, dabei sind das alles Vergissmeinnicht!“ Der Rückweg führte wieder über Schalanasch und dann zu den Köl-Say-Seen, drei Seen am Fuße des Küngey-Gebirges.

Fakten und Voraussetzungen

„Für solche Reisen sollte man auf jeden Fall eine entsprechende Kondition mitbringen, weil die Straßen zum Teil nicht asphaltiert sind“, rät Herbert Sauer. „Und ohne Erfahrung endet das möglicherweise im Krankenhaus, weil allein in Almaty Fahrrad fahren eine Herausforderung ist.“ Pro Tag sind die beiden 80 bis 130 Kilometer gefahren, „wobei wir kein Wettrennen veranstaltet haben“. „Das erste Stück nach Almaty hatten wir gerade genügend Wasser dabei, aber letztlich konnte man immer irgendwo Wasser und ein paar Plätzchen kaufen“, erzählt Bärbel Hotz. Um den richtigen Weg zu finden, so schildern sie, fehlen teilweise die Markierungen der Strecke, sind auf russisch oder es ist nur noch die Hälfe lesbar, weil der Rest schon verrostet ist. In Hotels, im Zelt, in Ferienhütten oder bei Einheimischen kann man unterwegs übernachten. Die Unterbringung war teilweise kostenlos, reichte aber auch bis zu 6.000 Tenge pro Nacht. Die Preise seien im Vergleich zu den Angaben im Reiseführer explodiert. Den Kontakt mit den Ortsansässigen beschreiben sie als „sehr herzlich und sehr gastfreundlich“. Die Menschen, die sie unterwegs kennengelernt haben, sprachen zumeist Kasachisch. „Die allernötigsten Wörter kannten wir aus dem Reiseführer und mit ein paar Brocken Englisch konnte man sich irgendwie verständigen“, erzählt die Deutsche. Zusammenfassend sagt Bärbel Hotz: „Die Strecke war sehr unterschiedlich und neben der Steppe haben wir viele verschiedene Landschaften gesehen.“ Insgesamt würde sie die Reise als Erfahrung beschreiben. Auf die Frage, ob schon weitere entsprechende Reisen geplant sind, antworten sie: „Wir nehmen uns soetwas immer ganz spontan vor!“ Zuhause bei Bärbel Hotz und Herbert Sauer steht jedenfalls ein VW Bus, in den die Fahrräder ohne Probleme reinpassen.

Von Jana Herfurth

14/07/06

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