Der junge und innovative Studiengang Wassermanagement an der Deutsch-Kasachischen Universität (DKU) fördert mit seinem integrativen Ansatz ein neues Denken bei den Studenten. DAZ sprach mit Dr. Barbara Janusz-Pawletta über Chancen und Herausforderungen.

DAZ: Frau Dr. Janusz-Pawletta, Sie sind Langzeitdozentin des DAAD an der Deutsch-Kasachischen Universität. Könnten Sie kurz Ihren Auftrag beschreiben?

Dr. Janusz-Pawletta: An der DKU beschäftige ich mich hauptsächlich mit dem Aufbau des Studiengangs „Wassermanagement“. Die wichtigste Aufgabe hierbei ist die Vernetzung in der Region über die Kontakte und Netzwerke, über die unsere künftigen Studenten verfügen werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Lehre und Forschung im Bereich Umwelt- und Wasserrecht. Aber auch technische Verwaltungsaufgaben fallen in meinen Aufgabenbereich. Der Studiengang „Integriertes Wassermanagement“ wurde im September 2011 mit Unterstützung der Freien Universität Berlin gegründet. Wie bei der Neugründung eines Studiengangs üblich, bewarben sich bislang noch nicht ausreichend Studenten. Daher ist es auch mein Auftrag, die Anzahl der Bewerber zu erhöhen. Die Zielgröße, die wir anpeilen, sind zehn Studenten aus den zentralasiatischen Ländern für den Studiengang „Water Management“. Es entspricht dem Ausbildungskonzept der DKU, dass in allen Studiengängen die Bildung von kleinen Studentengruppen und ein individueller Unterricht angestrebt wird. Wir versuchen daher Stipendien für das Studium zu vergeben, weil das Leben in Almaty insbesondere für Studenten aus den zentralasiatischen Nachbarländern sehr teuer ist. Die Stipendien werden vom DAAD zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr wurden nicht nur DAAD-Stipendien, sondern auch andere Gelder vom Auswärtigen Amt bewilligt.

Ein weiterer Aspekt meiner Arbeit zielt auf die Suche nach geeigneten Kooperationspartnern ab, die den Studiengang bezahlen.

Neben dem technischen Aufbau des Studiengangs und der Netzwerkpflege ist außerdem angedacht, an der DKU eine Art „Wasserzentrum“ für Zentralasien einzurichten.
Über diverse Drittmittel planen wir zum jetzigen Zeitpunkt Forschungsprojekte im Bereich Wassermanagement. Diese haben das Ziel, dass die Studenten auch in die Wissenschaft involviert werden. Wir versuchen, noch in diesem Jahr ein „Wasserseminar“ mit einigen wichtigen regionalen Partnern zu veranstalten.

Darüber hinaus ist geplant, an der DKU eine fachbezogene Bibliothek zur Wasserforschung und ein Wasserlabor einzurichten und auszustatten. Die Uni verfügt bereits über ein chemisches und ein physikalisches Labor für wasserbezogene und biologische Untersuchungen. Hier wollen wir mit den Mitteln für die Gründung des MA-Projekts zusätzlich unterstützen. Mithilfe der bereits angeforderten Gerätschaften werden die Studenten außerdem in der Lage sein, ihre erste zweiwöchige Feldforschung in den Bergen Kirgisiens zu betreiben. In freier Natur werden sie mit ihren Professoren von der FU Berlin Wasserprüfungen und wissenschaftliche Untersuchungen vornehmen.

Welchen Stellenwert hat das „Integrierte Wassermanagement“ regional in Zentralasien und global gesehen?

Gerade in der zentralasiatischen Region gewinnt das Integrierte Wassermanagement immer mehr an Bedeutung. Man sollte das Konzept „Wassermanagement“ als integrierten Ansatz verstehen. Das heißt, klassischerweise wird das Fach eher mit technischen Aspekten assoziiert: die Arbeit der Hydrologen beispielsweise ist darauf ausgerichtet. Aber das ändert sich langsam: Wir verstehen allmählich, dass Wasser und das Verfügen über Wasser als ein Menschenrecht anerkannt werden muss. Wasser hat eine übergreifende Bedeutung in vielen Bereichen: für die Energiegewinnung, als Trinkwasser, für die Landwirtschaft und Industrie, in Umweltfragen und natürlich bezüglich der Biodiversität, letztendlich auch für unser Überleben. Diese Prozesse sind so komplex, dass sich die Herangehensweise ans Wasser-Management grundlegend ändern muss.

Diese Wissenschaft ist zudem sehr interdisziplinär angelegt. Die Studenten müssen integriert und übergreifend denken können und sich nicht nur in ihrem eigenen Fachgebiet, sondern auch in vielen anderen Wasserfragen auskennen. Als Ingenieure sollten sie etwas von Landwirtschaft, Wasserpolitik und Wasserrecht verstehen, was oft nicht so einfach umzusetzen ist. Kurzum: interdisziplinäres Verständnis ist enorm wichtig!

Viele Studenten, die wir für den Studiengang „Wassermanagement“ aufnehmen, sind schon ausgebildete Agraringenieure und Umweltwissenschaftler. Diese Studenten möchten wir für den integrierten wissenschaftlichen Ansatz des „Water Managements“ gewinnen. Später, wenn unsere Absolventen dann in der Verwaltung oder verschiedenen Organisationen tätig sind, wird ihnen dieses Denken zugute kommen.

Ich glaube, in der Region Zentralasien hat man zu einem großen Teil sehr gut verstanden, dass die Wasserfrage sehr komplex ist. Ob die Wasserproblematik nun erfolgreich gemanagt wird, ist auf viele Faktoren zurückzuführen. Zum einen auf die unterentwickelte technologische Grundlage, auf die bisher noch mangelnde Ausbildung in den interdisziplinären wissenschaftlichen Fachbereichen, zum anderen auf politische und wirtschaftliche Prioritäten.
Aber auch politische Herausforderungen in den zentralasiatischen Ländern spielen eine nicht unerhebliche Rolle. Wenn man versucht, Wassermanagement als regionales Projekt zu gestalten, stößt man auf diverse Schwierigkeiten.

Wasserprojekte haben meist in gemeinsamen grenzüberschreitenden Verträgen und Abkommen ihre Grundlage. Die Wasserrechte sind aber in jedem zentralasiatischen Land verschieden. Es ist eine große Herausforderung, eine regionale Kooperation in Zentralasien aufzubauen. Das liegt u.a. daran, dass alle wasserführenden Ströme in Zentralasien grenzüberschreitend, also transnational sind.

Global gesehen hat das integrierte Wassermanagement im Zuge des Klimawandels und in Verbindung mit ökologischen Trends einen besonderen Stellenwert. Vor kurzem nahm ich am VI. Internationalen Weltwasserforum in Frankreich teil. Das Weltwasserforum ist sowohl ein politischer als auch wissenschaftlicher Erfahrungsaustausch, ein Dialog, der die Relevanz der Thematik deutlich macht.

In der Praxis haben dortige Beschlüsse nicht genug Relevanz, aber ein wichtiger Schritt in die Richtung nachhaltiges integratives Wassermanagement ist durch ein Forum in diesem Maßstab auf jeden Fall getan.

Weltweit gibt es eine große Anzahl an Organisationen, NGOs und GOs, die sich mit Water Management beschäftigen, so dass das Thema „Integrated Water Management“ sowohl regional als auch global immer dringlicher wird.

Wenn Sie den fakultätsübergreifenden Masterstudiengang „Water Management“ weiterempfehlen würden: Was wären die besten Argumente, an der DKU zu studieren?

Es geht um das Verständnis, dass die Bedeutung des Wassermanagements generell gestiegen ist, sowohl auf dem regionalen, nationalen, als auch auf dem transnationalen und globalen Level. Das müssen die zukünftigen Studenten verstehen. Wenn Fachkräfte in diesem Bereich ausgebildet sind, können sie aufgrund dieses Stellenwertes in allen Fachbereichen sowie auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene eine Arbeit finden. Die Nachfrage nach ausgebildeten Spezialisten im Wassermanagement ist auf dem Arbeitsmarkt sehr schnell gestiegen. Daher ist ein wichtiges Argument, dass unsere Studenten die am besten und hochqualifiziertesten Fachkräfte Zentralasiens von morgen sein werden. Der Studiengang Wassermanagement wird aufgrund der globalen Bedeutung in Englisch angeboten, aber nach deutschen Lehrvorgaben ausgeplant.

Das zweite Argument ist, dass die Ausbildung nach deutschem Ausbildungsstandard erfolgt. In allen Fächern haben wir deutsche Professoren und Dozenten eingestellt, die hier als Kurzzeitdozenten lehren. Die Lehre selbst findet in sogenannten Modulen statt; nach zwei Wochen wird in einem bestimmten Fach eine Prüfung absolviert. Zu jedem Fach stellen wir ein Skript zur Verfügung, das die Kontinuität der Inhalte und damit die Qualität der Hochschulausbildung gewährleistet.

Die Studenten erhalten durch dieses Studium einen viel breiteren Blick nicht nur auf die Region, sondern auch auf überregionale Zusammenhänge, wie es in Europa gang und gäbe ist. Die Dozenten aus Deutschland vermitteln aktuelles, profundes Wissen und Erfahrungen, die sie durch Forschung und Lehre auf der ganzen Welt gesammelt haben. Davon können die Studenten eindeutig nur profitieren.

Das dritte Argument ist: im Anschluss an das Studium erhalten die besten Kandidaten ein Praktikum in Deutschland. Andere Programme wie Auslandssemester werden über den DAAD und das TEMPUS-Programm finanziert.

Während ihres Pflicht-Praktikums absolvieren die Studenten hier in der Region an verschiedenen Einrichtungen und Organisationen ein Praktikum, z.B. im Agrarministerium, in internationalen überregionalen Organisationen wie der GIZ oder dem UNDP. Es ist enorm wichtig, dass die Studenten durch diese Arbeit und ihre Teilnahme an der Feldforschung einen praktischen Blick auf die Dinge im Wassermanagement entwickeln.

Welche Rolle spielt Ihre DAAD-Stelle in der Struktur der DKU – wie bewerten Sie die Zusammenarbeit beider Bildungspartner?

Zunächst einmal gäbe es den Studiengang ohne den DAAD und seine Unterstützung gar nicht, weil das „Integrierte Wassermanagement“ vollständig vom DAAD finanziert wird. Die Gründung des Magister- Programms erfolgte auf Initiative der Freien Universität Berlin, die in diesem Bezug als Hauptpartner der DKU fungiert.

Egal, welche Unterstützung wir auch immer benötigen, wir stehen eng mit dem DAAD und der Zentrale in Bonn in Kontakt. Der ständige Austausch ist stets gewährleistet. Mit meiner DAAD-Stelle an der DKU ist zudem auch eine dauerhafte DAAD-Präsenz gegeben.

Das Gespräch führte Malina Weindl.

Teilen mit:

Все самое актуальное, важное и интересное - в Телеграм-канале «Немцы Казахстана». Будь в курсе событий! https://t.me/daz_asia