Das „teuerste Geschenk“ für die Bevölkerung machte die nationale Autoindustrie Usbekistans: die Preise für Autos sind ab 1. Januar 2016 um 30 Prozent gestiegen. Das betrifft nicht nur neue, sondern auch alte Kaufverträge. In der Bevölkerung und insbesondere unter den betroffenen Verbrauchern löste es Wellen der Empörung und die Frage nach der gesetzlichen Rechtmäßigkeit aus.

Im März 1996 ist das erste Uz-Daewoo Auto Damas ins Leben gerufen worden. Dessen Vorherrschaft dauerte nur ca. 12 Jahre, denn seit März 2008 stellt General Motors Usbekistan Personenfahrzeuge und Chevrolet-Geländewagen her. Dazu gehören die neuen Automodelle wie Damas, Matiz, Spark, Nexia, Cobalt, Lacetti Captiva und Malibu Orlando. Außerdem versorgt das Unternehmen 9000 Arbeitsplätze. Im April 2014 feierte der Autokonzern das zweimillionste Auto, und mittlerweile besteht die Bevölkerung Usbekistans aus mehr als 31 Millionen.

Autotraum

Im Jahre 1978 hat Alla Pugatschowa, die Volkssängerin der UdSSR, in einem Lied gesungen: „Irgendwo außerhalb der Stadt kaufte mein Vater nicht so teuer ein Auto; mit zerbrochenem Scheinwerfer, mit alten Türen…“ Die Zeilen dieses Lieds waren in der Sowjetzeit sehr weit von der Wirklichkeit entfernt: Nach einem Vierteljahrhundert des sowjetischen Zerfalls ist ein Auto in Usbekistan immer noch fast ein Traum. Der Automarkt Usbekistans unterscheidet sich nicht groß von der sowjetischen Epoche. Die Autoindustrie ist hier monopolisiert. Im Land sind fast nur einheimische Fahrzeuge anzutreffen, denn für ausländische Modelle muss doppelte Zollsteuer bezahlt werden. Hinzu kommt, dass die entsprechenden Ersatzteile kaum aufzufinden sind. Deshalb versucht das Volk, sich ausschließlich mit der eigenen Produktion zu befriedigen. Man stellt sich für ein Auto in eine Schlange von drei Monaten bis hin zu einem Jahr, obwohl gesetzlich sieben Tage vorgesehen sind.

Es gibt selbstverständlich auch Schwarzmärkte, wo man am Wochenende ein Auto sofort erstehen kann, aber die dort kursierenden Preise sind in Dollar, und nicht jeder kann es sich leisten. Zum Beispiel kann man das Modell Cobalt in dem staatlichen Autogeschäft für ungefähr 10.000 Dollar kaufen, dasselbe Auto steht auf dem Schwarzmarkt für 12.000 Dollar. Hierzu kommt, dass die usbekische Bevölkerung in der Bank keine Valuta kaufen kann. Dafür gibt es interessante Erklärungen, wie zum Beispiel: In der zentralen Bank fehle es an Valuta. Infolgedessen geht man auf den Schwarzmarkt, wo der Wechselkurs doppelt so hoch ist…

Wo sind Moral und Gewissen der Verkäufer?

Menschen, die im Jahr 2014 für Autos bezahlt haben, sollten ihre Modelle bis Ende 2015 bekommen. Alischer Botirow, einer solcher Kunden, beurteilt die Situation folgendermaßen: „Ich sollte mein Auto vom Autosalon im November 2015 abholen, aber es klappte irgendwie nicht. Und im Dezember kam spontan die neue Preissteigerung, und die ist nicht klein. Jetzt bin ich verwirrt, weil ich nicht so viel Geld habe, um das Auto abzuholen.“ Die Preissteigerung löste eine energische Diskussion unter den Verbrauchern aus, weil diese selbst ihr Einverständnis für die Preissteigerung im Voraus im Vertrag bestätigt hatte. Wenn der Kunde selbst jedoch nur einem Komma im Vertrag wiederspricht, bekommt er kein Auto.

Der Autosalon ist das einzige offizielle Geschäft, wo einheimische Autos verkauft werden. Aber das Hauptproblem liegt darin, dass GM Chevrolet Usbekistan selbst im Land Defizit schafft, obwohl die Nachfrage wächst. Die Leistungsfähigkeit von GM Chevrolet Usbekistan liegt im Jahr bei ungefähr 250.000 Autos. Im Jahr 2014 wurden 245.700 Autos herstellt. Davon wurden über 55 Tausend exportiert. Daraus könnte man schlussfolgern, dass im Jahr 2014 für den Inlandsmarkt 190.700 Autos produziert wurden. In Usbekistan existieren 63 Autohandelsgeschäfte in verschieden Städten des Landes. Das heißt, dass jedes Autogeschäft monatlich 252 sowie im Jahr 3000 Autos bekommen haben sollte. Trotz bedeutender Leistungsfähigkeit dauert die Lieferung der Maschinen nach wie vor bis zu einem Jahr. Dazu sind die Preise um 30 Prozent gestiegen. Zu dieser Situation sagt der Jurist Akram Kasimow: „Ich bin der Auffassung, dass der Vertrag zwischen den Kunden und GM Chevrolet Usbekistan in diesem Fall dem Bürgergesetzbuch und dem Gesetz des Landes über freie Konkurrenz widerspricht. Einerseits haben die Kunden wie Alischer Botirow im Vertrag mit GM Chevrolet Usbekistan ihr Einverständnis mit der Preissteigerung selbst bestätigt, anderseits müsste der Kunde nach dem Gesetz der Republik Usbekistan innerhalb von sieben Tagen das Auto erhalten. Deshalb ist der Zuschuss, den die Kunden wie Alischer nachzahlen müssen, ungerecht.“

(Die Namen im Text wurden vom Autor verändert)

Erich Wulf

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