Mit dem 3:0 gegen Kasachstan errang die deutsche Nationalmannschaft ihren vierten Sieg in der EM-Qualifikation. Während sich die angereisten deutschen Fans über das träge Spiel ihrer Mannschaft ärgerten, freuten sich die Kasachstaner über den Besuch von Spielern wie Klose und Özil.

/Foto: Antonie Rietzschel. ‚Ungefähr 300 deutsche Fans waren in die Astana-Arena gekommen, um ihre Mannschaft anzufeuern.’/

Der Trick von Bundestrainer Joachim Löw scheint nicht richtig funktioniert zu haben: Um seine Jungs nach einem fünfstündigen Flug vor den Folgen der Zeitverschiebung zu bewahren, hat er ihnen verboten, ihre Uhren umzustellen. Bei ihrem vierten Qualifikationsspiel für die EM 2012 gegen Kasachstan sollten sie der Illusion erliegen, sich noch in Deutschland zu befinden, um den Körper nicht aus dem Rhythmus zu bringen. Doch nach dem Anstoß um 23 Uhr in Astana wirken die Spieler trotzdem irgendwie träge und schlaff. Zwar sind sie von Anfang an der kasachstanischen Nationalmannschaft weit überlegen, vergaben aber besonders in der ersten Halbzeit jede Menge Torchancen. Dabei hatten die deutschen Fans mit einem Schützenfest gerechnet. Warfen sie vor dem Spiel noch selbstbewusst mit astronomischen Torverhältnissen um sich, werden sie durch das Spiel der deutschen Fußballer allmählich ruhiggestellt.

Dabei erleben sie eine Premiere: Es ist das erste Mal, dass Deutschland auf die kasachstanische Nationalmannschaft trifft. Dass Letztere überhaupt die Möglichkeit haben, sich für die EM zu qualifizieren, liegt an einem kleinen Zipfel ihres Landes, der, geografisch gesehen, in Europa liegt. „Als bei der Gruppenauslosung Kasachstan gezogen wurde, habe ich gejubelt“, sagt Fußballfan Christopher Wode. Seit Jahren ist der 26-Jährige bei jedem Auswärtsspiel der Nationalmannschaft dabei. Bei deren Spielen in deutschen Stadien brauche man ihn nicht zu suchen. Da sei was für Fantouristen, aber nichts für ihn. Er liebt die Spiele im Ausland, weil er da auch gleich noch neue Länder kennenlernen kann. Vor dem Spiel war er für einige Tage in Kasachstan unterwegs. „Nach Belgien kann ja jeder fahren, aber nicht hierher“, sagt er. Um die Strapazen für eine so weite Reise auf sich zu nehmen, brauche es echte Fußball-Leidenschaft. Außer Christoph Wode sind nach Aussagen eines der Betreuer des Deutschen Fußballbunds (DFB) noch 300 weitere Deutsche in die Astana-Arena gekommen. Es ist der harte Kern der Fans, man kennt sich. Am Ende der ersten Halbzeit stehen sie schlecht gelaunt beisammen, zupfen an ihren Trikots, eine einzelne Vuvuzela tutet. Bisher ist kein Tor gefallen und schön anzuschauen ist das Spiel auch nicht.

Auch Christopher Wode ist sichtlich unzufrieden. „Keine Ideen im Angriff, die spielen viel zu lässig. Das Beste waren bisher die kasachstanischen Fans“, sagt er und zeigt in den gegenüberliegenden Teil des Stadions. Dort haben sich einige Kasachstaner die T-Shirts ausgezogen und werfen mit bunten Papierschnipseln um sich. Es wird gesungen und getrommelt. Die kasachstanischen Fans haben Spaß, auch als Miroslav Klose schließlich das erste Tor schießt. Gomez und Podolski folgen. Im deutschen Fanblock ist der Jubel eher verhalten. Ganz vorne sitzen zwei junge Kasachstanerinnen und kreischen nach „Ozil“. Das „Ö“ kriegen sie nicht über die Lippen. Doch der Spieler mit der Nummer Acht kommt nicht mal in die Nähe der Fankurve. Auch nicht, als das Spiel vorbei ist. Die Spieler bedanken sich aus der Ferne bei ihren Fans. Die murren und geben einzelne Buhrufe von sich. Das erhoffte Schützenfest gab es nicht, die Mannschaft spielte eher mittelmäßig und jetzt verabschiedet sie sich nicht einmal ordentlich von ihren Fans, die größtenteils extra angereist sind. Christopher Wode zuckt mit den Schultern: „Fußball ist wie eine Frau – es geht ständig auf und ab.“

Von Antonie Rietzschel

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