Am 6. Oktober fand eine eintägige Konferenz zu dem Thema „Darstellung politischer Ereignisse in den Massenmedien“ statt. Die Veranstaltung richtete sich an Journalisten und Politologen und wurde von der Friedrich-Ebert-Stifung Almaty, dem Internationalen Journalistenzentrum „MediaNet“ und dem Institut für Management, Wirtschaft und Strategische Forschung Kasachstans (KIMEP) organisiert. Die kasachischen und russischen Medien gerieten in die Kritik.

Kein gutes Haar ließen die Experten an der zentralasiatischen Medienlandschaft, als sie sich letzten Donnerstag anlässlich der Konferenz über die „Darstellung politischer Ereignisse in den Massenmedien Zentalasiens“ an den runden Tisch setzten. Kameras und Schreibblöcke füllten die wenigen freien Plätze im Konferenzsaal, aber für dieses Mal waren die Journalisten nicht nur zur Berichterstattung erschienen, sondern leisteten aktive Beiträge zur Diskussion. Und diese Beiträge fielen zum Teil äusserst kritisch aus. Sollten die von den Kameraleuten aufgenommenen Statements tatsächlich über die kasachischen Bildschirme geflimmert sein, wäre das zumindest ein Schritt in Richtung Medienfreiheit. Diese und die Öffnung verschiedener Sichtweisen auf die Berichterstattung der zentralasiatischen Massenmedien waren nämlich die Ziele der Veranstaltung im Saal des  KIMEP in Almaty. Referenten aus Russland, Zentralasien und Europa berichteten, in welchen Bereichen sie weitere Entwicklungs- und Verbesserungsmöglichkeiten für die Berichterstattung in den zentralasiatischen Ländern sehen. Viele Studenten waren zudem zur Veranstaltung erschienen und hörten sich den Erfahrungsaustausch der Redner an.

Kritik von europäischer Seite

Elvira Pak, Leiterin der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) Almaty, unterstrich in ihrem Grußwort die Wichtigkeit einer seriösen Berichterstattung für eine positive politische Entwicklung der zentralasiatischen Länder. So könne die häufige Verwendung von Schlagwörtern in den Medien zu einer plakativen und teilweise einseitigen Berichterstattung führen. „Revolution“ in Kirgisistan, „Rebellion und Unruhen“ in Andischan und „starkes Regime“ in Turkmenistan: Dies seien die üblichen Stereotypen der Medien für die politischen Ereignisse in Zentralasien. Diese eindimensionale Berichterstattung führe nicht selten zu einer reduzierten internationalen Wahrnehmung und Interpretation der politischen Ereignisse in Zentralasien. „Für eine ausgewogene und seriöse Berichterstattung ist die Entwicklung eines professionellen Journalismus vonnöten“, so Pak.

Anna Wolf aus Deutschland, freie Mitarbeiterin der FES, und die österreichische Publizistin Sandra Wagenleitner wiesen in ihren Redebeiträgen auf Schwächen im Layout vieler zentralasiatischer Zeitungen hin. „Neben einer zurückhaltenden und teilweise unkritischen Darstellung politischer Ereignisse durch die zentralasiatischen Medien, fehlten nicht selten einfache Dinge, wie die klare Beschriftung von Abbildungen und deren Zuordnung zu dem entsprechenden Zeitungsartikel“, hielt Anna Wolf in ihrem Plädoyer fest. Wagenleitner unterstrich nochmals die Notwendigkeit kritischer und freier Medien für eine objektive Berichterstattung. Die Öffentlichkeit werde durch die Medien oft nur einseitig informiert, und die mediale Lenkung durch staatliche Organe führe zu einem unzureichenden Verständnis politischer oder auch wirtschaftlicher Vorgänge.

„Russisches Fernsehen ist schlecht für die Psyche“

Das dritte deutschsprachige Land Europas repräsentierte der Referent David Kunz aus der Schweiz. Er erläuterte die Grundzüge des politischen Systems der Schweiz. „Eine Medienlenkung, wie sie von den zentralasiatischen Experten in ihren Ländern angeprangert wird, ist in der Schweiz nicht möglich“, so Kunz. Grund dafür sei das Fehlen einer starken Regierungspartei in der Schweiz. Außerdem seien die Schweizer Zeitungen bereits seit dem 19. Jahrhundert von den Parteien unabhängig.

Eduard Poletajew, Direktor des Instituts für Krieg und Frieden, sprach die Regierung Kasachstans an und meinte, es gäbe viele verschiedene Tendenzen in der politischen und medialen Entwicklung Kasachstans. Konkreter referierte da schon Oleg Panfilow vom Zentrum für extremen Journalismus. Der erfahrene Schlussredner nahm kein Blatt vor den Mund und begann mit dem Zitat: „Russische Massenmedien schreiben sehr schlecht. Die Nachrichten des 1. und 2. Russischen Kanals sind schlecht für die Psyche. Der einzige relativ unabhängige Sender ist REN-TV, der auch objektiver berichtet“, so Panfilow. Die Probleme der Medien sind seiner Meinung nach bei den Autoren, der politischen Kultur und den Informationskriegen zu suchen. Lichtblick in der Mediensituation sei lediglich das Internet, das von rund zehn Prozent der Russen genutzt werde und bis jetzt noch nicht unter staatliche Kontrolle gebracht werden konnte. Entsprechende Versuche seien jedoch bereits in der Duma unternommen worden, berichtete Panfilow. Auf die Frage aus dem Publikum, ob die Medienlenkung in Russland oder in Kasachstan stärker sei, anwortete er, es gäbe nur minimale Unterschiede.

21/10/05

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