Die steigende Nachfrage auf dem Ölmarkt hat dazu geführt, dass die erdölexportierenden Länder ihre Förderquoten erhöhen. Das beschlossen die OPEC- und Nicht-OPEC-Staaten am 22. und 23. Juni in Wien. Die Erhöhung ist auch ein Erfolg für Kasachstan, das die Quoten in den vergangenen Monaten immer wieder übertroffen hat.

Von Lana Berndl (Wien)

Die OPEC hat sich darauf geeinigt, wieder mehr Öl zu fördern. Nach langwierigen Diskussionen entschieden sich die 14 Mitglieder der Organisation erdölexportierender Länder auf ihrer 174. Konferenz am 22. Juni in Wien, die Fördermenge um rund eine Million Barrel pro Tag zu erhöhen. Die Situation auf dem Ölmarkt habe sich im Laufe der vergangenen sechs Monate verbessert und es bestehe eine relativ starke Ölnachfrage, hieß es von OPEC-Vertretern.

Mehr Öl, niedrigere Preise?

Am Samstag stimmten auch die zehn Öllieferanten, die außerhalb des Kartells stehen, der Erhöhung der Fördermengen um 600.000 Barrel zu. Zu den sogenannten Nicht-OPEC-Staaten gehören auch Kasachstan und Russland. Ende 2016 hatte die OPEC in Folge des Preisverfalls beim Rohöl eine Drosselung der Produktion beschlossen. Demnach dürfen die 24 Staaten höchstens 32,5 Millionen Barrel Öl am Tag produzieren. Laut Experten bleibe die OPEC allerdings sogar unter diesem Niveau. Eine offizielle Erhöhung um eine Million Barrel würde daher in der Praxis nur eine geringe Anhebung bedeuten, da viele Länder wie das krisengebeutelte Venezuela ihre Fördermenge nicht erhöhen können. Somit bleibt es auch fraglich, ob der getroffene Beschluss zu sinkenden Ölpreisen führt.

Er ist jedoch ein Kompromiss zwischen Saudi-Arabien und dem Iran. Lag der Ölpreis Anfang 2016 noch bei unter 30 Dollar pro Barrel (159 Liter), kostet das Fass derzeit 75 Dollar. Aufgrund der erhöhten Nachfrage hatten Saudi-Arabien und Länder wie die USA, China und Indien darauf gedrängt, die Ölproduktion wieder zu steigern. Der Iran, der aufgrund von Sanktionen und fehlender Technik, seine Produktion kaum aufstocken kann, hatte sich in den Vorgesprächen der zweitägigen Konferenz jedoch gegen eine Erhöhung ausgesprochen.

Einige Länder wie Kasachstan hatten in den vergangenen Monaten die vorgeschriebenen Quoten übertroffen. Der stellvertretende Energieminister sprach sich daher ebenfalls für eine Erhöhung der Förderquote aus. „Im Rahmen der Abmachung der ‚OPEC+‘ haben wir die Produktionsmenge auf 1,68 Millionen Barrel pro Tag festgelegt.  Meistens liegt die Erzeugung jedoch zwischen 1,7 und 1,8 Millionen Barrel. Eine Erhöhung der Quote um hunderttausend Barrel würde dem gerecht werden“, so Magsum Mirgasalijew am vergangenen Donnerstag in Wien.

Herausforderung Energiewende

Im Vorfeld der Konferenz hielt die OPEC ein Seminar mit dem Thema „Erdöl – Zusammenarbeit für eine nachhaltige Zukunft“ ab. Über 900 Delegierte – die Energie- und Ölminister der OPEC und anderer erdölfördernder Länder, Geschäftsführer zahlreicher Erdölunternehmen, Vertreter von Nichtregierungsorganisationen sowie Energieexperten – nahmen daran teil. In seiner mittlerweile siebenten Ausführung ist das Seminar ist zu einer Plattform geworden, bei der man die Herausforderungen und Chancen diskutiert, die der Öl- und Energiewirtschaft gegenüberstehen. In seiner Eröffnungsrede sagte OPEC-Generalsekretär Mohammad Sanusi Barkindo: „Was für alle diese Themen zentral ist, ist mit einem Wort zu sagen: Zusammenarbeit.“

Im Mittelpunkt des Seminars stand vor allem der Übergang zu regenerativen Energien, der die komplette Energielandschaft ändert. „Das Herbeiführen der Energiewende ist unabdingbar, um unseren Planeten auch für zukünftige Generationen bewohnbar zu erhalten“, sagte die österreichische Außenministerin Karin Kneissl. Dennoch kann dies nicht über Nacht geschehen und fossile Brennstoffe werden auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Das sei zum Beispiel im Mobilitätsbereich deutlich sichtbar. „Es muss eine sinnvolle Balance zwischen einem Angebot an Fahrzeugen, welche die Verbraucher zufriedenstellen, und einem Angebot, welches gleichzeitig klimafreundlichen Aspekten Rechnung trägt, gefunden werden“, so Kneissl.

Die Mitgliedsstaaten der OPEC fördern etwa 40 Prozent des weltweiten Erdöls und besitzen rund drei Viertel der Reserven. Das Ölkartell wurde am 14. September 1960 in der irakischen Hauptstadt Bagdad von Saudi-Arabien, Iran, Irak, Kuwait und Venezuela gegründet. Ziel war es, die Ölquellen statt der Ölkonzerne selbst zu kontrollieren und durch Förderabsprachen auch den Ölpreis zu beeinflussen, um sich stabile Gewinne zu sichern. Mit der auf der Konferenz ebenfalls beschlossenen Aufnahme des Kongos zählt das Ölkartell heute 15 Mitgliedsländer.

Lana Berndl (Wien)

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