DAZ veröffentlicht in dieser Ausgabe die Arbeit Nr. 48 von Natalia Kurd und Marina Topolnizkaja, Teilnehmerinnen des Sprachwettbewerbs „Deutsch in meinem Heimatort“.

Es ist Morgengrauen. Eine alte deutsche Frau kommt in die Küche. Sie ist sehr früh aufgestanden, weil sie in die Kirche gehen will. Heute ist Ostersonntag. Es ist sehr still im Haus, alle schlafen noch. Doch hört die Frau von irgendwoher Geraschel. Im Osternest auf dem Tisch bewegt sich ein Ei, das besonders hübsch ist. Die Frau hört zu.

Die Frau sitzt still und hört die Ostereier lachen. “Hört zu“, – sagt das hübsche Osterei. – „Der Mond richtete seinen goldenen Strahl auf mich und ich setzte mich auf den Strahl. Ich sah auf die Erde, aber sie war sehr weit weg. Nur goldglänzende Sterne ringsum! Ich war so glücklich und tanzte vor Freude. Plötzlich fiel ich vom Mondstrahl herunter und flog lange nach unten, bis ich ein rundes weißes Haus mit einem Loch oben sah. Durch das Loch gelangte ich in etwas Weiches und Aromatisches. Dann sah ich viele weiche goldene Bälle, die sehr schmackhaft rochen. Ich war erstaunt und fragte: “Wo bin ich? Wie heißt ihr?” Ein goldener Ball antwortete höflich: “Du bist in Kasachstan. Unser Heimatland ist gastfreundlich. Ich heiße Baursak, und das sind meine Brüder. Die Kasachen braten sehr oft Baursaki, besonders zu Familienfesten. Man formt uns aus Hefeteig und brät uns in Öl. Von der Hitze werden wir dick und golden. Sieh, ich bin der Sonne ähnlich, ich bin ihr jüngerer Bruder. Und wer bist du? Woher kommst du?” – fragte Baursak das Osterei.

Die alte Frau ist neugierig. Das hübsche Ei erzählt weiter: “Oh, ich komme aus dem Wolgaland“, – antwortete ich – „Siehst du, wie schön meine Kleidung ist? Ich bin ein Osterei, und ich bin nicht immer so festlich gekleidet. Gewöhnlich bin ich weiß. Aber jetzt bin ich etwas Besonderes, etwas Ungewöhnliches. Einmal im Jahr kochen die deutschen Frauen Ostereier. Sie lassen uns erkalten und dann bemalen oder kleiden sie uns in bunte Farben und Kleider aus Papier. Nun sind wir Ostereier. Man legt uns ins grüne Gras, in ein Osternest. Mein Herz ist golden wie deines, Baursak. Ein neues Leben ist in meinem Herzen. Ostereier schenkt man sich in Deutschland zum Osterfest. Das Fest ist mit der Auferstehung von Jesus Christus verbunden. Die Leute sind froh, sie beglückwünschen ihre Verwandten und Freunde: “Ein frohes Osterfest!” oder ”Alles Gute zu Ostern!”

Die alte Frau nickt: “Ja, das ist richtig!“ Die Ostereier sind auch einverstanden, und das hübsche Osterei spricht weiter. “Baursak und ich plauderten die ganze Nacht und wurden gute Freunde. Der Himmel wurde allmählich heller, und der gutherzige Mond richtete wieder seinen Strahl auf mich. Es fiel mir ein, dass ich nach Hause zurückkehren muss. Im Wolgaland wartet man auf mich. Ich nahm von den Baursaki Abschied, bedankte mich bei meinem Freund und lud ihn zu Besuch ein. Dann flog ich wieder mit dem Mondstrahl mit und kam endlich zu Hause an. Glaubt ihr mir‘s?”

Die Ostereier antworten: ‘’Ja, wir glauben dir‘s.” Das hübsche Osterei ist zufrieden, es gähnt, es ist müde und schläft ein. Es wird still. Die alte deutsche Frau freut sich wie ein kleines Kind und singt leise:

Ja, ja, Ostern ist da!
Fasten ist vorüber,
das ist uns ja lieber,
Eierlein und Wecken
uns viel besser schmecken.
Ja, ja, Ostern ist da!

Von Natalia Kurd, Marina Topolnitzkaja

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