Zwei Monate nach seiner Amtseinführung hat Papst Benedikt sich öffentlich gegen Homosexualität und gleichgeschlechtliche Beziehungen ausgesprochen. Seine alten Kritiker aus Deutschland werfen ihm Unbarmherzigkeit vor

Der Papst macht gegen homosexuelle Ehen und Abtreibung mobil: Bei einem Konvent über die Rolle der Familie hat Benedikt XVI. das Zusammenleben Unverheirateter, gleichgeschlechtliche Beziehungen und Schwangerschaftsunterbrechungen scharf verurteilt. Homosexuelle Eheschließungen sind nach Ansicht von Joseph Ratzinger „Pseudo-Ehen“ und Ausdruck einer „anarchischen Freiheit, die sich fälschlicherweise als wahre Befreiung des Menschen darstellen will“. Die Grünen und der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland wiesen Ratzingers Äußerungen als beleidigend und unbarmherzig zurück.

Als damaliger Präfekt der Glaubenskongregation hatte Ratzinger bereits 2003 ein umstrittenes Dokument gegen die Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften veröffentlicht. Der Papst wandte sich in seiner Rede in der römischen Lateran-Basilika am 6. Juni auch gegen „offene Beziehungen“ und „Ehe auf Probe“. Bei der Ehe zwischen Mann und Frau handele es sich hingegen nicht um eine „zwanglose soziologische Einrichtung“, sondern um eine Institution, die tief im Wesen des Menschen verwurzelt sei.

Der Parlamentarische Grünen-Geschäftsführer Volker Beck sprach dem Papst „Respekt vor der homosexuellen Existenz“ ab. Seine Homosexualitätslehre sei „von theologischer Unbarmherzigkeit und pharisäerhafter Überheblichkeit gekennzeichnet“. Der Papst verstehe weder von Freiheit noch Verantwortung etwas. Manfred Bruns, Sprecher des Lesben- und Schwulenverbands, sagte: „Es ist bestürzend, wie eifernd sich der neue Papst gegen die Bürgerrechte von Lesben und Schwulen wendet.“ Ratzinger setze seine „beleidigenden Hasspredigten gegen Homosexuelle“ fort.

Kurz vor dem am 12. Juni in Italien beginnenden Bioethik-Referendum, bei dem es um die Abschaffung eines strengen Gesetzes über künstliche Befruchtung und Stammzellenforschung geht, verurteilte Benedikt zudem erneut Abtreibung und Gentechnik. „Ein Leben, das geboren wird, darf nicht unterdrückt oder verletzt werden“, hieß es. Stattdessen müsse „die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zu seinem natürlichen Ende“ neu bekräftigt werden.

Bereits in der vergangenen Woche hatte der Pontifex erklärt, die Bischöfe in ihrem Kampf gegen das Referendum zu unterstützen. Das derzeit gültige Gesetz, das durch die Volksbefragung ungültig werden könnte, verbietet unter anderem die wissenschaftliche Forschung mit Embryonen. Zudem ist Frauen, die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben, allein stehen oder über 50 Jahre alt sind, die künstliche Befruchtung komplett untersagt. Die Bischöfe fordern die Katholiken seit Monaten dazu auf, nicht an der Volksabstimmung teilzunehmen. Ein Referendum in Italien ist nur dann gültig, wenn mindestens 50 Prozent der Wahlberechtigten zu den Wahlurnen gehen. (dpa)

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