In Blaumann und orangem Schutzhelm führte Leonid Frangulidi, Direktor von TOO Kasphosphat, eine deutsche Delegation Anfang April durch sein Unternehmen. Bei Taras in Südkasachstan lagert die weltweit viertgrößte Anzahl von Erzvorkommen zur Phosphorgewinnung. Praktischerweise verstecken sich die Rohstoffe nicht weit von der Oberfläche entfernt, was den Abbau und die Produktion von gelbem Phosphor rentabel macht. Leonid Frangulidi plant die weitere Modernisierung des Unternehmens, am liebsten mit deutscher Technik.

/Bild: Christine Karmann. ‚Ausgezeichneter Phosphor: Leonid Frangulidi, Direktor von TOO Kasphosphat, zeigt dem deutschen Generalkonsul Dr. Gerold Amelung eine Probe des gelben Elements.’/

Herr Frangulidi, bei Phosphor fallen einem als erstes die Brandbomben aus dem Zweiten Weltkrieg ein. In welchen Bereichen wird Phosphor ansonsten verwendet?

Der größte Teil des Phosphors und seiner Verbindungen wird in der Streichholzindustrie, der Metallurgie und der chemischen Industrie weiterverarbeitet, z.B. zu Reinigungsmitteln, Pflanzenschutzmitteln, Flammschutzmittel oder Motoröl. Ein geringer Teil findet auch in der Lebensmittelindustrie Verwendung, so z.B. in Würsten oder Käse.

Kasphosphat stand in den 90er Jahre als ehemaliges sowjetisches Vorzeigeunternehmen vor dem Bankrott. Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Leistungskraft des Unternehmens heute ein?

Nach einigen Jahren des Stillstandes geht es heute mit der Produktion bergauf. Das Unternehmen wurde privatisiert und hat unter dem neuen Eigentümer zu alter Stärke gefunden. Kasphosphat ist als vertikal integrierendes Unternehmen organisiert, 70 Prozent des Gewinns wird in der Schambyler Filiale gemacht. Hier arbeiten 2.500 der insgesamt 7.000 Mitarbeiter von Kasphosphat. Handelsbeziehungen bestehen mit Russland, Polen, Tschechien und Deutschland. Neue Märkte möchten wir in Südostasien erschließen. Im Moment arbeiten wir an der technologischen Modernisierung und Automatisierung der Produktion. Einen modernen Ofen haben wir bereits bei Haniel erworben, weitere Investitionen sind dringend notwendig.

Welche Spuren hat die weltweite Finanzkrise bei Kasphosphat hinterlassen?

Die Produktion ist gefallen, ansonsten hat das Unternehmen seine soziale Verantwortung wahrgenommen. Wir haben weder Leute entlassen, noch in den unbezahlten Urlaub geschickt oder die Löhne gesenkt.

Ist es für junge Menschen attraktiv, sich bei Kasphosphat zu bewerben?

Wir bekommen regelmäßig mehr Bewerbungen als wir neue Leute einstellen können. Letztes Jahr haben wir fünf junge Ingenieure eingestellt. Die Qualifikation der Mitarbeiter ist uns sehr wichtig. Wir haben unser eigenes Aus- und Weiterbildungszentrum bei Kasphosphat und arbeiten auch mit drei Fachhochschulen zusammen. Das Durchschnittsalter bei Kasphosphat liegt bei 42 Jahren.

Gelber Phosphor muss unter Wasser aufbewahrt werden und ist, wie Sie gerade selbst demonstriert haben, leicht entzündlich. Kommt es oft zu Unfällen in der Produktion?

Da die Produktion sehr gefährlich ist, sind Unfälle wie Verbrennungen oder Finger in der Maschine nicht zu vermeiden. Alle Arbeiter sind in der Pflichtversicherung, die im Unglücksfall den Schaden kompensiert. Die 70 Mitarbeiterinnen sind alle an nicht gefährlichen Orten des Unternehmens im Einsatz.

Was bedeutet die Arbeit bei Kasphosphat für Sie persönlich?

Ich bin bereits 36 Jahre bei Kasphosphat tätig, davon zehn Jahre als Direktor. Ich kann sagen, Phosphor ist mein Leben.

Wie sehen Sie die Zukunft des Unternehmens?

Solange der Vorrat an Rohstoffen reicht, wird Kasphosphat weiter bestehen. Und der Vorrat reicht noch für 1.000 Jahre.

Interview: Christine Karmann

09/04/10

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