Nach drei Jahren neigt sich die Amtszeit des Deutschen Generalkonsuls Dr. Gerold Amelung in Almaty dem Ende zu. Schwerpunkte seiner Tätigkeit waren vor allem die Förderung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Kasachstan sowie die Förderung der deutschen Sprache.

DAZ: Herr Dr. Amelung, Sie wenden sich nach dreijähriger Tätigkeit als Deutscher Generalkonsul in Kasachstan einer neuen Aufgabe zu. Welche Eindrücke nehmen Sie aus Kasachstan mit?

Dr. Amelung: Meine drei Jahre in Kasachstan waren hochinteressant und in vieler Hinsicht eindrucksvoll, sowohl dienstlich als auch privat. So war ich von Anfang an beeindruckt, welchen Entwicklungsstand Kasachstan nach nur 20 Jahren der Unabhängigkeit auf vielen Gebieten bereits erreicht hat, gerade auch im Vergleich zu seinen zentralasiatischen Nachbarländern. Auch die Pläne für die weitere Entwicklung des Landes sind eindrucksvoll und sehr ehrgeizig, nicht nur im wirtschaftlichen Bereich. Unter der Parole „Weg nach Europa“ will die Staatsführung ja auch die politischen, rechtlichen und gesellschaftlichen Strukturen des Landes in Orientierung an westeuropäischen Standards weiterentwickeln. Kasachstan ist für Deutschland ein sehr wichtiger Partner in Zentralasien, und ich denke, es ist eine wirklich lohnende Aufgabe, das Land bei der Erreichung der genannten Ziele nach Kräften zu unterstützen.

Als besonders erfreulich habe ich auch das spürbar große Interesse und die Sympathie empfunden, die unserem Land hier in Kasachstan generell entgegengebracht werden. Besonders deutlich wurde dies für mich angesichts der enormen Resonanz, die unsere Veranstaltungsreihe „Deutschland in Kasachstan 2010“ gefunden hat, an deren Vorbereitung und Durchführung ich während meiner Zeit hier mitwirken durfte.

Kurz: Das große deutsche Engagement in Kasachstan, das auch an der Präsenz so vieler deutscher Mittlerorganisationen hier in Almaty deutlich wird, ist wichtig und lohnt sich für beide Seiten. Kein Wunder also, dass ich meine dreijährige Tätigkeit hier in Almaty durchweg als interessant und sehr befriedigend empfunden habe.

Welche Schwerpunkte haben Sie in Ihrer Arbeit in Kasachstan gesetzt, worauf kam es Ihnen besonders an?

In der ersten Hälfte meiner Amtszeit in Almaty standen Vorbereitung und Durchführung von „Deutschland in Kasachstan 2010“ in Kooperation mit der Botschaft und den hiesigen deutschen Mittlerorganisationen, allen voran dem Goethe-Institut, ganz im Zentrum meiner Arbeit. Bei den zahlreichen Veranstaltungen in diesem Rahmen ging es nicht nur generell um Sympathiewerbung für Deutschland. Vielmehr sollten hiervon auch Impulse für eine nachhaltige Vertiefung und Weiterentwicklung der bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Kasachstan auf allen Gebieten, von der Wirtschaft über Kultur, Bildung und Wissenschaft bis hin zu persönlichen Begegnungen zwischen den Menschen beider Länder gesetzt werden.

Angesichts des großen wirtschaftlichen Potentials Kasachstans und der Chancen, die das Land deutschen Unternehmen bietet, war für mich während meiner gesamten Zeit hier die Förderung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen unseren beiden Ländern eine vorrangige Aufgabe. Konkret ging es dabei z.B. um die Betreuung von Wirtschaftsdelegationen aus Deutschland, die Unterstützung deutscher Beteiligungen an wichtigen hiesigen Messen wie der „KIOGE“ oder der „Kazbuild“ (natürlich jeweils in enger Kooperation mit dem Delegiertenbüro der Deutschen Wirtschaft) oder die Berichterstattung über interessante Entwicklungen bzw. Projekte im Wirtschaftsbereich. Wichtig war mir auch, deutsche Unternehmen bei der Erkundung neuer Geschäftschancen in den Regionen Kasachstans zu unterstützen. Dazu haben sich vor allem Reisen in Begleitung von Vertretern hiesiger deutscher Unternehmen in die Gebietshauptstädte des Amtsbezirks des Generalkonsulats als nützlich erwiesen.

Besonders wichtig war mir auch die Förderung der deutschen Sprache und allgemein der bilateralen Beziehungen im Bereich der Bildung durch Unterstützung der Arbeit der auf diesem Gebiet tätigen deutschen Mittlerorganisationen wie Goethe-Institut, DAAD oder ZfA sowie von Institutionen wie die Deutsch-Kasachische Universität und die DSD- und PASCH-Schulen. Dabei haben die zahlreichen Begegnungen mit den vielen sehr engagierten, hochmotivierten und Deutschland gegenüber sehr aufgeschlossenen Schülern und Studenten hierzulande immer einen besonders tiefen Eindruck auf mich gemacht.

Zur Rolle der deutschen Wirtschaft in Kasachstan: Wohin geht der Trend?

In den drei Jahren meiner Tätigkeit hier hat sich das Engagement deutscher Unternehmen in Kasachstan kontinuierlich ausgeweitet, was sich schon an der stetig wachsenden Zahl der Mitglieder des hiesigen Deutschen Wirtschaftsclubs von rd. 80 auf inzwischen 120 Unternehmen ablesen lässt. Das Potential für den weiteren Ausbau der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen ist aber bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Ich rechne daher mit einer weiteren deutlichen Zunahme sowohl des bilateralen Warenaustauschs als auch mit den Direktinvestitionen deutscher Unternehmen in Kasachstan. Zusätzliche Ansatzpunkte hierfür bietet ja auch das kürzlich unterzeichnete Abkommen über eine bilaterale Rohstoff- und Technologiepartnerschaft.

Generell glaube ich, dass Deutschland mit seiner breiten industriellen Basis und seiner Technologieführerschaft auf vielen Gebieten geradezu der ideale Partner für Kasachstan bei seinen Bemühungen um Diversifizierung und Modernisierung seiner Industrie ist. Auch dies spricht dafür, dass wir eine weitere deutliche Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen zwischen unseren beiden Ländern sehen werden.

Wenn Sie an die Zusammenarbeit mit Vertretern der Deutschen Minderheit in Kasachstan denken – welche Erfolge und Herausforderungen gab es während Ihrer Amtszeit?

Bei meinen Besuchen im „Deutschen Haus“ in Almaty und auch bei den Gebietsgesellschaften der „Wiedergeburt“ an vielen Orten im Amtsbezirk war ich immer wieder beeindruckt von dem großen, überwiegend ehrenamtlichen Engagement, mit dem die Vertreter der deutschen Minderheit sich für die Bewahrung der kulturellen Identität der in Kasachstan noch lebenden Deutschen und ihre sozialen Belange einsetzten. Gleichzeitig wurde aber auch immer wieder deutlich, vor welche Herausforderungen sie sich dabei gestellt sehen. Eine ganz wesentliche Herausforderung dabei ist sicher der Erwerb bzw. die Vermittlung deutscher Sprachkenntnisse in einer Umwelt, in der das Bildungssystem die Beherrschung der russischen, kasachischen und englischen Sprache als Norm vorgibt, Deutsch also allenfalls Viertsprache ist. Eine deutsche Identität zu bewahren, ohne anwendbare Deutschkenntnisse zu besitzen, erscheint aber schwer möglich.

Ein besonderer Erfolg während meiner Zeit hier war sicher die Wiederbelebung eines regelmäßigen Dialogs zwischen den amtlichen Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland und der deutschen Minderheit, vor allem im Rahmen der Treffen von Vertretern der Minderheit aus ganz Kasachstan in Astana auf Einladung der Botschaft.

Ihre neue Tätigkeit wird Sie nach China führen. Welche Zukunftspläne haben Sie?

Peking war mein allererster Auslandsposten, nachdem ich ins Auswärtige Amt eingetreten war. Deswegen freue ich mich, dass mich mein letzter Auslandseinsatz nun nochmals nach China, diesmal in die Stadt Chengdu führt. Allein diese Stadt hat fast so viele Einwohner, wie ganz Kasachstan. Insofern wird es wieder eine große Umstellung werden. Auf keinen Fall aber werde ich Kasachstan und die vielen sympathischen Menschen, die ich hier kennen und schätzen gelernt habe, vergessen, zumal mich die Flugroute von Chengdu nach Frankfurt immer wieder über dieses Land führen wird.

Was wünschen Sie den Mitarbeitern und Lesern der Deutschen Allgemeinen Zeitung?

Den Mitarbeitern der Deutschen Allgemeinen Zeitung wünsche ich weiterhin eine erfolgreiche journalistische Arbeit und persönlich viel Glück und Zufriedenheit. Ihren Lesern wünsche ich weiterhin viel Freude bei der Lektüre ihrer DAZ und natürlich ebenfalls beruflich und privat Glück und Erfolg.

Interview: Malina Weindl

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