GAZETA WYBORCZA (Polen): „Der Bau einer Pipeline durch die Ostsee macht Mitteleuropa, vor allem Polen, im Energiebereich noch abhängiger von Russland als bisher. Russland hat eine lange Tradition, den Gashahn bei Streitigkeiten mit anderen Staaten zu nutzen. Bislang wurde das ‚Gashahn-Argument‘ gegen Polen dadurch erschwert, dass auch Deutschland an der gleichen Pipeline hing. Polen sollte in dieser Situation die Illusion begraben, dass die gemeinsame Leitung mit Deutschland Sicherheit bei der Energieabhängigkeit von Russland gibt. Zum anderen sollte es neue Gespräche mit der neuen, christdemokratischen Regierung in Deutschland geben. Angela Merkel, die mit Sicherheit Kanzler wird, hat kürzlich in Warschau gesagt, Ostpolitik könne nicht über die Köpfe der Polen hinweg geführt werden. Nehmen wir sie beim Wort.“

RZECZPOSPOLITA (Polen): „Unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist der Bau einer Gaspipeline unter dem Meer um vieles teurer als auf dem Land. Für Russland ist die Umgehung Polens, der Ukraine und Weißrusslands ein zusätzliches Instrument, um politischen Druck auf die Länder zwischen Russland und Deutschland auszuüben. Für Schröder ist der Vertrag mit Gazprom ein wirtschaftlicher Erfolg, den die deutsche Wirtschaft heute sehr benötigt. Weil in Deutschland bald gewählt wird, kann Putins Geschenk für Schröder nicht nur großen wirtschaftlichen, sondern auch politischen Wert haben.“

OSTSEE-ZEITUNG (Deutschland): „Außenpolitik ist Chefsache. Und die hat pragmatisch zu sein, pragmatischer geht’s kaum. Menschenrechtsverletzungen in China, Bürgerkrieg in Tschetschenien und im Fall der Ostsee-Pipeline Interessenzwist mit Polen und dem Baltikum – schon fast egal. Wie kein anderer Kanzler vor ihm, hat Schröder rein deutsche Interessen in den Mittelpunkt der Außenpolitik gerückt. Das einst vielbeschworene Dreieck Paris – Berlin – Warschau hat für Schröder ohnehin kaum eine Rolle gespielt.“

MÄRKISCHE ODERZEITUNG (Deutschland): „Da Deutschland nicht gleichgültig sein kann, was aus der Atommacht Russland wird, ist neben einer verstärkten internationalen Einbindung auch ein kritischer Dialog notwendig. Langfristige Energielieferungen können kein Grund sein, Demokratie und Menschenrechte nicht zu thematisieren. Freilich sollte sich auch eine Bundeskanzlerin Merkel öffentliche Belehrungen verkneifen. Die CDU-Chefin schickte im August den Unions-Außenpolitiker Schäuble nach Moskau, um das Terrain zu sondieren. Besser wäre es gewesen, sie selbst hätte Putin getroffen. Gute persönliche Kontakte, das haben Kohl und Schröder gezeigt, sind wichtig. Dass Merkel neue Achsenbildungen ablehnt, weiß der Kreml und wird sich darauf einstellen.“

GENERAL-ANZEIGER (Deutschland): „Man muss nicht jede Kritik Polens und der baltischen Staaten, die alle ein sehr belastetes Verhältnis zu Moskau verbindet, blind übernehmen. Das Projekt ist kein Wahlgeschenk Putins an einen persönlichen Freund, der auf Abruf im Kanzleramt sitzt. Es sichert die Energieversorgung in Deutschland auf lange Sicht.“

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