DAZ veröffentlicht in dieser Ausgabe die Arbeit Nr. 34 von Kristina Wiese und Darja Schilina, Teilnehmerinnen des Sprachwettbewerbs „Deutsch in meinem Heimatort“.

“Ich will nicht, ich bin müde”- ruft meine Tochter laut und trampelt mit ihren Füßen. Dabei lässt sie ihr Buch auf den Fußboden fallen. Meine Tochter heißt Dascha. Ich bin verwirrt und weiß nicht, was ich machen soll. Wie kann ich bei ihr Interesse zum Lesen wecken? Und plötzlich erinnere ich mich an eine Geschichte.

„Setzt dich und hör aufmerksam zu,“- sage ich meiner Tochter.

Es war einmal ein kleines Land. Niemand wusste, wie dieses Land hieß. Die Leute, die in diesem Land wohnten, hatten keine Namen. Es war sehr kalt und einsam dort. Es gab keine Schulen, keine Kindergärten und keine Werke in diesem Land. In einem kleinen Häuschen lebte eine Familie: Mutter, Tochter und eine alte Großmutter. Die Mutter saß immer am Fenster, die Oma schlief in ihrem Zimmer. Im Haus war alles genauso trübe wie im ganzen Land.

„Wir wollen dieses Mädchen „Regenbogen“ nennen“ – schlägt Dascha vor.

„Regenbogen ist ein sehr schöner Name,“- antworte ich und freue mich, dass meine Tochter schon auf die Geschichte gespannt ist. Und ich erzähle weiter.

Einmal fand das Mädchen namens Regenbogen ein altes schönes buntes Buch im Schuppen, der neben ihrem Haus stand. „Was für ein Buch ist das?- fragte es ihre Oma. „Ach, mein liebes Kind! Die Zeit ist gekommen, dass ich dir diese Geschichte erzähle. Vor sehr langer Zeit war unser Land einmal sehr schön. Viele schöne Pflanzen und Bäume wuchsen überall und in den Wäldern, auf den Wiesen und Feldern lebten verschiedene Tiere. Draußen war es sehr warm und angenehm. Die Menschen waren glücklich. Jeder hatte was zu tun und das Land gedieh. Aber die Menschen gewöhnten sich allmählich daran, dass alles gut war, und sie wurden faul. Sie arbeiteten nicht mehr und wollten nicht mehr lernen und studieren. Eine böse Fee erfuhr davon und sagte:

„Von nun an wird das Land verschneit sein, ihr vergesst eure Namen, alles wird grau und trübe, bis jemand dieses Buch findet und liest.“

„Und du, mein Kind, hast dieses Buch gefunden.“

„Aber ich kann nicht lesen“- erwiderte das Mädchen Regenbogen.

„Ich helfe dir, – sagte die Oma mit einem zärtlichen Lächeln – „aber jetzt ist es schon spät, geh schlafen. Morgen beginnen wir mit dem Alphabet.“

Die Arbeit Nr. 34

Regenbogen träumte in dieser Nacht. Sie sah schöne Gärten, Bäume, Blumen, Schmetterlinge, Vögel und Tiere. Am Morgen begann sie alle Buchstaben zu lernen. Sie lernte fleißig, obwohl es nicht so leicht war. Aber Regenbogen machte Pausen und lernte weiter. So vergingen Tage, Monate. Und eines Tages nahm Regenbogen das Buch und versuchte es zu lesen. Es war schwer, aber sie versuchte wieder und wieder. Ihr Wunsch, die Welt und das Leben zu ändern, war sehr groß. Sie gab sich viel Mühe. Und als sie das ganze Buch bis zu Ende las, wurden ihre Augen blau, ihre Haare golden, und ihre Kleidung bunt. Die Stadt wurde bunt. Die Menschen sahen einander an, lächelten und fragten einander: „Was ist los?“

„Ein Wunder ist geschehen. Ein kleines Mädchen namens Regenbogen hat uns gerettet“-sagten ihre Nachbarn. Dem Mädchen zu Ehren begannen die Leute zu feiern, aber es dauerte nicht lange. Am nächsten Morgen mussten die Erwachsenen, wie es früher war, zur Arbeit, und die Kinder zur Schule und in die Kindergärten gehen. Regenbogen war sehr müde, sie ging früh schlafen. Sie träumte wieder, dass eine böse Fee gekommen ist.
„Aber sie macht nichts Schlimmes,“-beruhigte ihre Oma sie.

„Wenn wir nach Wissen streben und ständig hinzulernen, wird alles gut!“

Regenbogen lebte weiter in ihrem guten und schönen Land und las Bücher in der Freizeit.

„Ich will auch lesen“-sagt Dascha.

Und ich? Ich bin stolz auf sie.

Von Kristina Wiese und Darja Schilina

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