Das Konzert der Berliner Band Andromeda Mega Express Orchestra Mitte Juni im Kasachischen Nationalen Kurmangasy-Konservatorium stellte einen ganz besonderen Höhepunkt in dem Jahr „Deutschland in Kasachstan 2010“ dar. Die Band, die sich zur Hälfte aus Jazzern und zur Hälfte aus klassischen Musikern zusammensetzt, verwöhnte das kasachstanische Publikum mit einem ganz neuen, bisher nie gehörten Klangerlebnis.

/Bild: Christine Karmann. ‚Klassische Musiker und Jazzer in ungewöhnlicher Harmonie’/

Das erste Stück, „Gamma, Pluto, Delta“, erinnert an den Soundtrack des Filmes „Catch me if you can“, eine weitere Komposition ist eine wilde Mischung aus Cha-Cha-Cha und der Klassik des 20. Jahrhunderts. Die einzelnen Stücke des Andromeda Mega Express Orchestras – kurz AMEO – vereinen nicht nur Jazz- und Klassikinstrumente zu einem stimmigen Orchester, sondern sie verbinden auch verschiedenste Musikelemente. Mit diesem ungewöhnlichen Mix bezauberte das AMEO Mitte Juni das Publikum im Kasachischen Nationalen Kurmangasy- Konservatorium.

Der Stil der Band lässt sich wohl am Besten mit dem Begriff „cross-over“ beschreiben, denn es ist ein wilder und dynamischer Mix unterschiedlichster Stilrichtungen und Genres – von klassischen Musikelementen über Jazz, moderne Klassik, Rock und Pop bis hin zu einzelnen Alltagsgeräuschen, die klanghaft in die Komposition einfließen. Diese stammen meist aus der Feder von Bandleader Daniel Glatzel. Er komponiert auf ganz verschiedene Art. Meistens lässt er sich dabei von seinem Alltag
inspirieren.

Ein musikalisches Experiment

Bunt, auffällig, außergewöhnlich – so ist auch die Musik von AMEO

Als sich vor vier Jahren die damals über zwanzig Musiker, die unter anderem aus Deutschland, Frankreich, Kanada, Tschechien und Thailand stammen, um den jetzigen Bandleader und Komponisten Daniel Glatzel sammelten, wusste keiner was auf ihn zukommt. Was damals als musikalisches Experiment begann, ist zu einem Erfolgsrezept geworden, das „koreanische Konzertsäle und bayrische Provinznester mit seinen harmonischen Wagnissen und seinem rhythmischen Wahnsinn in Staunen versetzt“, wie auf der Homepage der Band nachzulesen ist. Wie das Publikum in Almaty auf den ganz eigenen Stil der Band reagieren würde, wusste man nicht. Der Schlagzeuger Andreas Haberl erklärte vor dem Konzert: „Unsere Musik ist geprägt von unseren kulturellen Einflüssen. Hier jedoch gibt es einen ganz anderen kulturellen Hintergrund. Ich bin gespannt, wie unsere Musik auf das Publikum wirkt.“

Die Schwestern, Rasija und Alija Saurbajewa, jedenfalls waren von AMEO begeistert. Die ältere der beiden Schwestern, die selbst Musikerin ist, beschreibt die Musik als sehr melodisch, expressiv und unglaublich energiegeladen. Auch der Student und begeisterte Wagnerliebhaber Andrei Rylow war hingerissen von dem Konzert „Diese Musik ist so gar nicht wie Wagner, aber so reich und vielfältig.“

Kein klassisches Orchester

Ungewöhnlich ist, dass es keinen Dirigenten gibt, der das 20köpfige Orchester leitet, stattdessen scheint jeder Musiker diese Rolle während des Konzerts einmal zu übernehmen und die Band durch ein Stück zu führen. „Wir sind eben kein klassisches Orchester im eigentlichen Sinne, deshalb haben wir auch keine Dirigenten“, erklärt der Trompeter Fidelis Häntzel. Dass das Andromeda Mega Express Orchestra kein gewöhnliches Orchester ist, lässt allein schon der Name vermuten. Diesen erklärte Daniel Glatzel vor allem mit dem Umfang des Projekts, die aufwendige Organisation der Band und die Neuheit ihrer Musik: „Der Name steht wohl vor allem für den Größenwahnsinn des Projekts und umschreibt die große Freude am Spielen.“

Die Freude der Band am Musizieren kann man auch während des Konzerts beobachten. Auf der Bühne herrscht ausgelassene Stimmung zwischen den Musikern, die trotz ihres unterschiedlichen musikalischen Hintergrundes – ob Klassik oder Jazz – harmonieren. Die Band lebt von jedem einzelnen Instrument. „Das lässt sich am besten mit dem Sonnensystem vergleichen. Jeder einzelne Planet dreht sich um die Sonne, aber auch um die eigene Achse. Und genau so ist es auch mit unserer Musik“, erläutert Daniel Glatzel.

Gemeinsam improvisieren

An dem Tag vor dem Konzert hatte die Band gemeinsam mit den Musikern des Konservatoriums unter dem Titel „Master Class Sensation“ ein musikalisches Seminar und eine Jam Session veranstaltet, wo es zum künstlerischen Austausch sowie gemeinsamen Proben kam. Die Band spielte einige Stücke ihres Repertoires und die kasachstanischen Musiker stellten die einheimischen Instrumente Dombra sowie einen mit Kamelhaut bespannten Kürbis vor. Der Bandleader Daniel Glatzel könnte sich durchaus auch vorstellen, einen Dombraspieler in das Ensemble aufzunehmen, allerdings müsste er sich dann erst informieren, wie man für dieses Instrument komponiert. „Das ist ein reizvoller Gedanke. Ich experimentiere gern.“

Den Abschluss des einzigen Konzerts von AMEO in Kasachstan bildete ein wildes und lautes, temperamentvolles und dynamisches Stück, welches vom Publikum mit stürmischem Applaus belohnt wurde. Das AMEO ging von der Bühne, um kurz darauf noch einmal wiederzukommen und für die inzwischen nur noch wenigen im Saal Verbliebenen eine Zugabe zu spielen – ein besinnliches und melodisches Stück mit futuristischen Elementen, das den Zuhörer auf seinem Nachhauseweg begleitete.

Von Antje Pfeifer

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